“Hey, ich bin einsam.” – Das ist kein Satz, den ich oft von anderen höre, geschweige denn selbst einfach so raushaue. Denn Einsamkeit ist immer noch ein Tabu. Niemand möchte einsam sein, denn das wird oft gleichgesetzt mit “du bist nicht beliebt. Du bist nicht eingegliedert, hast keinen Platz in der Gesellschaft.” Ich persönlich war der Überzeugung, nicht einsam zu sein, schließlich habe ich einen Partner und lebe mit zwei Freunden zusammen. Und doch spüre ich seit geraumer Zeit, dass mir etwas fehlt, ohne diese Gefühle in Worte fassen zu können.
Corona, Lockdown, Abgetrenntheit. Die aktuelle Situation führt vielen von uns vor Augen, wie sich Einsamkeit anfühlt.
Psycholog*innen definieren Einsamkeit als “die wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen Beziehungen, sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität”.
Heimlich schlich sich dieses Gefühl von Einsamkeit in vieler Leben. Knapp die Hälfte der Deutschen wohnen in Singlehaushalten, Mehrgenerationenfamilien unter einem Dach zählen zur aussterbenden Spezies. Mit dem Beginn der Pandemie wandelte sich für einige die zuvor bewusst gewählte Me-Time in eine unfreiwillige Einsamkeit.
Mit sozialen Kontakten ist es wie folgt: Erst wenn sie weg sind, merken wir, wie sehr sie fehlen und für wie selbstverständlich wir sie hielten.
Disclaimer: Manche Artikelserien, u.a. auch dieses Monatsmantra von Julia, liegen hinter einer sogenannten Paywall. Wieso das so ist, erfährst du hier.
Die Auswirkungen der Pandemie auf unser emotionales Wohl zeigt eine Studie der Mainzer Unimedizin aus dem ersten Lockdown: Älteren fehlt die Struktur, Jüngere haben Angst um ihre Zukunft und finanzielle Lage. Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wurde seit April letzten Jahres 15% öfter in Anspruch genommen und mehr als zwei Drittel der an Depressionen Erkrankten geben an, durch den Lockdown extrem belastet zu sein. Eines der Resultate des anhaltenden Lockdowns und der allgemeinen Lage kann Einsamkeit sein, die gesundheitliche Folgen birgt.