Jivamukti Yoga: Der Weg zur Erleuchtung durch Mitgefühl

Beim Jivamukti Yoga weiß man, was man hat! Das sagen viele, die gefragt werden, was es denn mit dieser Yoga-Art auf sich hat. Kein Wunder: Egal, wo man ein Jivamukti Yoga Studio betritt, trifft man auf top ausgebildete Lehrer*innen, sinnvoll aufgebaute Asana-Sequenzen, fancy Playlists und meistens auch auf die sensationelle Lavendel-Lotion, mit der man in Savasana den Nacken massiert bekommt.

Aber was steckt genau hinter dem Yoga-Stil? Hier erfährst du alles, was du wissen musst.

Was ist Jivamukti Yoga?

Die offizielle Definition dieses Yoga-Stils ist: “Jivamukti Yoga ist ein Pfad zur Erleuchtung durch Mitgefühl für alle Wesen.” Hinter dieser abstrakten Beschreibung steckt eine extrem durchdachte Yoga-Methode, die vor allem für ihre herausfordernden, dynamischen Asana-Klassen bekannt, aber auch auf spirituelles Lernen und aktivistisches Handeln ausgerichtet ist. Entwickelt wurde sie in den 1980ern in New York von Sharon Gannon und David Life.

Was erwartet dich in einer Jivamukti Yoga Klasse?

Die Klassen sind körperlich meist fordernd, dynamisch und erinnern in der Asana-Praxis an klassisches Ashtanga Yoga, was kein Wunder ist, denn Sri K. Patthabi Jois war einer von Sharons und Davids Lehrer*innen. Im Gegensatz zum Ashtanga gibt es hier (oft laute) Musik, Sanskrit-Mantren und ein Akkordeon-artiges Instrument, das Harmonium, mit dem die Chants begleitet werden. Du wirst einige Minuten auf das Mantra Lass los meditieren, ein bisschen über Yoga-Philosophie erfahren, gute Hands-On-Assists bekommen und wahrscheinlich ziemlich ins Schwitzen geraten.

Die Klasse beginnt meist mit einem gemeinsamen OM und einem Chant. Dann folgt ein kurzer Vortrag zum Yoga-philosophischen Thema des Monats, dem so genannten Fokus des Monats. Manche Lehrende binden diesen auch in die Klasse ein. Es folgen ein warm up und Sonnengrüße, danach meist einige stehende Asanas. Die Klassen schließen eigentlich immer mit einer Sequenz aus Salamba Sarvangasana (Schulterstand), Halasana (Pflug), Matsyasana (Fisch) und Savasana. Je nach Fokus der Klasse wählen die Lehrenden einen Asana-Fokus für den Mittelteil, immer jedoch findet man Vorbeugen, Drehungen, Rückbeugen und Umkehrhaltungen.

Genau genommen gibt es 14 Punkte, die in einer Jivamukti Open Klasse immer enthalten sein müssen. 

Innerhalb dieses Rahmens haben die Lehrenden alle Freiheiten, sich kreativ auszuleben. Die 14 Punkte sorgen aber dafür, dass die Klasse energetisch ausbalanciert ist und sich für die meisten Menschen gut anfühlt. 

Eine Besonderheit von Jivamukti-Klassen ist, dass die Lehrenden die Asanas gar nicht oder kaum selbst demonstrieren, sondern nur verbale Anweisungen geben. Dies soll unsere Fähigkeit schulen, zuzuhören und bei uns zu bleiben, statt sich mit den Augen an anderen zu orientieren.

Grundsätzlich richten sich Jivamukti Open Klassen an alle Menschen, da es zahlreiche Möglichkeiten gibt, sie zu variieren. Tatsächlich sind die Klassen – zumindest im Studio-Kontext – eher für fitte Menschen ohne körperliche Einschränkungen geeignet.

In den Open Klassen wird viel Wert auf den stetigen Fluss des Atems gelegt, in den Fundamentals oder Basic Klassen sehr genau die Ausrichtungs-Prinzipien erklärt. Starte also am besten mit Basic und trau dich dann bald in die Open-Stunden. Da sich die Sequenzen immer wieder wiederholen und einige Lehrende viele Varianten anbieten, lernt man schnell by doing.

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Für wen ist Jivamukti Yoga geeignet?

Wenn du bei mindestens drei der folgenden Punkte innerlich nickst, solltest du dich definitiv in ein paar Jivamukti-Stunden wagen. Der Stil ist für…

  • Menschen, die sich gerne bewegen und das Sportprogramm gerne während der spirituellen Praxis erledigen
  • Alle, die gerne einen klaren Rahmen haben, in dem sie sich ihrer Praxis hingeben können
  • Kleine Philosoph*innen, Spiri-Yoga-Praktizierende und Musik-lover
  • Überzeugte Veganer*innen und solche, die es werden wollen

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Woher kommt Jivamukti Yoga?

