Seed Cycling: Wie du mit Kernen und Samen deinen Zyklus unterstützt

Der weibliche Zyklus – meistens denken wir nicht viel darüber nach. Die Menstruation, die Periode, die Tage, wie auch immer wir es nennen, gehören eben zum Leben als Frau dazu. Und: Es ist immer noch ein Thema, über das wir selten sprechen, das eine Art Tabu darstellt und jede Frau mit sich selbst und vielleicht ihrem/ihrer Gynäkolog*in ausmacht.

Bewusst setzen wir uns meist erst mit unserem Zyklus auseinander, wenn er nicht mehr so „normal“ funktioniert.

Dabei ist es wahnsinnig faszinierend, dass Frauen ungefähr im monatlichen Rhythmus einen Fruchtbarkeitszyklus durchlaufen. Der weibliche Zyklus ist Teil unserer Verbindung zur Natur. Nicht zufällig hat unser Zyklus dieselbe Länge wie ein Mondzyklus. Der Mond selbst hat auch eine „Periode“: Von Vollmond an nimmt er ab, verschwindet ganz und wächst dann mit dem Neumond langsam wieder zu seiner ganzen Fülle an.

 

Viele Frauen, besonders in den Großstädten, haben jedoch keinen regelmäßigen Zyklus oder die Menstruation bleibt zeitweise ganz aus. Ein Grund für Hormonungleichgewichte, die dazu führen, ist häufig Stress. Vereinfacht ausgedrückt beeinflusst Stress die Funktion des Hypothalamus (Hormonkontrollzentrale im Körper). Der Hypothalamus liegt im Gehirn und kontrolliert die Funktion der Hypophyse (Hormondrüse) und darüber die Hormonausschüttung und den weiblichen Zyklus.

„The biggest stress of all is trying to be who you are not.“

– Hans Selye  

Stress kann z.B. durch äußere Bedingungen entstehen: Durch das Großstadtleben mit der Lautstärke und den Tages- und Jahreszeiten widersprechenden Lichtverhältnissen, durch Konflikte mit anderen und durch eine generelle Überbelastung oder die Ernährung. Generell entsteht Stress, wenn natürliche Bedürfnisse unterdrückt werden. Der erste Stressforscher Hans Selye (1907-1982) stellte so schon früh Folgendes fest:

Der größte Stress ist es, wenn wir versuchen, anders zu sein, als wir sind. Dies kann in der Konsequenz zu Depressionen und zu vielen verschiedenen körperlichen Beschwerden führen. Und eben auch zu Unregelmäßigkeiten in unserem Zyklus.

Und tatsächlich betrifft unsere Periode nicht nur die Menstruation. Sie ist ein Indikator für deine allgemeine Gesundheit und dein Wohlbefinden.

Wenn du gesund bist, es dir gutgeht, wird auch deine Menstruation regelmäßig und ohne größere Beschwerden verlaufen. Wenn du in irgendeiner Weise ungesund bist, spiegelt sich das häufig auch in irgendeiner Weise in deinem Zyklus wider.

Dies bezieht sich nicht nur auf unsere körperliche, sondern auch auf unsere psychische Gesundheit und unser seelisches Gleichgewicht. Der weibliche Zyklus ist natürlich, entspricht unserer Natur als Frau. Aber je weiter wir uns von uns selbst entfremden und je weniger wir auf unseren Körper und unsere Bedürfnisse hören, desto weiter entfernen wir uns von dieser natürlichen Balance.

Aber was ist eigentlich schon normal?

Wie sieht ein gesunder Zyklus aus?

Ein “normaler” Zyklus hat eine Dauer von 21 bis 35 Tagen. Gezählt wird vom ersten Tag der Menstruation. Der Zyklus teilt sich in Follikelphase, Eisprung und Lutealphase auf.

Die Follikelphase bezeichnet die erste Hälfte des Zyklus, in der sich der Körper auf die Befruchtung der reifen Eizelle vorbereitet. Sie beginnt mit der Bildung von Eibläschen (Follikel), in denen die noch unentwickelte Eizelle liegt. Diese entwickelt sich unter Einwirkung des Hormons FSH (Follikelstimulierendes Hormon) im Eierstock. In den Wänden dieser Follikel wird das Hormon Östrogen gebildet, sodass mit dem Wachstum der Follikel auch der Östrogenspiegel stetig ansteigt.

Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase und der nun entleerte Follikel verwandelt sich in eine Drüse, den sogenannten Gelbkörper. Dieser produziert nun das Hormon Progesteron. Die wichtigste Aufgabe von Progesteron ist die Ermöglichung und Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft. Nach ungefähr zwölf bis sechzehn Tagen stirbt der Gelbkörper ab. Durch das Absinken des Progesteronspiegels wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und die Blutung setzt ein. Dein Körper kann nur Progesteron produzieren, wenn du auch einen Eisprung hattest. Eine Blutung kann jedoch auch einsetzen, wenn du keinen Eisprung hattest. Warum das so ist, kannst du in diesem Artikel genauer lesen.

Um meinen Hormonhaushalt natürlich zu unterstützen, mache ich schon eine Weile Seed Cycling.

Seed Cycling - Wie du mit Kernen und Samen deinen Zyklus natürlich unterstützen kannst 3

Angefangen habe ich damit, nachdem sich mein Zyklus nach einer besonders stressigen Phase erst auf zwei Wochen verkürzt hat und dann zwischenzeitlich ganz ausblieb. Ich wollte meinen Körper dabei unterstützen, zu seinem natürlichen Gleichgewicht zurückzufinden und bin auf Seed Cycling gestoßen.

Du nimmst während deiner Follikel- und der Lutealphase verschiedene Samen zu dir, die eine positive Wirkung auf die entsprechende Hormonproduktion und -regulation haben, da sie bestimmte Öle, Vitamine und Nährstoffe enthalten.

Übrigens: auch wenn du nicht glaubst, dass ein paar Samen einen großen Einfluss auf den Körper haben können, ist Seed Cycling vielleicht etwas für dich. Studien haben gezeigt, dass schon eine bewusste Auseinandersetzung mit dem weiblichen Zyklus und den Prozessen im weiblichen Körper zu einer Verbesserung bei Zyklusstörungen führen kann. Seed Cycling kann also auch „einfach nur“ eine Achtsamkeitsübung sein.

Wenn du zurzeit  keinen regelmäßigen Zyklus hast und nicht genau weißt, in welcher Phase du bist, kannst du das Seed Cycling auch anhand der Mondphasen durchführen.

Das kannst du auch versuchen, wenn du deinen Zyklus an die Mondphasen anpassen möchtest. Der zunehmende Mond entspricht dann der Follikelphase: So wie die Follikel wachsen, wächst der Mond. Der abnehmende Mond entspricht der Lutealphase, entsprechend der sich abbauenden Gebärmutterschleimhaut.

Wie funktioniert Seed Cycling genau?

Seed Cycling - Wie du mit Kernen und Samen deinen Zyklus natürlich unterstützen kannst

Follikelphase: Tag 1-14 oder bis zum Eisprung bzw. Vollmond

Täglich jeweils 1 Esslöffel frisch gemahlene Leinsamen und Kürbiskerne.

Warum? In Leinsamen und Kürbiskernen sind wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten, die die erste Hälfte deines Zyklus unterstützen indem sie die FSH Level regulieren. Außerdem sind in ihnen Ligane enthalten, die die Ausschüttung von Östrogenen unterstützen und überschüssige Östrogene binden. Kürbiskerne enthalten außerdem Zink, welches die Stressreaktion des Körpers unterstützt und fördert die gesunde Reifung der Follikel und somit die Produktion von Progesteron in der zweiten Hälfte des Zyklus.

Lutealphase:  Tag 15 bis 28 oder bis zum Einsetzen der Menstruation bzw. Neumond

Täglich jeweils ein Esslöffel frisch gemahlene Sonnenblumenkerne und Sesam.

Warum? Sonnenblumenkerne und Sesamsamen enthalten gesunde Omega-6-Fettsäuren, die die zweite Hälfte deines Zyklus unterstützen, indem sie die Produktion von Progesteron unterstützen. Die enthaltenen Lignane binden außerdem überschüssiges Östrogen. Selen in den Sonnenblumenkernen unterstützt außerdem die Leber bei der Entgiftung und bei der Aufrechterhaltung der Hormonbalance.

Am besten zerkleinerst du die Samen kurz vor dem Verzehr mit einem Mörser. Sie sind so besser verdaulich und der Körper kann die Nährstoffe besser aufnehmen. Leinsamen und Sonnenblumenkerne werden ansonsten häufiger unverdaut wieder ausgeschieden. Außerdem solltest du auf Bio-Qualität achten, damit du keine unerwünschten Chemikalien aufnimmst.

