Als ich in Tel Aviv mit meinem Koffer aus dem Bus steige und die ersten Schritte auf dem Rothschild Boulevard mache, bin ich sofort einfach glücklich. Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist. Warum genau war ich so lange nicht da?
Meine Freundin heiratet morgen, und natürlich liegt ganz viel Vorfreude, Aufregung und Liebe in der Luft. Der Plan für die vier Tage: feiern, essen, entspannen, Freunde sehen und natürlich Yoga üben. Die folgenden Studios, Cafés und Restaurants habe ich ausprobiert und kann sie euch wärmstens empfehlen.
Das Vielfältige: Studio Naim
Mit fünf Locations und über 300 Klassen wöchentlich ist Studio Naim das größte seiner Art in Tel Aviv. Auf dem Plan stehen nicht nur Yogaklassen von Ashtanga über Iyengar bis Vinyasa, sondern auch Pilates, Barre, Modern Dance, TRX und andere Dinge, von denen ich noch nie gehört habe. Ich bin am Mittwochmorgen nach Yafo geradelt, um bei Adam Harel eine Vinyasa-Klasse zu besuchen.
Das Studio liegt in einem für die Altstadt typischen niedrigen Steingebäude, innen simpel und modern ausgestaltet. Wir sind nicht die einzigen Touristen und Adam spricht während der Klasse größtenteils Englisch.
Ich bin in der recht fortgeschrittenen Klasse gut gefordert, auch wenn die Praxis bei 30 Grad nicht so schweißtreibend ist wie vermutet. Sofort wird mir klar, dass Adam, der einen Hintergrund in Ashtanga- und Anusara-Yoga hat, ein erfahrener Lehrer ist. Seine Hinweise sind extrem durchdacht und subtil, er legt viel Wert auf Ausrichtung.
Ungefähr zur Halbzeit meditieren wir und üben Pranayama, was ich ungewöhnlich finde. Aber es ist irgendwie genau der richtige Moment und ich schwebe nur so hinfort. Als Adam sagt “Turn on the Soundsystem in your Pelvis and feel the Volume, feel the Energy going up and down” muss ich ziemlich schmunzeln und fühle, wie mein Mula Bandha eine Welle an Freude durch mich hindurch jagt.
Mehr Info: Auf der Naim Website
Preis: 70 Shekel für eine DropIn-Klasse (ca. 17,50 €). Es gibt auch ein Touristenpaket, das vier Klassen zum Preis von weniger als drei Einzelklassen beinhaltet.
Im Anschluss: Brunch, zum Beispiel das traditionelle Frühstücksgericht Shakshuka, in der Shaffa Bar. Studio und Shaffa Bar liegen inmitten des Einkaufsviertels von Yafo, wo man einerseits viel Klimbim und andererseits schöne Dinge von lokalen Designern ershoppen kann. Ich bin bei Jòias Schmuck schwach geworden. Ein kleiner Bummel lohnt sich auf jeden Fall!
Das rundum Kreative: Shraddha Yoga
Vor meiner Reise im Herbst 2018 melde ich mich bei Brielle, die ich auf Instagram entdeckt habe. Sie freut sich und lädt mich sofort ein, vorbei zu kommen. Brielle hat 2017 Shraddha Yoga eröffnet, weil sie, als sie nach Tel Aviv zog, kein Yogastudio fand, in dem sie sich so richtig zuhause fühlte. Ihr Wunsch: Kreativität, Yoga und Community an einem Ort voller Möglichkeiten zusammen zu bringen.
Update Juni 2020: Leider musste Brielle ihre Studioräume aufgrund der Corona-Krise aufgeben. Sie bietet jedoch unter Anderem Yoga- und Surfstunden draußen an und ich bin sicher, sie hat bald viele neue Ideen am Start. Am besten folgst du ihr auf Instagram, um up to date zu bleiben und von ihren Angeboten zu erfahren.
