Aerial Yoga: Fliegen im Tuch

Aerial Yoga ist ein akrobatisch anmutender Stil, der in einem großen, an der Decke befestigten Tuch praktiziert wird. Was erst einmal schwierig aussieht, ist auf den zweiten Blick für viele Körper zugänglich. Schauen wir uns die außergewöhnliche Yoga-Art genauer an.

Was ist Aerial Yoga?

Aerial Yoga ist eine besondere Art des Übens, bei der klassische Yoga-Asanas in die Luft verlagert werden; diese werden durch akrobatische Figuren ergänzt, die du aus deiner herkömmlichen Yoga-Praxis wahrscheinlich nicht kennst. Neben Yoga und Akrobatik fließen außerdem Elemente aus Tanz und Pilates ein.

Dein bester und unabdinglicher Freund dabei: ein großes Tuch, das einer Hängematte ähnelt; nur, dass die beiden Enden viel näher beieinander aufgehängt sind. Du lässt dich passiv ins Tuch sinken, oder wickelst dich in atemberaubenden Figuren bis unter die Decke – beim Aerial Yoga ist von Entspannen bis Performen so ziemlich alles möglich.

Technisch gesehen ähnelt Aerial Yoga stark Aerial Silk und Aerial Hammock, die du vielleicht schon einmal im Zirkus gesehen hast. Während bei Aerial Silk mit zwei einzelnen, vertikal von der Decke hängenden Tüchern praktiziert wird, liegt man bei Aerial Yoga und Aerial Hammock in einem durchgehenden Tuch*, das einer Hängematte gleicht (deswegen auch hammock, dt. Hängematte). Während Silk und Hammock klar in die Kategorie Sport fallen, wird beim Aerial Yoga eine spirituelle, achtsame Komponente hinzugefügt.

Aerial Yoga wird auch Flying Yoga, Antigravity Yoga oder Luft Yoga genannt.

Was kannst du von einer Aerial Yoga Stunde erwarten?

Aerial Yoga ist nicht gleich Aerial Yoga – jede*r Lehrer*in gewichtet die Stunde anders. Je nachdem, ob die Klasse für Anfänger*innen oder Fortgeschrittene konzipiert ist, wirst du wahrscheinlich mehr oder weniger Bodenkontakt haben.

Beginner-Klassen tendieren dazu, mehr Übungen zu enthalten, bei denen du zumindest ein Körperteil auf der Erde hast. 

So gewöhnst du dich an das Tuch und arbeitest dich Schritt für Schritt weiter nach oben. Die meisten Stunden beginnen jedoch damit, dass du dich gemütlich ins Tuch reinsetzt, die Vorhänge zuziehst und erst einmal ankommst. Du schließt die Augen, meditierst für einige Minuten, vielleicht praktizierst du eine Pranayama-Übung. Danach folgen sanfte Mobilisationen, easy im Tuch sitzend und schwebend. 

Dann wirds anstrengend. Du wirst staunen: Es gibt kaum eine Asana, die sich im Aerial Yoga nicht umsetzen lässt. So hängst du für den Krieger II einen Oberschenkel ins Tuch, bringst das Bein in 90° und lehnst dich nach vorne – embrace the wobbles! Oder du bringst beide Knöchel in die Schlaufe, Gesicht Richtung Boden, stützt dich mit den Händen auf und: voilà! Du bist in der schiefen Ebene.

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Am Ende der Stunde wirst du mit Sicherheit auch ein-, zweimal kopfüber hängen und erste, leichtere Umkehrhaltungen praktizieren, wie den Bogen (genau, verkehrt herum!) oder den Kopfstand, der mit dem Tuch viel leichter erreichbar ist.

Lass dich nicht täuschen, die Einsteiger*innen-Klassen sind wirklich anstrengend. 

Das Tuch ist, gerade am Anfang, super wacklig und du merkst schnell, dass du sämtliche Muskeln deines Körpers aktivieren musst, um dich zu halten. So baust du aber auch relativ zügig Kraft auf, um dich in Fortgeschrittenen-Klassen kunstvoll ins Tuch einzuwickeln, verbiegen und fallen zu lassen.

Glücklicherweise endet auch jede Aerial Yoga Stunde mit dem wohlverdienten Savasana, der Tiefenentspannung. Die ist hier wirklich besonders, weil du, eingehüllt im Tuch, sicher und für dich allein, sanft hin und her wiegst.

