Zwei Wochen Diät: Mein Problem ist nicht das Körperfett

Das Thema Abnehmen kam in mein Leben als ich zehn Jahre alt war; meine Mutter las gerne die Brigitte, meistens zum Kaffee, den sie nach dem Mittagessen trank. Der Beileger der aktuellen Ausgabe trug den Titel Die große Brigitte Diät und sollte fortan bei uns zwischen den Kochbüchern stehen.

Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass es nicht nur die Kategorien gesund vs. ungesund gab, sondern auch macht fett vs. macht nicht fett.

Damals hießen Diäten noch Diät. Nicht Detox.

Nicht der Zucker wurde verteufelt, sondern das Fett. Ich erinnere mich an Knäckebrote mit fettarmen, körnigem Frischkäse und Sprossen, Hühnchenbrust-Filets und leichte Reisgerichte, die überflüssiges Körperfett zum Schmelzen bringen sollten.

Wer heute abnehmen will, greift lieber zum Juice-Cleanse , verzichtet gänzlich auf Kohlenhydrate oder meldet sich zur 40-Tage-Zuckerfrei-Challenge an. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden. Soll meinetwegen jede*r essen, was er*sie will. Was mich stört, ist das Deckmäntelchen Detox.

Detox, also Entgiften, vermittelt ein falsches Bild. So giftig sind wir braven Bio-Yogis gar nicht.

Fasten, um sich mal wieder aufs Wesentliche zu besinnen, wie es Uli während der FLGH-Detox-Woche gemacht hat, halte ich hingegen für durchaus sinnvoll. Dann aber bitte im Allgäu mit Fastenwandern und Leberwickel, weit weg von meinem Rechner (und den schlimmen Ablenkungen). Das stand für mich gerade nicht an.

Abnehmen wollte ich trotzdem.

Mein Ziel: Zwei Kilo Sommerspeck sollten weg. Ich nehme gewöhnlich nicht im Winter zu; Plätzchen und üppige Festmähler hängen mir schnell zum Hals raus.

Aber im Sommer trinke ich wirklich gerne abends Bier. Nicht wahnsinnig viel, aber doch so gerne, dass es sich irgendwann auf den Hüften bemerkbar. Hinzu kamen spätes Essen in Italien, viel Weißbrot und gerne auch mal ein Eis.

Nicht, dass ich zu dick wäre. Aber…

Mein Gewicht ist in Ordnung, seit vielen Jahren relativ konstant und auch mein Essverhalten würde ich als ziemlich normal bezeichnen. Zeitweise konnte man mir vielleicht einen übertriebenen Hang zu gesundem Essen unterstellen, doch auch das hat sich gelegt.

Nichtsdestotrotz fühlte ich mich mit diesen zwei Kilo mehr mopsig und klopsig. Deshalb kam mir Ulrikes Vorschlag für die große Fuck Lucky Go Happy Detox-Woche gerade recht.

Ich beschloss ganz klassisch Diät zu machen. 14 Tage lang.

Fleisch und Fisch kamen für mich nicht in Frage, low carb ist bei einer überwiegend veganen Ernährung gar nicht so easy. Basenfasten sehe ich eher als Ernährungsart und die Brigitte-Diät war mir zu 90er.

Also baute ich mir mein eigenes Programm und legte es der Fachfrau zum Check vor.

Ich war ganz schön erleichtert als Verena Limmer-Mahrous von WHOLE STORY, FLGH-Autorin und Ernährungsberaterin, mir bestätigte, dass mein selbstgezimmertes Abnehm-Programm ganz schlau ausgeklügelt war.

Mein Diät-Plan für 14 Tage sah so aus:

  • Kompletter Verzicht auf Süßigkeiten, Zucker und gezuckerte Getränke
  • Keinen Alkohol
  • Maximal ein mächtiges Getränk am Tag wie Chai mit Hafermilch oder Cappuccino, sonst Wasser und Tee
  • Kein Weißbrot, wenn überhaupt, dann Vollkornbrot
  • Keine Snacks, dafür drei feste Mahlzeiten mit mindestens vier Stunden Abstand
  • Morgens Porridge oder Müsli; hier war etwas Obst und eine Dattel erlaubt
  • Sattmachendes Mittagessen mit reichlich Gemüse; meistens selbstgekocht; z.B. Curry, Kitchari oder auch mal einen Teller Pasta mit Salat
  • Abends nur noch eine eiweißreiche Kleinigkeit: Zum Beispiel gedünsteten Brokkoli mit etwas angebratenem Tofu, nach dem Yoga auch mal einen veganen Proteinshake
  • Bewegung wie gewohnt: Viel Yoga, zu Fuß laufen, wann immer es geht, 7-Minutes-Workout und Fahrradfahren

Verena erklärte mir auch die Sache mit dem Eiweiß. Laienhaft habe ich ihre Erklärung so verstanden: Es ist Quatsch, sich mit Eiweiß vollzustopfen und die Kohlenhydrate ganz wegzulassen. Was aber dem Abspecken zugute kommt, ist der Verzicht auf Kohlenhydrate für mindestens acht Stunden am Stück. Der Körper beginnt dann nämlich Fett abzubauen.