Die Anfänge der Methode liegen in einem kleinen New Yorker Studio, in dem die beiden Künstler*innen Sharon Gannon und David Life 1985 beginnen, Yoga zu unterrichten. Sie selbst haben jahrelang von ihren indischen Lehrer*innen gelernt und auf dieser Basis eine Methode kreiert, die für Westliche Schüler*innen gut zugänglich ist – ohne aber die spirituellen, psychologischen und körperlichen Aspekte des Yoga, die sie selbst kennengelernt haben, zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Sie wollen alles, was sie selbst am Yoga lieben und erfahren haben, weitergeben und zu einer ganzheitlichen Methode zusammenfügen.

Im Zentrum stehen dabei die Beziehungen zwischen allen Wesen:

sthira-sukham-āsanam     (YS II.46) 

Zu Deutsch: Die Beziehung zur Erde soll gleichzeitig stabil und freudvoll sein. Diese zentrale Passage aus dem Yoga Sutra des Patanjali ist die Grundidee des Jivamukti Yoga. Mit asana ist damit nicht nur die Yoga-Haltung auf der Matte gemeint, die sich für die Übenden gut anfühlen soll, sondern die Beziehung zur Erde, allen Wesen überall. Dass diese Beziehung wechselseitig zum Besten des jeweils anderen wirken soll, ist ein radikaler Gedanke, der weit über die Praxis auf der Matte hinausgeht und viele Funktionsmechanismen unserer Gesellschaft in Frage stellt.

Deshalb ist in diesem Yoga-Stil die Asana-Praxis auch weit mehr als körperliche Anstrengung: Sie soll uns dabei helfen, unser eigenes Mitgefühl neu zu entdecken, ein Gefühl der Verbundenheit zu spüren und den Wunsch zu entwickeln, das Leben anderer zu bereichern.

Als Namen für ihre Methode wählen Gannon und Life das Wort Jivamukti – dies ist ein vom Sanskrit-Begriff jivanmuktih abgeleitetes Kunstwort. Jiva ist die individuelle, lebende Seele und mukti die Befreiung. Jivanmuktih bedeutet also soviel wie Befreiung zu Lebzeiten. Es geht den Gründer*innen darum, zu verdeutlichen, dass eine spirituelle Praxis auch mitten im Leben zu mehr Mitgefühl und Verbindung führt – nicht erst nach dem Tod in irgendeinem Jenseits.

Mit wie viel Bedacht, Wissen, Konsequenz und Hingabe Sharon Gannon und David Life ihren Yoga-Stil kreiert haben und bis heute weitergeben, wird Team FLGH erst klar, als sie selbst als Schülerinnen in ihren Yoga-Ausbildungen sitzen. Hinter den Yoga-Klassen, die auf den ersten Blick wirken, als wären sie ausschließlich für hippe Großstädter*innen gedacht, steckt eine wunderbare Philosophie, die genau auf das Gegenteil abzielt: nämlich, offen für alle Wesen zu sein.

In den Klassen kommt die Jivamukti Yoga Philosophie durch die fünf Säulen zum Ausdruck:

  • Ahimsa – ein gewaltfreier Lebensstil, der das Mitgefühl allen anderen Lebewesen und der Umwelt gegenüber mit einschließt. Der Fokus liegt hier oft auf ethischem Vegetarismus, den viele Jivamukti Yoga Übende praktizieren
  • Bhakti – Hingabe an die Idee von Einheit als Ziel aller yogischen Praktiken. Du wirst oft dazu aufgefordert, eine höhere, selbstlose Intention zu setzen oder heilige Mantren mitzusingen
  • Dhyana – Meditation. In jeder Jivamukti Stunde gibt es eine kurze Meditation
  • Nada – heißt soviel wie Klang. Durch verschiedene Elemente wie Musik, Tonaufnahmen, gemeinsames Singen oder einfach die Stimme des*r Lehrenden soll die Fähigkeit des tiefen Zuhörens geschult werden. Ein Grund dafür, dass Jivamukti Lehrende die Asanas fast nie demonstrieren, sondern sehr präzise ansagen
  • Shastra – Schrift. Yoga-Philosophie und Sanskrit, zum Beispiel in Form der Asana-Namen, findest du in jeder Jivamukti Yoga Stunde. Die Lehrenden orientieren sich dabei an einem Fokus des Monats, der in allen Jivamukti Yoga Schulen auf der ganzen Welt gleich ist

>> Lesetipp: Best of Yoga-Bücher – Yogaphilosophie, Yogalehre-Literatur und Bestseller

Die Idee hinter dem komplex erscheinenden Aufbau der Jivamukti Yoga Klassen ist es, eine integrale Yoga-Methode zu erschaffen, die Elemente aus verschiedenen Yoga-Traditionen miteinander vereint. Als Schüler*in bekommst du von diesem komplexen Aufbau nicht unbedingt etwas mit. Denn all diese Anteile werden dir in Häppchen von deinem*r Lehrer*in serviert, ohne, dass du dir Gedanken machen musst.

Da die Ausbildung im Jivamukti Yoga global vereinheitlicht ist, kannst du davon ausgehen, dass alle Lehrenden dieselbe gute Basis haben, um Yoga zu unterrichten. Du wirst sämtliche beschriebene Elemente in jeder Jivamukti Yoga Klasse wiederfinden, auch wenn alle Lehrenden unterschiedliche Schwerpunkte setzen und ihre eigene Persönlichkeit mit einbringen.

