Womb Healing: So stärkst du deine weibliche Seite

Der französische Maler Gustave Coubert nannte sein Gemälde von einer Vulva Der Ursprung der Welt. Das Bild wurde nach der Fertigstellung 150 Jahre lang versteckt gehandelt, bis es in Museen gehängt werden durfte. Was nun folgte, war klar: ein Aufschrei. Denn während in Italien das Herumschlendern unter den Penissen Michelangelos als Hochkultur gilt, ist das weibliche Sexualorgan, die Vulva, immer noch ein Tabu und sorgt in seinen Darstellungen für Wirbel.

Wenn wir ehrlich sind, hat sich so viel gar nicht geändert: Mit dem weiblichen Geschlecht, weiblicher Fruchtbarkeit und der enormen Kraft, die mit Vagina und Gebärmutter zusammenhängen, gehen wir immer noch sehr verklemmt um.

Scham ist kulturell bedingt und wird innerhalb der Familien erstaunlich effektiv vererbt. Daher haben viele Frauen weiter das Gefühl,  ihre Regelblutungen verstecken zu müssen. Die PMS-Laune wird frisiert und Regelschmerzen werden mit Tabletten unterdrückt. Und wie viele von uns stecken den Tampon immer noch heimlich in die Tasche, bevor wir auf Toilette gehen?

In einer Zeit, in welcher Yoga und gesündere Lebensstile ein tieferes Bewusstsein für unsere Körper ermöglichen, ist diese Scham eine der verbliebenen großen Hürden, die uns die Verbindung mit unserem höheren Selbst erschweren.

Kein Wunder also, dass gerade jetzt ein Trend auftaucht, der uns die Rückkehr zum Ursprung der Welt, die Verbindung mit dem großen Ganzen ermöglichen will. Womb Healing oder eben auf Deutsch Gebärmutterheilung.

Womb Healing ist weniger eine Methode als ein sehr persönlicher, spiritueller Weg für Frauen*, die mit ihrer zutiefst weiblichen Kraft in Kontakt kommen wollen. Durch die Stärkung der – uns oft abhanden gekommenen – femininen Seite soll sich ein inneres Gleichgewicht einstellen, das es uns Frauen* ermöglicht, auch unsere weibliche Seite bewusst und gelassen zu leben.

Aktionskünstlerinnen wie Rupi Kaur, die sich mit genau diesem Thema beschäftigen tauchen auf. Sie wollen die Gesellschaft mit Menstruationsblut provozieren und so gegen das schmutzige, heimliche Image der Blutung rebellieren. Es treten Frauen in den Vordergrund, die unter anderem in der Tradition von Miranda Gray das Womb Healing in die Mitte unserer Gesellschaft hinein tragen. Während Rupi Kaur nach außen geht, gehen Rituale zu Gebärmutterheilungen nach innen und möchten dort die Revolution oder die Erweckung (Miranda Gray) bewirken.

>>Lesetipp: Miranda Gray – Roter Mond: Von der Kraft des weiblichen Zyklus*

Warum der Fokus auf die Gebärmutter?

Die Gebärmutter liegt im Zentrum des Unterleibes. Sie ist innig mit dem Menstruationszyklus und dem Werden von Leben verknüpft. Die Gebärmutter ist nicht nur Fortpflanzungsorgan, sondern sie ist wie ein Schwamm, der Stress, Trauer und Freude beständig aufnimmt. Hektik, Ängste oder Unbehagen hält sie uns, einem Spiegel gleich, in Form der Regelblutungen vor: Zu starke Blutungen? Heftige Schmerzen? Unregelmäßige Blutungen? Ausbleibende Tage?

Es gibt viele verschiedene Wege der Gebärmutter, mit dir zu kommunizieren. Jetzt ist es Zeit, ihr auch zuzuhören!

In den Ritualen um die Gebärmutter geht es nicht nur um die Blutung und um die Gebärmutter als Geburtsorgan. Viel mehr geht es um all die Facetten, die die Gebärmutter symbolisiert. Unsere Gebärmutter ist Symbol von Weichheit und Empfindsamkeit (nicht Schwäche!), sowie von Empathie uns selbst und anderen gegenüber.

Was ist eine Gebärmutterheilung?

Gebärmutterheilungen richten sich an alle, die eine Gebärmutter haben oder hatten oder sehr gerne hätten: Mütter, Kinderlose, junge Frauen vor der Geschlechtsreife, Frauen in der Menopause, Krebspatientinnen, Menschen, die sich als Frauen fühlen.

