Tantra Yoga: Was es mit der geheimnisvollen Lehre auf sich hat

In der geheimnisvollen tantrischen Lehre sind alle Teile des Lebens gleich wertvoll für die persönliche Entwicklung: der spirituelle Teil, aber auch der menschliche; das eine existiert nicht ohne das andere. Aber was genau bedeutet das? Und woher kommt Tantra überhaupt?

Was ist Tantra Yoga?

Mit dem Wort Tantra assoziieren viele Leute irgendwas mit Sex – das ist jedoch zu kurz gegriffen, genauso, wie Yoga nicht nur aus Asanas besteht. Tantra ist eine praxisnahe Lebensphilosophie sowie ein Lehrsystem mit körperlichen Praktiken. 

Die Ursprünge des Tantra Yoga

Die Ursprünge gehen bis nach Indien ins 2. Jahrhundert zurück, wobei die Hochzeit zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert liegt. Die Tantra-Lehre ist trotz des alten Ursprungs allumfassend und durchaus zeitgemäß.

Das System steht im Gegensatz zu den vedischen Schriften, aus denen die Yoga-Philosophie hervorgegangen ist. Tatsächlich haben Yoga und Tantra historisch gesehen völlig unterschiedliche Bedeutungen; heute werden unter dem Begriff Tantra die Texte zusammengefasst, die nicht aus der vedischen Tradition stammen. Yoga-Tradition, Tantra und Buddhismus haben sich über die Jahrhunderte allerdings stark vermischt, weshalb es heute schwierig ist, die Lehren klar voneinander zu trennen.

Ein wichtiges tantrisches Werk ist das Shiva Sutra, eine Abhandlung, die sich mit Wegen der Erleuchtung beschäftigt und Praktiken meditativer und experimenteller Natur aufführt; so sollen Energien umgewandelt und übernatürliche Fähigkeiten entwickelt werden.

Außerdem ist das Tantraloka von Abhivanagupta (1000 n. Chr.) zu nennen. Sämtliche Texte haben gemeinsam, dass sie äußert kryptisch geschrieben und von Nicht-Eingeweihten so gut wie nicht zu verstehen sind. Tantra-Texte nutzen eine symbolische, mehrdeutige Sprache, die von einem Guru erklärt werden muss. 

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Im Tantra gilt alles als heilig.

Nicht nur der asketische, spirituelle Teil eines jeden Menschen ist heilig und wertvoll, sondern eben alles. Wir müssen uns nur daran erinnern, dass wir mit all dem, was da ist, vollkommen sind. Alles und jede*r ist göttlich, auch wenn es in unterschiedlichem Gewand daherkommt.

Der Körper wird in der Tantra-Lehre nicht als ein Hindernis betrachtet, das es zu transzendieren und dessen Bedürfnisse es zu zügeln gilt, wie es in der vedischen Philosophie der Fall ist. In der Tantra-Lehre ist er vielmehr ein praktisches Instrument, das wir auf dem Weg zur Erleuchtung nutzen können und der uns diese Erfahrung überhaupt erst möglich macht.

In der Yoga-Tradition herrscht die Vorstellung von Maya, der großen Illusion. Solange wir in ihr gefangen sind, sehen wir Du und Ich, eine Außen- und eine Innenwelt. Wenn wir Maya transzendieren, begreifen wir, dass alles eins ist. Das Ziel ist, sich von der physischen Welt zu lösen. Tantra radikalisiert diese Idee: Die Welt ist real. Wenn alles eins und somit göttlich ist, dann auch der physische Körper mitsamt seiner Bedürfnisse. 

Die körperorientierte Form des heutigen Yoga entwickelte sich tatsächlich zum Großteil aus der tantrischen Tradition. 

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Die sieben Chakren und Shiva Shakti

In den alten Schriften findet sich erstmals das Konzept von den sieben Energiezentren im Körper; so ist Tantra vor allem Energiearbeit. Diese Energien können gröber oder feinstofflicher sein, mal expandierend, mal kontrahierend.

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Das Wort Tantra kommt aus dem Sanskrit und lässt sich mit Gewebe oder Zusammenhang übersetzen. Damit ist das Verweben unserer individuellen mit der universellen Energie gemeint.

Shiva und Shakti sind die göttlichen Prinzipien im Tantra Yoga.

Shiva ist das Bewusstsein, das Immerwährende, und Shakti die Energie, durch die das Bewusstsein sich ausdrückt. Diese beiden Pole finden sich in allem Leben – auch in uns selbst. Unsere Aufgabe ist es, diese Pole auszubalancieren, zum Beispiel auch dadurch, dass wir spirituelles und alltägliches Leben in Einklang bringen und sie nicht hierarchisieren. Das eine ist nicht besser als das andere, und beides lässt sich nicht voneinander trennen.

