Sound on! So baust du deine perfekte Yoga-Playlist

Sollte man beim Yogaüben bzw. -unterrichten Musik spielen oder nicht? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für die einen ist das ein Tabu, zum Beispiel weil Musik möglicherweise von der Konzentration auf den Atem und den Körper ablenkt. Für die anderen ist Musik ein Werkzeug, um die Energie der Stunde zu unterstützen und die Schüler*innen klanglich durch ihre Praxis zu tragen.

Ich persönlich finde, dass das Üben in Stille absolut magisch sein kann, aber unterrichte und praktiziere selbst meistens mit Musik. Mich hält die Musik eher im Raum und bei meiner Praxis, als mich abzulenken.

Ich liebe es, für meine Yogastunden passende Playlists zu erstellen.

Und natürlich auch für meine eigene Praxis. Zugegebenermaßen höre ich diese dann auch beim Arbeiten oder in der Bahn. Beim Üben oder im Unterricht freue mich immer ganz besonders, wenn ein Lied genau zur richtigen Zeit einsetzt, wenn die Stimmung einfach perfekt passt oder manche Schüler*innen erfreut auflachen, wenn sie ihren Lieblings-Track hören. Dieses Timing hinzubekommen und die richtige Musik auszuwählen, ist aber gar nicht so einfach.

Bei mir hat es ein wenig gedauert, bis ich einmal nach einer Stunde so richtig glücklich mit dem Soundtrack war, nicht aus Versehen zu laut bzw. zu leise gedreht oder zu chaotische Musik gespielt habe. Im Lauf der Zeit habe ich ein System entwickelt, nach welchem ich meine Listen baue.

Wenn ich eine Yoga-Playlist baue, gehe ich folgendermaßen vor:

  • Stundenthema festmachen: Worum geht es inhaltlich in der Stunde? Welche Asana will ich als Höhepunkt unterrichten und an welcher Stelle passiert das ungefähr? Werde ich viel zum Stundenthema sagen oder eher die Asanapraxis und die Musik sprechen lassen?
  • Musikalischer Höhepunkt: Welches Lied wäre dementsprechend der Höhepunkt der Playlist und wohin passt es im Zusammenhang mit den Asanas? Ich wähle gerne einen Song in einer verständlichen Sprache (meist Englisch) aus, dessen Lyrics zum Thema passen. Den platziere ich so, dass er ungefähr dann läuft, wenn sich die Schüler*innen in länger gehaltenen Asana aufhalten und ein wenig mehr Kapazität zum Zuhören haben als wenn sie gerade Handstand üben.
  • Dynamik-Kurve der Playlist überlegen: Je nachdem, wo ich ungefähr in meiner Sequenz die anstrengenderen, dynamischeren Asana bzw. die Höhepunkt-Asana einbaue, muss auch die Musik entsprechend dynamisch sein: Spiele einen sehr ruhigen Song während schweißtreibender Rückbeugen, und weg ist die Energie.
  • Ich schiebe zuerst einige Songs in meine Playlist, die ich auf jeden Fall spielen will, bringe sie in die richtige Reihenfolge und fülle anschließend auf, bis die richtige Anzahl an Minuten erreicht ist.

Bei einer 90-minütigen Klasse umfasst meine Playlist meistens ca. 75 bis 80 Minuten – der Rest fällt locker für Meditation, Singen oder Musik-Pausen bei komplexeren Erklärungen und Demonstrationen weg. Bei 60-minütigen Kursen ist die Playlist meist um die 55 Minuten lang.

Am Ende ist immer auch ein wenig Glück mit dabei, die Stimmung ist abhängig von der Tageszeit, der Gruppe und der allgemeinen Atmosphäre im Raum. Aber natürlich gibt es ein paar Aspekte, die man noch zusätzlich beeinflussen kann.