Mein Problem ist nicht das Körperfett: Was ich aus meiner 2-Wochen-Diät gelernt habe 4

Wann wir diese Pause einlegen, ist dabei erstmal irrelevant. Ich habe mich für abends entschieden, denn im Schlaf fällt es bekanntermaßen leichter aufs Essen zu verzichten. An Tagen, an denen ich aber abends zum Essen verabredet war, habe ich die Mahlzeiten umgedreht. Am Ende geht es ja nur darum, dass man seinen Blutzuckerspiegel mindestens acht Stunden niedrig und möglichst konstant hält und darum mehr zu verbrennen als man zu sich nimmt.

Extra-Tipps von der Fachfrau:

Das Tolle an einem Redaktionsteam ist, dass man eine kompetente Ansprechpartnerin für fast jede Frage hat. Aus Verena sprudelte es geradezu heraus. Sie beantwortete nicht nur meine Fragen nach dem besten Pflanzenprotein, sondern versorgte mich mit reichlich Infos zum Thema Abnehmen.

  • Visualisieren: Ganz unabhängig vom Essen frag dich: Wie fühlt sich der Körper mit zwei Kilo weniger an? Warum will ich überhaupt abnehmen? Stell dir vor, was du von der Aktion hast, mach dir ein klares Bild. Laut Verena ganz wichtig.
  • Achte auf reichlich Omega 3 Säuren, denn die erhöhen den Grundumsatz und erleichtern den Fettabbau. Verena empfiehlt Kapseln von Opti 3 oder Leinöl, geschrotete Leinsaat oder Walnuss. Wichtig: Immer zum Essen einnehmen.
  • Viel grünes (Blatt)gemüse essen. Es hat kaum Kalorien und viele Nährstoffe.
  • Nach den Mahlzeiten Ingwertee trinken. Das kurbelt das Verdauungsfeuer an.
  • Auf Koffein weitgehend verzichten. Koffein bringt die natürlichen biochemischen Prozesse im Körper durcheinander, sorgt für Stress und der wiederum bremst die Verdauung. Als Alternative empfiehlt Verena koffeinfreien Kaffee – unbedingt aus dem Bioladen, weil die gängigen chemisch entkoffeiniert sind. Ich muss sagen: Schmeckt besser als ich dachte.

Ich fand es sehr spannend, mir das Ganze aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive erklären zu lassen. Obwohl ich mich in Sachen Ernährung für ganz versiert halte, hat mir Verenas Coaching sehr geholfen.

Zwei Wochen Diät. So ist es mir ergangen:

Es hat mir sehr gut getan, bewusst zu essen und viel zu kochen. Da ich die Mahlzeiten ein wenig planen musste, habe ich mich supergut ernährt. Wenn ich auf Hochtouren arbeite, vergesse ich oft das Essen, bis ich so Hunger habe, dass ich einfach irgendwas – oft Brot – esse.

Während der Diät habe ich darauf geachtet, immer frisches Gemüse vom Markt oder aus dem Bioladen zuhause zu haben. Es kam mir gar nicht in den Sinn, zwischendrin zu snacken. Auch die Lust auf Süßes ging komplett weg – ich war ja satt durch meine regelmäßigen Mahlzeiten.

Morgens und mittags habe ich im Prinzip so gegessen wie immer. Nur minus Zucker. Der kleine Snack abends statt spät noch ein großes Brot war eine Wohltat. Ich habe super geschlafen und fühlte mich morgens leicht und ausgeruht.

Weil ich normalerweise wenig Tofu und Ersatzprodukte zu mir nehme, ist der Abendsnack manchmal vegetarisch statt vegan ausgefallen. Vielleicht kam sogar mal ein körniger Frischkäse dazwischen…

Was mir echt schwer fiel, waren soziale Gelegenheiten.

Oder besser: Alkohol. Das Glas Wein zum Essen mit Freunden in der Bar Gallina wegzulassen, war doof. Ich erinnerte mich an Verena, die sagte, eine Diät dürfe nicht gesellschaftsunfähig machen. Denn auch der perfekte Plan helfe nichts, wenn er nicht alltagstauglich wäre.

Nach einem alkoholfreien Bier und jeder Menge stillen Wasser habe ich dann doch am Weißwein genippt. Deshalb: Verabrede dich besser nicht in einem italienischen Weinlokal zum Aperitif während du Diät machst. Ein guter Vietnamese macht dir die Getränkewahl leichter. 

Ja, ich habe abgenommen. Ohne zu hungern und etwa zwei bis drei Kilo.

So ganz genau weiß ich das nicht, weil meine Waage sehr unpräzise ist. Es ist auch nicht so wichtig, denn was ich gemerkt habe, ist viel wichtiger als ein paar Striche auf meiner Waage.

Nicht Fett ist mein Problem. Es ist mangelnde Selbstfürsorge.

