Ich bin genug! Zweifeldiät, die Zweite

Kürzlich sprach mich eine Schülerin nach dem Yogaunterricht an. Sie hatte meinen Namen auf dem Plan erkannt und war in meine Stunde gekommen, weil sie vor ein paar Jahren  meinen Artikel zur Zweifeldiät gelesen hat. 2017 hatte ich auf daysofyoga.de an meinem Geburtstag unter dem Hashtag #zweifeldiaet eine einmonatige Abkehr von Zweifeln jeder Art ausgerufen. Das war noch vor meiner Yoga-Ausbildung.

Wer hätte gedacht, dass ich weniger als zwei Jahre später in einem Yogastudio stehe und Menschen unterrichte, die sich davon inspiriert gefühlt haben? Dass ich das hobbymäßige Bloggen, womit ich bei daysofyoga anfing, inzwischen bei Fuck Lucky Go Happy zum Beruf gemacht habe? Ich habe unglaublich viel Energie und Selbstvertrauen aus dieser kleinen Kampagne gewonnen, die damals, inspiriert von einer Unterhaltung mit meiner geliebten Freundin Dana, auf meinem eigenen Mist wuchs.

Das positive Feedback und die Tatsache, dass viele Leute ebenfalls dabei waren, haben mir damals sehr viel Aufwind gegeben und ich konnte voller Kraft und Selbstbewusstsein in meine Ausbildung starten.

Von Selbstzweifeln geplagt war und bin ich trotzdem.

2018 war ein extrem erfolgreiches und aktives Jahr für mich. Es war geprägt von einer unglaublich tollen, intensiven Yoga-Weiterbildung, die ich auch erfolgreich beendet habe. Aber ich hatte oft auch das Gefühl, nicht ausreichend zu investieren und zweifelte an meinen Fähigkeiten.

Es gab viel Arbeit, manchmal wenig Schlaf, wenig Energie für Freizeitaktivitäten. Das ständige Wissen, dass ich mir zu viele Projekte und Kunden aufgehalst habe. Das vorherrschende Bedürfnis, allein zu sein gepaart mit einem Gefühl, nicht genug geben zu können. Ich hätte fast nicht zum Geburtstag eingeladen, weil ich dachte, es kommt sowieso keiner.

Außerdem hatte ich eine komplizierte Fernbeziehung, die mit extrem viel Auf und Ab einherging und im Prinzip ein Jahr lang ein einziges großes Fragezeichen darstellte. Nach der Trennung im Herbst dann die typischen Gedanken: Bin ich einfach kein girlfriend material? Warum hat es nicht gereicht? Hätte ich es gleich lassen sollen? Ist es vielleicht doch noch nicht vorbei? Ich wollte mir an Weihnachten zwischendurch einfach nur eine Decke über den Kopf ziehen.

Ich brauchte mal wieder einen Cut. Einen Reset.

Aus diesem Grund fahre ich in ein paar Tagen nicht nur länger in den Urlaub, sondern werde vorher einen zehntägigen Vipassana-Kurs absolvieren, bei dem ich nichts tue außer schweigen und meditieren.

Kein Kontakt nach außen, kein Sport, kein Yoga, nicht sprechen, nichts lesen oder schreiben. Was früher meine absolute Horrorvorstellung war, scheint mir plötzlich als genau der richtige Schritt, um noch eine Schicht tiefer vorzudringen. Auf einmal wusste ich – ohne Zweifel – dass ich das jetzt machen möchte.

Deshalb rufe ich zum zweiten Mal die Zweifeldiät aus.

Und um die zu machen, braucht man nicht gleich ans andere Ende der Welt zu fliegen. Im Gegenteil! Um sich von “hätte, sollte, müsste, wäre” zu befreien und stattdessen Klarheit, Fokus und Konsistenz ins eigene Leben zu holen, muss man bei sich selbst anfangen.

Egal ob im Berufsleben oder in Beziehungen, ob im Selbstbild oder in der Art, wie man sich nach außen präsentiert:

Selbstzweifel, die kleinen Biester, verstecken sich überall.