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Das beste Tool zum Abspielen

Spotify ist mein favorisierter Musikanbieter. Man kann Playlisten super einfach teilen und veröffentlichen, alles Erdenkliche an Musik ist verfügbar und die Empfehlungen funktionieren recht gut, sodass ich immer neue Tracks für meinen Unterricht finde.

Ich habe neben den fertigen Listen für Kurse auch Listen mit Sammlungen in meinem Spotify. Sie heißen “Savasana”, “Pre Class Tunes” oder “Yoga Pipeline Poppiger.” Da schmeiße ich alles rein, was ich irgendwann mal spielen will und greife darauf zurück, wenn ich schnell und sicher den richtigen Song brauche.

Auch Apple Music oder Deezer eignen sich gut für das Erstellen von Playlists. Heißer Tipp: Mit tunemymusic kannst du bestehende öffentliche Playlists, egal von wem, ganz einfach mit drei Klicks in einen neuen Player übertragen, vorausgesetzt du hast einen Account beim Ziel-Anbieter und die entsprechenden Lieder sind auch dort verfügbar. Das ist beispielsweise sehr praktisch, wenn du online Yoga unterrichtest und deinen Schüler*innen mehrere Möglichkeiten bieten willst, die Musik abzuspielen.

Die Musikauswahl

  • Du hast Elektro auf der Playlist, obwohl man dich eigentlich damit jagen kann? Bleibe deinem Geschmack treu! Songs, die du privat überhaupt niemals hören würdest, haben nichts auf deiner Playlist zu suchen. Du musst Spaß an deiner Musik haben, dann haben deine Schüler*innen auch Spaß daran. Das gilt übrigens auch für Kirtan- und andere “spirituelle” Songs!
  • Weniger Text ist mehr: Ich versuche, mehr Titel ohne Gesang zu wählen, denn manchmal lenken Lyrics von den Anweisungen ab, vor allem, wenn diese etwas komplexer sind. Genauso wie du lieber über ein Thema mit viel Klarheit reden solltest, als drei Themen so halb anzuschneiden, setze Liedtexte ganz bewusst ein, wenn du möchtest, dass die Leute die Message hören. Umgekehrt gilt: Wenn die Aussage eines Liedtexts so überhaupt gar nicht passt, lass den Song lieber weg.
  • Alle gewählten Songs einmal komplett durchhören! Ich habe neulich erst selbst den Fehler gemacht und ein Lied nur stückweise angehört, in welchem dann urplötzlich ein deutschsprachiger Text über die Novemberrevolution 1918/19 auftauchte. Es war ein wenig lustig, die Leute damit ins Savasana zu schicken und ich habe schnell weiter geschaltet…
  • Ab und zu – selten! – baue ich einen richtigen Pop-Gassenhauer in die Playlist ein. Das macht mir und den Leuten Spaß und kann die Stimmung lockern oder besonders intensivieren. Gerne Cosmic Girl von Jamiroquai, Don’t Stop Me Now von Queen, High von der Lighthouse Family oder ähnliche Lieder, die fast alle kennen. Gut kommen auch immer Cover von bekannten Popsongs, wie zum Beispiel dieses hier.

Die richtige Stundendynamik

  • Mach ruhig lauter: Ich finde nichts unnötiger beim Üben, als wenn ich die Musik nur so halb und fahrstuhlmäßig im Hintergrund höre. Entweder du machst Musik an und benutzt sie als Werkzeug zum Unterrichten bzw. Üben – oder eben nicht. Das gilt, solange man deine Stimme noch hört, versteht sich.
  • Power bis zum Schluss: Eine Playlist muss nicht unbedingt voller Beat anfangen und dann immer “ruhiger” werden. Ich mag es, die Energie gegen Ende der Stunde musikalisch nochmal hochzufahren und noch etwas bewegtes einzubauen, damit die Leute nicht denken, es ist schon fast vorbei.
  • Ich kombiniere einige Songs, die mir neu sind mit welchen, die ich schon gut kenne und gerne verwende. So habe ich die Gewissheit, dass der Soundtrack nicht unvermutet völlig aus dem Ruder läuft.