Das Schicke: Ella Yoga
Natürlich wollte ich eine Klasse bei der einzig aktiv unterrichtenden Jivamukti-Lehrerin Tel Avivs besuchen, Jackie Logan. Am nördlichen Ende des Stadtstrandes liegt Namal, der Hafen, wo sich Ella Yoga befindet. Umgebaute Hangars, Startup-Büros und hippe Restaurants.
Das Studio ist auch ziemlich schick, liegt direkt an der Promenade und gehört genau wie Naim zu den ersten Yoga-Adressen der Stadt. Auch hier war die Praxis relativ fortgeschritten. Kanadierin Jackie unterrichtet auf Englisch, mag anspruchsvolle Asanas, langsam atmen und Hitze – genau wie ihre Mentorin Rima, die niemals in einer Klasse die Klimaanlage anstellen würde. Dementsprechend habe ich getropft wie wild, und bin in Savasana hinterher wie ein Stück weiche Butter auf die Matte geschmolzen.
Bei Ella Yoga gibt es neben Vinyasa-Yoga auch Iyengar und Kundalini im Angebot. Leider habe ich es nicht geschafft, eine Klasse bei Nancy Gardosh zu besuchen, die in Israel relativ bekannt für ihre Iyengar-Klassen ist. Schade – ich hätte gerne gewusst was man genau mit den Schnurkonstruktionen an der Wand machen kann…
Mehr Info: Auf der Seite von Ella Yoga
Preis: Mit 80 Shekel (ca. 19 €) die teuerste Klasse, die ich besucht habe. Auch hier gibt es aber ein Touristenpaket mit drei Klassen zum vergünstigten Preis.
Im Anschluss: Spaziergang Richtung Süden entlang der Strandpromenade, bis zum Gordon Beach. Dort den Yogaschweiß im Meer abwaschen, einen Saft trinken und unter Palmen im Schatten rasten.
Das Boutique-Studio: Yafo Yoga
Disclaimer: Das Yafo Yoga Studio scheint vorrübergehend geschlossen zu sein. Die Internetseite ist deaktiviert.
Für meine letzte Klasse in Tel Aviv habe ich mir Vinyasa bei Yafo Yoga ausgesucht. Es befindet sich in einem versteckten Mini-Steingebäude in der Altstdadt und ist wahrscheinlich das kleinste Studio Tel Avivs. Der Raum ist vielleicht 23 Quadratmeter groß, es riecht gut nach den Bastmatten, die am Boden ausliegen. Shelly, die Lehrerin, spricht Englisch und führt uns durch einen relativ unkomplizierten Flow, den sie aber sehr präzise ausrichtet.
Wer kleine Gruppen und individuelle Betreuung mag und auf Schnickschnack verzichten kann, ist hier genau richtig. Nach der Stunde tauschen wir uns aus und spielen „Yogi Geography“: „Na klar kenne ich Lehrerin A und Lehrer B! Mit Lehrerin C habe ich schon mal in London einen Workshop gemacht.“ Es wird mir wieder mal klar, wie sehr uns Yoga verbindet, egal woher wir kommen und wohin wir gehen. Wenn wir in einem Studio zusammenkommen, sind wir alle gleich.
Mehr Info: Via Yafo Yoga
Preis: 40 Shekel (ca. 9,50 €) für die erste Klasse, reguläres DropIn 70 Shekel
Im Anschluss: Mit einem der grünen Mieträder an der Strandpromenade 15 Minuten nach Norden radeln und dann rechts in die Frishman Street einbiegen, um im veganen Restaurant Anastasia zu brunchen. Ich sage nur: Kichererbsenomelette, Sonnenblumenkern-Aioli und Lassi-Bowl.
Tel Aviv, ich komme bald wieder!