Womb Healing bedeutet, sich tief in die Gebärmutter einzufühlen, sie zu ergründen und in ihr anzukommen. Durch dieses Bewusstsein können wir Signale der Liebe und Annahme an unsere Gebärmutter senden. Diese Freude und Aufmerksamkeit nimmt die Gebärmutter dankend auf. Eine entspannte Gebärmutter ist ein entscheidender Schritt zu einem natürlichen Rhythmus und einen stabilen Hormonhaushalt. Wenn wir in Balance sind, hormonell und emotional, dann beginnt sich unsere Regelblutung zum Neumond hin einzupendeln.

Das Ergründen der Gebärmutter hilft auch dabei, die Themen des menstruellen Zyklus nicht als Frauenprobleme abzustempeln. Indem wir unsere Zyklen beobachten, erhalten wir eine Einsicht, in welcher Weise der Hormonzyklus uns verändert und transformiert. Und wir lernen, wie wir unsere Erfahrungen und unser Wissen über uns in den Alltag integrieren können. Wir lernen letztlich, mit unserem Hormonzyklus zu kommunizieren und unsere Bedürfnisse zu respektieren. Wir erhalten die Chance wirklich verbunden und glücklich zu sein.

>> Wie läuft dein Zyklus eigentlich genau ab? Mit dem Cyclotest Zyklus-Computer* lernst du, ihn besser zu verstehen

Verbindung mit der göttlichen Kraft

In vielen Kulturen gibt es Muttergöttinnen, starke weibliche Gottheiten, die die Kraft der Fruchtbarkeit repräsentieren. Auch wenn gesellschaftliche Tabus diese Themen in Alltag verheimlichen, so schenken diese Göttinnen einen geschützten Rahmen, in dem die Fruchtbarkeit gehuldigt und geachtet werden kann. Da uns in unserer Gesellschaft diese Räume abhanden gekommen sind, sind diese Rituale eine wunderbare Möglichkeit, einen selbstbestimmten und selbstbewussten Umgang mit deiner weiblichen Schöpfungskraft, Fruchtbarkeit und Sexualität zu fördern.

Nicht zuletzt darum rät uns die amerikanische Coacherin Laureen Sheehan in ihren Schulungen zu weiblicher Authentizität, Fülle und Ganzheit vollkommen überzeugend:

All you need to do: just stay juicy in your vagina.

Mit der Ernährung die Gebärmutter heilen

Wenn wir unsere Gebärmutter über die Ernährung stützen wollen, dann eignet sich dafür die Yamswurzel. Yams sieht der Süßkartoffel ähnlich, nur ist sie innen weiß. Sozusagen Topinambur in groß. Die Yamswurzel wirkt aufbauend, verjüngend, aphrodisierend. Sie ist das (!) therapeutische Wurzelgemüse für Frauen – mit ausgleichener Wirkung auf den Hormonhaushalt.

Wenn wir es mit der Yams nicht übertreiben, dann kann sie, trotz hohem Stärkegehalt, von aufbauender und fördernder Wirkung bezüglich Eisprung, Milchfluss und Wundheilung sein. Sie soll auch Männern bei Impotenz helfen. Die Yams hat eine regulierende Kraft auf Blutzucker und Hormone und wirkt sich auch positiv bei PMS aus. Die Yams ist ideal für diejenigen, die Schwierigkeiten mit der Menstruation haben, für Frauen, die schwanger werden wollen oder für Frauen, die gerade entbunden haben. Für Schwangere ist die Yams aber nicht geeignet.

Für bessere Hormonbalance: Traditionelles Ayurveda Gericht mit Yams

Yams kommt ursprünglich aus West-Afrika. Inzwischen gibt es mindestens 200 verschiedene Arten, unter anderem aus Lateinamerika und Asien. Die Yams ist, wegen der Stärke und extrem sättigend und beruhigend. Da sie eher schwer und trocken ist, braucht sie gutes Fett und ein bisschen Hitze, um gut verdaut zu werden.

yams ayurveda-yams feedyourwomb copyright by julia wunderlich small

Du brauchst für 2 Portionen: 

  • 1 Yamswurzel
  • 1 Prise Kurkuma
  • 1 Scharlotte
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Stück Ingwer
  • 2 EL feine Kokosraspel
  • 2 EL Ghee
  • 1 TL Koriander, gemahlen
  • 1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 Messerspitze Garam Masala
  • Salz und Zitronensaft
  • frischer Koriander

Zubereitung: 

Yams schälen und würfeln. In einem Topf mit Kurkuma bißfest kochen. Abgießen. Ingwer, Schalotte, Knoblauch schälen und hacken. Ghee in einer Pfanne erhitzen, die drei Zutaten darin dünsten, Kokosraspel dazu geben. Dann die Yams in die Pfanne geben. Mit Salz, Koriander, Kreuzkümmel und Garam Masala bestreuen. Wenn du kein Garam Masala hast, reichen auch etwas Nelke und Zimt. Gib 100 ml Wasser dazu und lass die Yams mit den Gewürzen kurz einkochen. Kaum rühren, sonst wird die Yams zu Brei. Mit Zitrone abschmecken. Frisches Koriandergrün darüber. Fertig!