Aerial Yoga ist außerdem prima für Yin Yoga geeignet: im Tuch kannst du dich traumhaft in die passiven Haltungen hinein schmelzen lassen.

Gibt es bestimmte Voraussetzungen, um Aerial Yoga zu üben?

Du musst für Aerial Yoga weder besonders beweglich sein, noch außerordentlich fit – diese benefits kommen von alleine, und zwar schneller, als du denkst.

Auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen, zum Beispiel Rollstuhlfahrende, können Aerial Yoga praktizieren; dazu sind lediglich ggf. Modifikationen und Hilfestellung der lehrenden Person vonnöten. Im physiotherapeutischen Sinne wird Aerial Yoga mittlerweile ebenso eingesetzt. Sprich am besten mit einem*r behandelnden Ärzt*in, ob der Stil für dich geeignet ist. Gleiches gilt im Falle einer Schwangerschaft.

Was du mitbringen solltest, ist ein bisschen Mut und Lust, Neues auszuprobieren. Eine gewisse Schwindelfreiheit ist von Vorteil; nach einigen Malen hat sich der Kreislauf aber meist schon daran gewöhnt.

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Die einzige wirkliche Voraussetzung ist ein Aerial-Tuch, auch, um alleine zuhause zu üben. Je nach Gegebenheiten mag das nicht umsetzbar sein. Des Weiteren ist eine Yogamatte zum Drunterlegen von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Weiter unten findest du Tipps, wo du in verschiedenen deutschen Großstädten Aerial Yoga üben kannst.

Aerial Yoga ist für dich geeignet, wenn du…

  • Lust hast, Yoga auf eine andere Art zu praktizieren
  • Spaß an Akrobatik und herausfordernden Haltungen hast und dich diesen spielerisch und sicher nähern möchtest
  • deine Kraft, Ausdauer und Flexibilität gehörig auf die Probe stellen möchtest
  • keine Angst vor Schwindel hast
  • eine körperliche Einschränkung hast oder in physiotherapeutischer Behandlung bist

Wie wirkt Aerial Yoga?

Beim Aerial Yoga scheinst du zu schweben; das fühlt sich nicht nur wunderbar an, sondern ist auch nachgewiesen besser für Gelenke, Rückenmuskulatur und Bandscheiben, da weniger Gewicht auf ihnen lastet. Gerade in Umkehrhaltungen ist das Üben so viel schonender. 

Außerdem können sich durchs Hängenlassen Verspannungen leichter lösen und die tieferliegenden Gewebeschichten können besser erreicht werden. Zur selben Zeit wird jeder kleinste Muskel des Körpers gefordert, genau wie Balance und Koordination, da die Bewegungen erstmal fremd sind.

Nicht zuletzt machen die Herausforderungen und kleinen Überwindungen, denen man sich immer wieder stellen muss, einfach Spaß und sorgen für ein wahres high – ich war nach einer Stunde süchtig danach.

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Woher kommt Aerial Yoga?

Auch Aerial Yoga ist ein Kind des Westens, genauer gesagt das des US-amerikanischen Tänzers, Choreografen und Akrobaten Christopher Harrison. In den 90er Jahren erfand er die Sportart AntiGravity®, der zahlreiche Subgenres wie Aerial Fitness-Workouts, Aerial Barre oder eben Aerial Yoga unterliegen.

Die Yoga-Asanas kommen aber ursprünglich – wie alle Yoga-Stile – aus Indien. Dabei sind diese nicht linear entstanden, sondern sind vielmehr das Ergebnis eines langen Prozesses, der unterschiedliche Einflüsse und Traditionen miteinander verflochten hat.

Wo kannst du Aerial Yoga praktizieren?

Berlin

Hamburg

Köln

München

Dresden

Leipzig

Frankfurt

Online

Auch online hast du die Möglichkeit, Aerial Yoga zu praktizieren – das heißt, sofern du ein Tuch bei dir zuhause hängen hast. Auf Youtube gibt es zahlreiche Kanäle, die kürzere oder längere Einheiten anbieten:

Naa, bist du neugierig geworden?

Ich warne vor, das Suchtpotenzial ist groß! Trau dich und probier Aerial Yoga einfach mal aus. Ich freue mich auf deine Kommentare!

Titelbild @ Conscious Design via Unsplash

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