Spürbare Veränderungen im Zyklus brauchen etwas Zeit.

Das liegt unter anderem daran, dass Eizellen 100 Tage brauchen, um zu reifen. Somit kann es gut sein, dass es drei oder vier Monate dauert, bis du Veränderungen durch das Seed Cycling wahrnimmst. Genauso gut kann es sein, dass du bereits im ersten Monat etwas spürst.

Seed Cycling ist natürlich keine Alternative für einen Arztbesuch, wenn du andauernde Beschwerden hast. Aber es stellt eine natürliche und sanfte Unterstützung für deinen Hormonhaushalt dar und hilft dir außerdem, dich bewusster mit deinem Körper und seinen natürlichen Rhythmen auseinanderzusetzen.

Fotos © Helen Ergec

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7 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Helen
    Vielen Dank für den Bericht über Seed Cycling
    Ich esse sowieso gerne täglich Ölsaaten auch als Ei-Ersatz beim kochen, im Brot, im Müsli, esse oft Hummus etc..
    Darf ich beim Seed Cycling dann eigentlich in der zweiten Zyklushälfte keine Leinsamen und Kürbiskerne essen und in der ersten kein Sesam und Sonnenblumenkerne?
    Liebe Grüsse
    Cécile

  2. Hallo!

    Wenn sie die Behauptung heraus nehmen, dass der Mond uns durch magnetische Kräfte beeinflusse, schenken sie ihrem Artikel mehr Glaubwürdigkeit.
    Der Mond hat nämlich gar kein eigenes Magnetfeld. Man vermutet, dass er kurz nach seiner Entstehung mal eines gehabt haben könnte. Aber das ist lange her.
    Ansonsten liest sich Ihr Artikel gut und informativ. Danke für die investierte Arbeit! Ich hoffe nur, dass nicht auch an anderer Stelle solche Schnitzer wie mit dem Mond passiert sind. ;-)
    P.S.: Nicht wundern, dass auch Männer sich mit dem Thema Menstruation auseinander setzen. ;-)

  3. Hallo,

    Auch ich leide unter dem pco Syndrom. Nun frage ich mich wann ich welche Samen einnehmen soll. Mein Follikelphase findet im Zeitraum des Vollmondes bzw abnehmenden Mondes statt und meine 2. Zyklusphase während des Neumondes bzw zunehmend Mondes. Hinzukommend dauert mein Zyklus 36-40 Tage lang. Soll ich mich deiner Meinung nach nach dem Mond richten und dem entsprechend die Samen einnehmen oder nach meinem Zyklus gehen? Wenn ich nach meinem Zyklus gehen würde soll ich da die Einnahmephasen auf 20 Tage verlängern oder soll ich bei den 15 Tagen eines normalen Zyklus bleiben?

    Vielen Dank für den Beitrag
    Liebe Grüße

    1. Liebe Ana,

      vielen Dank für deine Nachricht.
      Ich würde sagen, es hängt ganz davon ab, was deine Intention bei der Einnahme der Samen primär ist. Wenn du deinen Hormonhusht generell einfach unterstützen möchtest, kannst du dich erstmal nach deinem Zyklus richten, so wie er aktuell ist.
      Wenn du deinen Zyklus verkürzen möchtest, würde ich die Einnahme Phase auf 15 Tage verkürzen und wechseln, wenn du den Eisprung „theoretisch“ hättest. Da viele Frauen ohnehin nicht wissen, wann genau ihr Eisprung stattfindet, ist das ja sowieso häufig ein bisschen ungenau.
      Wenn du deinen Zyklus an den Mondzyklus angleichen möchtest, würde ich mich tatsächlich einfach am Mond orientieren.
      Du kannst da nichts „falsch“ machen. Ich glaube es könnte eben nur hilfreich sein, eine klare Intention zu setzen, was du gerne möchtest.
      Berichte gerne von deinen Erfahrungen!
      Liebe Grüße
      Helen

  4. Wie nehme ich die Samen den am besten zu mir? Einfach so, also pur? Stehe ich mir trocken vor ?
    Oder in Wasser aufgelöst? Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren, den auf Grund des PCO-Syndroms habe ich einen sehr langen und unregelmäßigen Zyklus.

    1. Liebe Jana,

      wie du sie einnimmst ist eigentlich egal. Wichtig ist nur, dass du sie zerkleinerst, damit sie vom Körper aufgenommen werden können und nicht unverdaut ausgeschieden werden!

      Liebe Grüße
      Helen

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