Bon appetit!

Deine Julia

Mehr über internationale Gebärmutterheilungen kannst du hier erfahren. Mit der App the flow kannst du einen Überblick über deinen Zyklus bekommen und zu jeder Phase Tips von Miranda Grey erhalten.

Das könnte dich auch interessieren:

8 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Julia,

    ein sehr interessanter Beitrag zu einem Thema, dass wie ich finde, momentan einen richtigen Aufschwung erlebt. Was sehr gut, denn mir kommt es so vor als würden die Themen Weiblichkeit, Menstruation und Sexualität in unserer Gesellschaft totgeschwiegen. Und das finde ich sehr schade, denn es gehört genauso zu unserem Leben dazu wie Essen und Schlafen. Als ich meine Menstruation zum ersten mal hatte, habe ich meinen Körper gehasst, für das was er mir jeden Monat antat. Seitdem ich mich mehr mit dem Thema beschäftige, sehe ich das nicht mehr so und habe deutlich weniger Probleme. Danke, dass du hilfst das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen und vielleicht erleben die meisten jungen Mädchen ihre erste Mondblutung bald nicht mehr als etwas Schambesetztes und Totgeschwiegenes. Wir brauchen diese Offenheit in der Gesellschaft!

    Liebe Grüße,
    Nadja
    von: https://freiheitsfluestern.wordpress.com/

    1. Liebe Nadja,
      vielen Dank für deine Gedanken! Ich komme auch aus einer Familie, die einerseits sehr auf Emanzipation und Eigenständigkeit der Frau bedacht war. Doch alles, was den Körper, die Fruchtbarkeit und die Sinnlichkeit betraf, wurde verschwiegen, wenn nicht sogar verabscheut.
      Es ist so zauberhaft zu sehen, wie Rituale des womb healings all diese Strukturen von Scham und Schmerz und ja auch Selbstverleugnung aufbrechen und was für wunderbar leuchtende Kraft dann zum Vorschein kommt.
      Ich kann jede Frau aus vollem Herzen dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Es ist ein Schlüssel für so viel unbewusste Blockaden.
      Ja, wir brauchen diese Offenheit. Sie ist ein Geschenk an/ für uns alle!

      Alles Liebe, Julia

  2. Liebe Julia,
    vielen Dank für deine Antwort!! Sie ist sehr hilfreich und ich gebe die Idee an die Betroffenene weiter. Darüberhinaus öffnet mir insbesondere dein Hinweis auf Rituale grade eine weitere Tür auf meinem eigenen Heilungsweg. Vielen Dank!!
    Liebe Grüße,
    Georgia

  3. Liebe Julia, ja, ja, ja!!!
    Ich bin deutlich für mehr Offenheit mit Zyklus, Menstruation, weiblicher Sexualität, etc.
    Danke für diesen Beitrag also.
    Eine kleine, aber wie ich finde wichtige, Anmerkung möchte ich unbedingt machen.
    Worte und Sprache finde ich bei Selbstermächtigungsprozessen ganz wichtig. Und in diesem Zusammenhang finde ich es solo wichtig dass Frauen (wie auch Männer und Kinder) über ihre Anatomie Bescheid wissen eben auch sprachlich.
    Vagina beschreibt nicht sehr viel und ich kann mir kaum vorstellen dass Du in deinem Text tatsächlich nur die Vagina meinst wo Du Vagina schreibst.
    Vielleicht doch eher Vulva?

    Liebe Grüße, Linda

  4. Liebe Julia, ein sehr interessanter Beitrag,
    Danke. Aber beim Lesen der folgenden Zeilen bin ich gedanklich ins Straucheln geraten:
    „Gebärmutterheilungen richten sich an alle, die eine Gebärmutter haben oder hatten oder sehr gerne hätten: Mütter, Kinderlose, junge Frauen vor der Geschlechtsreife, Frauen in der Menopause, Krebspatientinnen, Menschen, die sich als Frauen fühlen.