Ich hatte nur so wenige Tage Zeit und konnte trotzdem so viel Neues entdecken. Essen, üben, Strand-Entspannung… ganz zu Schweigen von der Kulturszene, die ich dieses Mal ein wenig vernachlässigt habe. Tel Aviv, ich werde wiederkommen. Israel selbst ist ja im Übrigen auch ein sehr kleines Land, ungefähr so groß wie das Bundesland Hessen. Mit dem Bus kann man wunderbar herumreisen und sich Jerusalem, das Tote Meer, den See Genezaret und Co. ansehen. Bei all den politischen Spannungen, die in dem Land herrschen, sollte man vorher auf jeden Fall ein wenig Recherche betreiben. Ich habe mich aber noch nie unsicher gefühlt.
Mehr Essenstipps im Überblick:
- Wahnsinnig leckeren Hummus und traditionelle israelische Salate und Fingerfood gibt es bei Garger Hazahav im Levinsky Market. Es ist viel los in der Mittagszeit, also bring ein wenig Geduld mit – aber meistens bewegen sich die Gäste recht schnell
- Shaffa Bar in Yafo zum Frühstück oder Lunch, abends auch Drinks
- Frishman Falafel in der Frishman Street – hier gibt’s Falafel Israeli style, mit fluffiger Pita, einem himmlischen Kartoffelsnack und ganz vielen Salaten und eingelegtem Gemüse, die man sich zusätzlich nehmen kann.
- HaKosem – klassisches Israelisches Streetfood
- Anastasia, ein komplett veganes Café / Restaurant mit unglaublich leckerem Frühstück. Sehr beliebt, also nicht zu spät kommen!
- The Green Roll: Veganes Sushi, wie du es noch nie gesehen hast. Die Karte ist nur auf hebräisch und wird netterweise vom Kellner übersetzt, aber ich glaube, man kann eigentlich mit keiner der Kreationen falsch liegen.
- Urban Shaman: Von Udis Säften hat Madhavi Guemoes so geschwärmt, dass ich sie natürlich ausprobieren musste. Und auch die Frühstücksbowl hat wirklich außerordentlich gut geschmeckt.
- Cafe Levinsky: Das Café in den Straßen des Levinsky Market ist so klein, dass man es hinter dem riesigen Blumenbusch fast übersieht. Davor steht ein alter Van, in den man sich mit seinem Kaffee oder „Gasos“ setzen kann. Gasos ist die hipsterfizierte Variante eines etwas antiquierten Sirupgetränks und kommt hier mit selbst eingemachten Früchten und Sirupen und ganz viel Grünzeug daher. Einziger Nachteil: Der Wegwerfbecher, den ich mir nächstes Mal mit einem mitgebrachten Mehrweggefäß vermeiden werde.
Essen in Israel: Was bedeutet „kosher“ und „kosher style“ für Veganer*innen?
In kurz: Alles, was vegan ist, ist koscher (außer es wird auf nicht-koscheren Tellern serviert, aber ich will mich nicht zu sehr in Details verlieren). Nicht alles was koscher ist, ist vegan. Die grundsätzlichste Regel der jüdischen Reinheitsgebote bezüglich Essen ist, Milch und Fleisch zu trennen. Schalentiere und Meeresfrüchte sind dabei genauso tabu wie Schwein. Fisch und Ei zählen als „parve“, also neutral, und können zu allem gegessen werden. In der Konsequenz sind die allermeisten Beilagen, Salate und Brote parve, meistens sogar vegan, ohne unsichtbare Milchprodukte.
Lokale in Tel Aviv sind nicht unbedingt streng koscher, aber viele kochen und servieren doch „kosher style“ – und im Allgemeinen herrscht großer Respekt und ein gesteigertes Bewusstsein für verschiedene Ernährungsweisen. Für Leute, die sich vegan ernähren, ist es also sehr einfach, etwas zu essen zu finden.
Bitte beachte, dass die Preisangaben (Stand: August 2017) hier nach unserem besten Wissen recherchiert sind, wir aber keine Garantie dafür übernehmen können.
Das könnte dich auch interessieren:
- Für den nächsten Städtetrip in heimischen Gefilden schau dir unsere Yoga City Guides für München, Berlin und Hamburg an!
- Travel Mats: Unser großer Reisematten- Test
- Astro-Kartographie: So findest du deine magischen Orte