Wo kann ich Jivamukti Yoga online üben?

  • Für Jivamukti Yoga online schau bei YogaEasy* vorbei! Dort findest du Yoga-Videos mit tollen Jivamukti-Lehrer*innen in verschiedenen Längen und Levels. Über www.yogaeasy.de/flgh erhältst du einen Gratis-Test-Monat ohne nervige automatische Abo-Verlängerung
  • Viele Studios bieten inzwischen regelmäßig Live-Online-Klassen an. Erstklassige technische Qualität haben die Klassen bei Peace Yoga Berlin
  • Auf Jivamukti Digital findest du viele Klassen mit erfahrenen Jivamukti-Lehrer*innen, u.a. mit Rebecca und Uli

Wo kann ich in Deutschland Jivamukti üben?  

Auf der Seite jivamuktiyoga.com kannst du weltweit nach Jivamukti-Lehrer*innen suchen. Gut ist es auch immer, befreundete Lehrende zu fragen, denn die wissen oft, wer in deiner Nähe welchen Yoga-Stil unterrichtet. In den folgenden deutschen Großstädten findest du auf jeden Fall Jivamukti Yoga Lehrer*innen:

Berlin

München

Köln

Hamburg

Nürnberg

Frankfurt

Düsseldorf

Stuttgart

 Tipps und Literatur-Empfehlungen

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Weitere häufige Fragen zu Jivamukti Yoga

Ist Jivamukti Yoga für Anfänger geeignet?
Grundsätzlich ja. Die Idee der Jivamukti Open Klassen ist es, alle Übenden gemeinsam zu unterrichten und entsprechende Optionen für alle Level anzubieten. Wir empfehlen jedoch besonders kompletten Yoga-Anfänger*innen zunächst zu den Basic-Klassen zu gehen. Hier lernst du in einem Zeitraum von vier Wochen alle wichtigen Sequenzen und Prinzipien des Yoga und speziell der Jivamukti-Methode und kommst dann wahrscheinlich in den anderen Klassen gut mit.

Welche verschiedenen Jivamukti Yoga Klassen gibt es?
Es gibt verschiedene Klassenformate. Die gängigsten sind: Jivamukti Basic, Jivamukti Open, Spiritual Warrior und Restore and Renew. Die Basic-Stunden haben ein festes Curriculum, das sich alle vier Wochen wiederholt. Die Open-Stunden sind meistens 90 Minuten lang, orientieren sich thematisch am Fokus des Monats und kombinieren alle fünf Säulen inklusive Musik, Chanting und fordernder Asana-Praxis. Die Spiritual-Warrior-Klasse ist eine 60-minütige, festgelegte Sequenz, mit der du quasi expressmäßig eine volle Jivamukti-Praxis absolvieren kannst. Beim Restore and Renew wird sehr sanft geübt und entspannt.

Welche Jivamukti Yoga Übungen sind die bekanntesten?
In Jivamukti-Stunden werden dir immer wieder dieselben Sequenzen und Übungen begegnen, die von den Gründer*innen der Methode entwickelt wurden. Die bekanntesten Übungen sind die Magic 6 und die Magic 10 – Sequenzen zum Aufwärmen der Wirbelsäule mit sechs bzw. zehn Asanas. Viele Sequenzen haben Namen wie Warrior to Sage oder Kundalini’s Descent – diese kannst du im Praxisbuch des Jivamukti Yoga* nachlesen. Du wirst diese Namen jedoch selten im Unterricht hören, auch wenn die Abläufe häufig geübt werden.

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Titelbild: PR © GUZMAN

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5 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Rebecca,

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel!
    Ich bin besonders dankbar für den Abschnitt über die Philosophie von Jivamukti Yoga und wie es dazu beiträgt, Mitgefühl und Verbindung in unserem täglichen Leben zu fördern.

  2. Ich bin in einem Dru-Yoga-Kurs am Niederrhein und genieße die für jederman möglichen Abläufe von Yoga-Asanas als auch den verbesserten Energiefluß (energy block release).
    Kannst Du Dru-Yoga auch in die Liste mit aufnehmen?
    Hauptsitz: Dr. Klaus Wolf in der Nähe von Bonn

  3. Liebe Rebecca,
    vielen lieben Dank für diese tolle Jivamukti Yoga Beschreibung. Ich bin auch Jivamukti-Lehrerin und finde es prima, wenn es so passende Beschreibungen gibt, die ich für meine Teilnehmer*innen posten kann. Auch im ahoiYoga Hamburg gibt es seit diesem Jahr (2016) einen Jivamukti Yogakurs, immer samstags von 10.30-12.00h. Interessenten sind herzlich Willkommen :-)

  4. Ich habe mich schon so über diesen Artikel gefreut und muss dir, liebe Rebecca, ein grosses Dankeschön aussprechen. Den erst durch dich und den Chakra Workshop bin ich auf diese wundervolle Yoga-art gekommen! Lots of Love and Light for the new year!

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