Mein Job hat keinen Sinn – was nun?

Du findest, dein Job hat keinen Sinn?

Du bist nicht alleine. In einer Studie des Harvard Business Review gaben 2013 über die Hälfte der Befragten an, ihre Arbeit habe keinen Sinn und keine Relevanz. Willkommen in meiner Welt!

Ich habe kurz überlegt, hier in Ausführungen über die Trübsinnigkeit des Kapitalismus, der Industrialisierung, des Technologiezeitalters und die unerfüllbaren Ansprüche von Millennials (die dürfen nie fehlen) abzutauchen.

Das wäre dann aber doch eher langweilig und negativ, hat nichts mit Yoga zu tun und eigentlich wollte ich auch eher etwas Hilfreiches produzieren – einen Artikel mit Sinn eben.

Wie kommt es, dass so viele von uns sich nicht wiederfinden in ihrer täglichen Arbeit und ein so großes Problem damit haben, ihre eigentliche Bestimmung zu finden? Sind wir vielleicht einfach zu streng mit uns selbst? Wie lösen wir uns von festgefahrenen Vorstellungen, wie eine sinnvolle Tätigkeit auszusehen hat?

Ich glaube es hat etwas damit zu tun, wie wir Sinn definieren und wo wir ihn suchen.

Ich selbst war lange auf der Suche nach einer so richtig sinnvollen Arbeitsstelle.

Eine, die es mir erlauben würde, meine Energie in Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte zu stecken und davon gleichzeitig meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. “Be the change you want to see in the world” – das war mein Motto. Ich konnte es fast nicht nachvollziehen, wie man irgendetwas anderes tun kann, als professionell die Welt zu retten.

Als Berufsanfängerin war es mir allerdings leider nahezu unmöglich, bezahlte Arbeit bei WWF, UNICEF und anderen Non-Profits und NGOs zu finden. Auf meiner Suche habe ich mit zu vielen jungen Menschen gesprochen, die zum Teil monatelang ohne Entgelt Praktikum nach Praktikum in traditionell als „sinnstiftend“ geltenden Unternehmen und Organisationen absolvierten.

Für mich ergab sich:

Ich muss mein tägliches Brot zumindest vorübergehend anders verdienen und mein Bedürfnis danach, „Gutes zu tun“ in die Freizeit verlegen.

Nach einigen Jahren hat sich im privaten Sektor meine Perspektive auf den Sinn und Unsinn von Arbeit stark gewandelt.

Warum wollte ich unbedingt Gutes tun, Menschen, Tiere und die Umwelt retten, helfen, verbessern? Ich wollte vor allen Dingen eines: Anerkennung dafür, was für ein vorbildliches Leben ich mir aufbaue.

Ich glaube nach wie vor, dass es toll ist, wenn der Wunsch nach Anerkennung uns in Richtungen lenkt, die dem Gemeinwohl dienlich sind oder zumindest keine negativen Folgen auf die Leben und Bedürfnisse unserer Erdmitbewohner haben. Ob ich mich aber jemals wirklich erfüllt gefühlt hätte, bleibt offen.

Ich glaube, dass nicht entscheidend ist, was wir machen, sondern wie.

Heute kehrt sich die Sinnsuche für mich eher nach innen. Es ist nicht wichtig, ob meine Eltern oder Freunde sagen: „Helena macht da einen ganz tollen und sehr sinnvollen Job.“ Für mich stellen sich andere Fragen. Zum Beispiel:

  • Verbessere ich mein Arbeitsumfeld durch meine Anwesenheit?
  • Löse ich Spannungen, anstatt sie zu kreieren?
  • Unterstützte ich meine Kollegen*innen auf ihren Wegen, indem ich da bin, zuhöre und mithelfe?
  • Gehe ich an den meisten Tagen zufrieden nach Hause?
  • Bin ich präsent?

Und es wird vielleicht noch viel banaler, wenn ich mich frage: Was kann ich an meiner Arbeit so richtig genießen?

Ich lade dich dazu ein, folgende Fragen für dich zu klären: 

  • Welche Aktivitäten bringen mir Freude? Was gibt mir Energie, statt sie mir zu rauben? (ich habe hier so banale Dinge aufgelistet wie “schnell auf einer Tastatur tippen” oder “dem Rattern meiner Nähmaschine zuzuhören”)
  • Mit welchen Menschen umgebe ich mich gerne, und warum?
  • In welchen Bereichen möchte ich im Moment wachsen, welche Fähigkeiten erlernen oder ausbauen?
  • Welche Faktoren motivieren mich vorrangig – Geld, Anerkennung, sozialer Status, Lernerfolge oder etwas ganz anderes?
  • Was möchte ich der Welt geben?     

Was ist mit der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, dem Change, der wir sein müssen, wenn wir ihn in der Welt sehen wollen?

Der liegt für mich jenseits konkreter Aufgaben und Arbeitsabläufen.

Was für dich ganz persönlich ein erfülltes Leben ausmacht, was du später mal von dir behaupten möchtest und wie du durch jeden einzelnen Tag gehen willst, ist eine Entscheidung, die nur du treffen kannst. Ich für meinen Teil möchte sagen können:

Jeden Tag habe ich meinen Mitmenschen das Leben leichter gemacht, gelacht und geliebt. Ich habe mich gut gefühlt, auch wenn es schrecklich lief. Ich war da.

Mich inspiriert es, wenn Menschen ihrer eigenen inneren Wahrheit folgen und ich habe das Gefühl, dass das immer automatisch auch denjenigen hilft, denen sie auf ihrem Weg begegnen. Wie siehst du das? Was bedeutet Sinn für dich, und findest du ihn in deinem Job?

Titelbild © Clark Tibbs via Unsplash

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3 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Helena,
    Vielen Dank für diesen inspirierenden Text.
    Ich habe lange Zeit mit meinem derzeitigen Brotjob gehadert, bis ich anfing, ihn als Unterstützung meiner Kollegen zu betrachten..
    Das hat mir sehr geholfen. Danke, dass du mich wieder daran erinnert hast, diese Perspektive ganz bewusst einzunehmen.
    In Liebe,
    Janina

  2. Danke Helena,

    genau mein Thema! Super geschrieben und ehrlich auf den Punkt gebracht.

    Herzliche Grüße aus ‚Bankfurt‘, wie Frankfurt am Main auch genannt wird. ?

    Natascha

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