Was mir eigentlich gut getan hat, war das regelmäßige Kochen – auch nur für mich alleine. Ich habe mir Zeit genommen, einzukaufen, habe die Lebensmittel auf dem Teller hübsch angerichtet und in Ruhe und bewusst gegessen.

Ich habe darauf geachtet, mich an der frischen Luft zu bewegen, viel Yoga geübt und meine Morgenpraxis ernst genommen. Alles Dinge, die manchmal meiner selbstkreierten Geschäftigkeit zum Opfer fallen, und dazu führen, dass ich den Kontakt zu mir selbst verliere.

Ich muss nicht abnehmen. Ich muss „nur“  lernen, mich besser um mich selbst zu kümmern.

Mein Problem ist nicht das Körperfett: Was ich aus meiner 2-Wochen-Diät gelernt habe 1

Dann passiert der Rest von ganz alleine. Wenn ich entspannt bin, habe ich keine Zuckergelüste, esse nur, wenn ich Hunger habe und nicht um ein Energieloch zu stopfen und fühle mich wohl in meiner Haut.

Insofern war meine Diät doch ein Detox.

Ziel eines Detox ist es schließlich, alles auf Null zu stellen, schlechte Gewohnheiten zu identifizieren und zu ersetzen.

Das hat wunderbar geklappt – das Grünzeug ist in meinen Kühlschrank eingezogen und Zucker wird immer weniger auf meinem Speiseplan. Auf den Weißwein und Ciabatta beim Italiener möchte ich nicht verzichten, aber das muss ich zum Glück ja gar nicht.

Auf den Genuss, die Gesundheit und die Lebensfreude,
Rebecca

Bilder: Lydia Hersberger

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5 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Was für ein schöner Versuch! Ich vermute schon lange, dass es nicht die Ernährung allein ist sondern der Gedanke der Selbstfürsorge dahintersteckt Aber es ist so einfach, alles auf die Schokolade zu schieben ;-)
    Mal sehen, ob sich das nicht doch ändern lässt…
    Viele Grüße
    Cathrin

  2. Danke, Rebecca, für Deinen Erfahrungsbericht – ich find’s immer schön zu sehen, wie es anderen geht.
    Also, mein Problem ist ja meine Leidenschaft für’s Naschen! Gedankenlos stopf ich mir – vor allem im Büro – Süßigkeiten in den Mund. Deswegen gibts bei mir seit 1.Jänner eine Süßigkeiten Pause. Mit einem Cheat-Day in der Woche. Damit’s nicht ganz so radikal ist.
    Üblicherweise mache ich das jedes Jahr in der Fastenzeit, aber nachdem der Advent heuer besonders schlimm war, hab ich’s auf Jänner vorgezogen.
    Interessanterweise fällt es mir von Jahr zu Jahr leichter, auf’s Naschen zu verzichten – wahrscheinlich weil der Körper mittlerweile weiß, dass es gar nicht soo schlimm ist :)
    Schön fänd ichs, wenn ich mir das in Zukunft beibehalten könnte und nicht nur für einen gewissen Zeitraum, weil wenn ich dann wieder mit Naschen beginne dann beginnt auch wieder das unkontrollierte Naschen.
    Naja, schaun wir mal…
    Alles Liebe, Kathi

  3. Ha, der Post spricht mir voll aus dem Herzen. Ich bin dick, seit ich ungefähr 12 bin, mal mehr mal weniger. Im Moment wieder mehr ?. Bei mir ist es aber auch die fehlende Selbstfürsorge die zuviele Kilos zur Folge hat. Ich nehme mich und meine Mahlzeiten, meine Balance einfach im Alltag nicht wichtig genug… Immer wenn ich das tue, nehme ich ab. Ich hab das Gefühl schon die Erkenntnis hilft. Selbstfürsorge lernt man nicht von heute auf morgen, aber ich freu mich drauf mir selbst immer wichtiger zu werden ❤. Danke für deinen tollen Bericht! Alles Liebe, Karin

  4. „Wenn ich entspannt bin, habe ich keine Zuckergelüste, esse nur, wenn ich Hunger habe und nicht um ein Energieloch zu stopfen und fühle mich wohl in meiner Haut.“ Das ist der springende Punkt, nur leider soooo schwer zu erreichen im Alltag… Deshalb nehme ich im Urlaub, sogar im Weihnachtsurlaub, immer gleich 1-2kg ab und wenn danach die Realität wieder zuschlägt aber auch schnell wieder zu. Irgendwelche Diäten und Vorschriften machen mich nur noch unentspannter und übellaunig.

    1. Ja total. Ich weiß, was du meinst. Hart mit sich zu sein, ist auch keine Lösung. Trotzdem ist es langfristig ein wichtiges Zeichen, genauer hinzusehen. Was macht den Stress im Alltag? Braucht es vielleicht Veränderungen, die mit Essen gar nichts zu tun haben? Vielleicht kannst du damit ja was anfangen. Alles Liebe Rebecca

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