    Womb Healing bedeutet, sich tief in die Gebärmutter einzufühlen, sie zu ergründen und in ihr anzukommen. Durch dieses Bewusstsein können wir Signale der Liebe und Annahme an unsere Gebärmutter senden. Diese Freude und Aufmerksamkeit nimmt die Gebärmutter dankend auf. Eine entspannte Gebärmutter ist ein entscheidender Schritt zu einem natürlichen Rhythmus und einen stabilen Hormonhaushalt.“
    Wie kann eine Gebärmutterheilung bei den Menschen funktionieren die keine (mehr) haben….? Ich frage das mit besonderem Augenmerk für die Frauen, die sie infolge von Krebs verloren haben.

    Herzlichen Dank,
    Georgia

    1. Liebe Julia, liebe Georgia,

      ähnliche Gedanken hatte ich auch, es war nicht ganz nachvollziehbar, wie eine Gebärmutterheilung bei einer Frau mit und einer Frau ohne Gebärmutter gleichermassen stattfinden kann.

      Nun verstehe ich es besser, bei jeder Frau ist es natürlich unterschiedlich, auch bei zwei Frauen, die beide noch eine Gebärmutter haben. Es geht wohl auch in erster Linie um die psychische Heilung.
      Beispielsweise glaube ich auch, dass eine Frau, die bereits Kind(er) zur Welt gebracht hat, einen anderen Bezug hat, als eine Frau, die kinderlos ist, noch anders ist es bei einer Frau, die ungewollt kinderlos ist.

      Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wichtig dieses Thema für uns Frauen doch eigentlich ist und wie wenig wir uns dennoch dem widmen.
      Ich habe das Buch Wolfsfrau von Clarissa Pinola Ester und auch Weibliches Manifest von Maitreyi Pjontek.

      Und ich merke, wie gut es mir tut, wenn ich mich, ähnlich einem Ritual, mit einem oder auch mit beiden Büchern zurückziehe und darin lese und in mich hineinspüre. Und wenn ich das jetzt so schreibe, merke ich, dass ich es gleich unbedingt mal wieder tun sollte. ;)

      Mit womb healing werde ich mich auf jeden Fall die nächste Zeit mehr beschäftigen, sorry übrigens dass ich grad so viele Artikel kommentiere. Aber ich merke gerade, wie viele tolle Impulse und „Ideengeber“ ihr hier habt, Das ist einfach toll, danke dafür :)

    2. Liebe Georgia,
      danke für deine Frage. Ich habe mich das auch gefragt. Da ich zum großen Glück eine Gebärmutter habe kann ich natürlich nicht sagen, wie sich eine Frau ohne Gebärmutter fühlt. Ich kann mir nur vorstellen, auf welche Weise die Heilung bei einer Frau wirken kann, die ihre Gebärmutter „verloren“ hat.

      Eine Gebärmutterheilung ist für eine Frau mit Gebärmutter eine ganz andere Ebene, als für eine Frau ohne Gebärmutter. Eine Gebärmutter macht sich während des Hormonzyklus auf verschiedene Weise bemerkbar. Je mehr wir üben, sie zu fühlen, um so mehr können wir sie wahrnehmen – auch in vermeinlich „ruhigen“ hormonellen Phasen.

      Eine Frau ohne Gebärmutter muss körperlich heilen. Die Wundheilung dauert hier bis zu ein Jahr. Dann muss eine neue hormonelle Balance gefunden werden. Was körperlich und seelisch äußerst anspruchsvoll ist. Und abgesehen von der hormonellen Balance muss auch die Seele heilen.

      Ich denke, dass es bei der Gebärmutterheilung für Krebspatientinnen vor allem darum geht, sich der Leere anzunähern. Der Leere im Unterleib. Und diese Leere zu füllen, wie jede andere Frau auch den Raum Gebärmutter füllt: mit Liebe, mit Annahme, mit voller Akzeptanz des Selbst.

      Das ist natürlich viel schwieriger, wenn keine Gebärmutter vorhanden ist. Eine Frau ohne Gebärmutter – wie ohne Brust oder Brüste – muss die Verbindung zu ihrer Weiblichkeit meist vollkommen neu entwickeln. Aber gerade dabei können Rituale wundersames bewirken: in Ritualen geht es ja nicht nur um ein „Organgefühl“ sondern auch um Visualisierung von Kraftquellen. Wenn es einer Frau gelingt, mittels Visualisierung eines kraftvollen, wenn auch „anderen“ Unterleibs, körperliche und seelische Wunden zu heilen, dann, so denke ich, kann sie einen neuen Weg zu gefühlter Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Selbstliebe gehen.

      Liebe Grüße, Julia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*