Ein paar praktische Kniffe für Lehrende

  • Wenn ich einen eher komplexen Chant singen möchte, spiele ich ihn – soweit möglich – vor der Stunde schon im Raum. Dann haben die Leute ihn schon einmal gehört, und es fällt ihnen leichter, mitzusingen. Häufig versuche ich, das Mantra oder den Vers, den ich am Anfang der Stunde singe, auch während der Klasse in der gleichen oder einer anderen Version nochmals vom Band abzuspielen.
  • Ich habe lieber einen Song mehr in der Liste, als zu früh im Savasana-Lied zu landen. Deshalb baue ich vor dem geplanten Savasana-Lied meistens noch einen Puffer ein, den ich dann überspringe.
  • Natürlich habe ich nicht immer Zeit, zu jeder Stunde eine perfekt durchdachte Playlist zu bauen. Deshalb benenne ich meine Listen so, dass ich schnell weiß, für welche Art Stunde ich sie erstellt habe. Manchmal springe ich auch ungefähr bei der Hälfte der Stunde von einer Liste zu einer anderen, um ein wenig mehr Abwechslung hinein zu bringen. Das funktioniert meistens, wenn man sich in der eigenen Musikbibliothek gut auskennt.

Du hast noch nie eine Yoga-Playlist gebaut?

Und hast genauso wenig wie dein Spotify-Algorithmus eine Ahnung, welche Lieder dafür in Frage kommen? Dann empfehle ich dir: Folge Yogalehrer*innen, deren Musikgeschmack du magst, und höre dich durch ihre Listen.

Meine liebste Inspirationsquelle ist unsere Autorin Janna, deren Playlists übrigens immer viel länger sind als die eigentliche Stunde; ich habe keine Ahnung, wie sie während des Unterrichtens so schnell durch die Songs zappt – aber wer kann, der kann!

Der spirituelle Teil der Musikauswahl: Ein paar übliche Verdächtige

Wie gesagt sind Geschmäcker auch verschieden, wenn es um die Wahl der “Esomucke” geht, um das mal mit den Worten meines fünf Jahre jüngeren Ichs zu sagen. Die Musik folgender Spiri-Künstler*innen ist sehr beliebt:

  • Krishna Das
  • Tina Malia
  • DJ Drez
  • Wah!
  • Deva Premal
  • Und der Geheimtipp aus meiner Peace-Yoga-Familie: Jivaloopa aka Niklas Noack, der mit verschiedensten Instrumenten eigene Songs produziert

Wie immer gilt beim Yoga das Praxisprinzip.

Hundertprozentig sicher über den Effekt einer Playlist kann man sich nur sein, wenn man es ausprobiert hat. Deshalb über-konstruiere auch nicht alles und lass manchmal einfach deiner Lust an der Musik freien Lauf. Du wirst sehen (oder besser: hören!) was funktioniert. 

Hier findest du einige meiner Playlists. Ich hoffe, sie sind dir eine gute Inspiration! Hast du noch weitere Tipps für den perfekten Yoga-Soundtrack? Her damit!

Deine Uli

Titelbild © Eric Nopanen via Unsplash

2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo liebe Uli,
    danke für den super Artikel!
    Um nicht in eine (Kosten-)Falle zu treten, lese ich mich aktuell etwas in das Thema ein.
    Ich stoße immer wieder darauf, dass man Spotify nicht gewerblich nutzen darf und dachte, das gilt auch für Yogastunden.
    Liebe Grüße
    Judith

    1. Liebe Judith,
      Ich bin da leider auch noch nicht auf eindeutigere Infos gestoßen, aber danke für die Anregung. Ich versuche mal, mehr dazu heraus zu finden.

      Liebe Grüße! Ulrike

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