Die beiden Prinzipien sind keine Gegenpole, sondern existieren miteinander und ineinander. Sie sind non-dual. Wenn sie sich vereinen, kann die Kundalini-Energie erwachen. 

Ja, richtig, es handelt sich hier um die Kundalini-Energie, die du vielleicht aus dem gleichnamigen Yoga-Stil kennst. Der Ursprung aber, liegt in der wesentlich älteren Tantra-Philosophie. Die Kundalini-Energie wird oft mit dem Bild einer schlafenden Schlange beschrieben. Wenn wir sie durch Energiearbeit erwecken, kann sie bis zum Scheitelpunkt des Kopfes, zum Kronenchakra, aufsteigen, eben wie eine Schlange, die sich aufrichtet.  

Wie kann man sich eine Tantra Yoga Klasse vorstellen? Was sind typische Übungen?

Genauso krude wie Tantra-Texte wirken können, so unbegreifbar sind die praktischen Tantra-Übungen. Es gibt viele geheime Rituale, die nicht nach außen dringen und von Meister*innen an Schüler*innen weitergegeben werden.

Tantra Yoga ist hauptsächlich Energiearbeit. Es geht darum, die grobstofflichen und feinstofflichen Energien in dir und um dich herum wahrzunehmen. Im Tantra Yoga übt man, diese Energien zu aktivieren und kanalisieren. 

Wir wollen uns mit Tantra Yoga nicht der Welt entziehen, sondern mitten hinein springen. Das heißt, auch der Körper und all seine Wahrnehmungen sind heilig. Im Tantra Yoga findet man deshalb körperliche wie geistige Übungen: viele Atemübungen (Pranayama), Arbeit mit Yantras (quasi der physische Ausdruck eines Mantras), Mudras und Mantras; außerdem gibt es Kontemplation und Selbstreflexion, sowie Chakra-Arbeit und Yoga Nidra.

Typisch für Tantra Yoga sind Meditationen mit starken Visualisierungen.

Zum Beispiel von Symbolen wie Mandalas oder mit Bildern von Gottheiten, die man sich bis ins kleinste Detail vor dem inneren Auge ausmalt. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Meditationen innerer Stille. Eine klassische Yoga Asana Stunde, wie wir es aus anderen Stilen kennen, gibt es im Tantra Yoga streng genommen nicht. Zwar Asana wird auch praktiziert, allerdings nehmen diese häufig eher eine untergeordnetere Rolle ein.

Elemente des Tantra findet man jedoch in anderen Yogastilen: im Kundalini Yoga in Form der klaren, tiefgehenden Ausrichtung auf den energetischen Körper sowie im Anusara Yoga in Form eines Stundenthemas. Es gibt auch Yogaklassen, die als Tantric Hatha Yoga bezeichnet werden und einen stärkeren Fokus auf Asana richten. 

Tantra und Sex?

Viele denken an abgefahrene Sexpraktiken, wenn sie das Wort Tantra hören. Wenn man die Vereinigung der Shiva-Shakti Energie wörtlich nehmen möchte, dann kann Tantra mit Sex zu tun haben.

Im Gegensatz zu anderen spirituellen Strömungen wird in der Tantra-Philosophie Sex nicht abgelehnt, sondern die menschlichen Triebe werden anerkannt und bejaht. In den ursprünglichen Texten finden sich aber kaum Abhandlungen über Sex. 

Viele der angebotenen Tantra-Workshops sind von daher eher dem Neo-Tantra zuzuordnen und haben mit den originären Ursprüngen nicht allzu viel zu tun.

Für wen ist Tantra Yoga das Richtige?

Tantra Yoga ist ein Weg für all diejenigen, die sich wahrlich aufs Leben einlassen und hineinwerfen wollen, mit allen großartigen und schmerzhaften Erfahrungen, die es für uns bereit hält. Es ist der Weg eines freien, mutigen Lebens und radikaler Selbstakzeptanz.

Enjoy the ride!

Wo kann man Tantra Yoga lernen?

Lehrende in Deutschland

Yogastudios mit Tantra-Bezug

Tantra Yoga online

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Titelbild ©  Elia Pellegrini

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5 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Wäre es nicht wichtig zu erwähnen, dass Anusara Yoga von der tantrischen Philosophie inspiriert ist und das Hatha Yoga eigentlich auch durch die tantrische Bewegung entstehen konnte.

    1. Hallo kolibri!

      Schau mal in unseren Hatha Yoga Artikel, da findest du alles Weitere über tantrische Ursprünge und Hatha Yoga als Basis aller anderen modernen Stile.

      Liebste Grüße!
      Deine FLGHies

  2. Yoga Teacher Training in Rishikesh at Arogya Yoga School, Rishikesh. Certified by Yoga Alliance USA, Yoga Teacher Training Coursein Rishikesh, India as confident teachers with a strong and solid teaching skill set ready to begin their career in the world of Yoga.

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