  • Traust du dir in deinem Job manchmal nicht zu, neue Herausforderungen anzunehmen und bleibst lieber da, wo du bist?
  • Hältst du dich in Gruppen- oder Teamsituationen manchmal mit deiner Meinung zurück, obwohl du eigentlich gern die Führung übernehmen oder Input geben würdest?
  • Denkst du manchmal, dass du aus verschiedenen Gründen nicht liebenswert bist? Zu dick, zu dünn, nicht schön, jung, schlau, sportlich genug?
  • Vergleichst du dich mit anderen Menschen in deinem Umfeld und leidest darunter, weil du dich immer schlechter fühlst?
  • Triffst du manchmal Entscheidungen rein auf rationalem Weg, obwohl dein Bauch dir etwas anderes mitteilt?
  • Verunsichert es dich stark, wenn Menschen nicht deiner Meinung sind, wenn es um deine Entscheidungen geht?

Ich wiederhole: Hör auf, an deinen Fähigkeiten und Gefühlen zu zweifeln.

Ja, ich war in einer Beziehung voller Fragezeichen – aber ich wusste allen Argumenten zum Trotz, dass ich mir das noch ein paar Monate anschauen muss, bevor ich eine Entscheidung treffen kann. Meine Intuition hat mir dann zum richtigen Zeitpunkt auf die Schulter getippt. Genauso war es mit der Entscheidung, Vipassana zu besuchen.

Mein Gefühl, dass ich vielleicht noch nicht so weit bin, als es darum ging, Yoga-Workshops für 2019 bei Peace Yoga zu konzipieren, wurde von einer Welle der Inspiration weggeschwemmt, die mich quasi dazu zwang, dem Studioleiter Moritz eine Idee vorzustellen (save the date: 27.4.!).

Zweifel loszulassen heißt nicht, dass man jegliche Vorsicht aufgibt.

Ich habe zwar Respekt vor diesen neuen Herausforderungen, aber ich weiß, dass ich es schaffen kann.

Wie man das Zweifeln aufgibt? Da gibt es verschiedenste Möglichkeiten.

  • Schreib alles auf, was dir zu einem Problem oder Gefühlschaos einfällt. Das hilft mir immer ungemein, das zu strukturieren und Klarheit zu finden
  • Übe Affirmationen wie “Ich höre meine innere Stimme” oder “Ich gehe meinen eigenen Weg”, wenn du das Gefühl hast, du kommst mit deiner Intuition nicht in den Kontakt
  • Meditiere mehr – das schafft Klarheit und Fokus
  • Teile doch einfach mal ein Bild von dir auf Instagram, das du schön findest, von dem du aber vielleicht bisher dachtest: “Die anderen halten mich dann für eitel.” – Wetten, sie finden es einfach auch genauso schön? It’s time to shine!

“Feiere dich. Finde dich geil. Denn du bist es. So wie du bist, nicht nur an deinem Geburtstag. Streiche Ausdrücke wie “ich würde ja gerne, aber…”, „ich weiß ja nicht recht…“ oder “das ist meine Schuld” aus deinem Vokabular. Häng dir ein „I <3 me“-Schild an den Spiegel. Sei nicht nur halbvoll, sondern sprudle über. Lache so laut du willst, reiße die anderen mit und geh davon aus, dass alle sich mit dir freuen.” – Zweifeldiät Teil 1, 2017

Ich starte heute mit meiner Zweifeldiät 2.0 und bin gespannt, was mir meine innere Stimme in den baldigen zehn Tagen des Schweigens alles so einflüstert.

Wann fällt es dir schwer, nicht zu zweifeln? Was brauchst du, um klare Entscheidungen treffen zu können? Ich freue mich auf deine Kommentare!

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2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo, kenn diese Probleme nur zu gut und hatte selber damit schon oft zu kämpfen und dein Artikel ist spitze. Was mir auch sehr geholfen hat, war das Programm-https://bit.ly/2USKRBE. Ich kann es nur jedem empfehlen der Selbstzweifel und Stress im Alltag hat.

  2. Danke für diesen schönen Beitrag ! mir persönlich hilft es auch meine Gedanken aufzuschreiben um einen klaren Blick zu bekommen. Ich bin auch gerade dabei eine „Zweifeldiät“ durchzuführen, denn das Leben ist einfach viel schöner wenn man beginnt sich jeden Tag selbst zu lieben :) – und wenns mal nicht klappt, dann akzeptieren dass heute halt nicht so ein toller Tag ist, aber davon die Welt nicht untergeht :)

    Alles Liebe
    Oriana

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