Rebecca hat dieses Jahr vor allem auf Displays und immer mit schlafendem Baby im Arm gelesen, Uli im Mutterschutz mehr Romane als in den letzten fünf Jahren zusammen und Katja schaffte es eigentlich nur, Bücher quer zu lesen. Du weißt schon, Alltag in der Pandemie mit Kleinkind, da geht nicht so viel.
Nichtsdestotrotz gab es Bücher, die uns tief bewegt haben, zum Lachen gebracht oder sogar unser Denken verändert haben. Für die alljährlichen Buchtipps der FLGH-Redaktion haben wir unsere Autorinnen gefragt, welches Buch sie 2021 gebissen hat.
Why we matter: Das Ende der Unterdrückung von Emilia Roig (Rebecca)
Wenn man mich fragen würde, welches Buch alle Menschen der Westlichen Welt gelesen haben sollten, würde ich Why we matter* antworten. Die Autorin Emilia Roig deckt Muster der Unterdrückung auf, die in unserer Gesellschaft bestehen und demonstriert radikale Wege, wie wir sie überkommen können. Auf sehr persönliche, klare und aufrüttelnde Art und Weise erklärt sie, wie Rassismus und Black Pride, Trauma und Auschwitz, Homofeindlichkeit und Queerness, Patriarchat und Feminismus aufeinanderprallen.
Dank Emilia habe ich viel über Diskriminierungsformen und Machtverhältnisse gelernt und besser verstanden, was Gerechtigkeit wirklich bedeutet. Spiritualität sieht die Autorin als einen zentralen Hebel zurück zu mehr Menschlichkeit und um das verbindende Element zu stärken. Absolutes must read für alle, die ernsthaft an einer gerechten Welt interessiert sind.
Die Wurzeln des Lebens von Richard Powers (Helena)
In Die Wurzeln des Lebens* geht es um Umweltaktivismus, ganz leisen und sehr lauten Widerstand und die überwältigende Kraft der Welt da draußen. Powers erzählt die Geschichten von nicht weniger als neun Protagonisten, deren Schicksal auf die eine oder andere Weise von Bäumen gelenkt wird. Was vielleicht kitschig klingt, lässt an Tiefe und Facettenreichtum nichts vermissen.
Dieses Buch hat mich für ein paar Wochen komplett verschluckt. Und als ich die letzte Seite gelesen hatte, musste ich erstmal lange am See sitzen und zu Tränen gerührt aufs Wasser schauen. Losgelassen haben die Geschichten der Protagonisten mich bis heute nicht. Falls du im kommenden Jahr einen Wanderurlaub oder auch sonst Zeit in der Natur geplant hast, darf dieses Buch in deinem Gepäck nicht fehlen. Aber auch sonst empfehle ich es dir wärmstens!
Darling Days: Mein Leben zwischen den Geschlechtern von iO Tillet Wright (Danai)
Ich glaube, mich hat lange kein*e Protagonist*in so sehr gleichermaßen berührt, beeindruckt und stellenweise an mich selbst erinnert. iO Tillet Wright, Autor, Fotograf, Aktivist, Fernseh- und Podcast-Host, berichtet in Darling Days* so eindrücklich von seiner bunten, verrückten Kindheit im rauen New York der 80er und 90er, dass es einen selber schmerzt.
Geboren in einem weiblichen Körper versucht er herauszufinden, wer er wirklich ist: inmitten von exzentrischen Künstler*innen, Dragqueens und seinen nicht weniger exzentrischen Eltern, von einem Drogenrausch zum nächsten, durch die Begegnung wunderbarer Menschen. Besonders die hochkomplizierte, toxische Beziehung zu seiner Mutter spielt eine entscheidende Rolle in seiner Befreiung und hat mich ein ums andere Mal gezwungen, das Buch wegzulegen, weil ich erst einmal verdauen musste. Super beeindruckend!
Leben, schreiben, atmen: Eine Einladung zum Schreiben von Doris Dörrie (Marie)
Dieses Buch habe ich durch Zufall in die Hände bekommen. Ich bin keine Roman-Leserin und lese leider zu wenig und nehme mir jedes Jahr vor, mehr zu lesen. Dieses Jahr hat es zumindest mit Hörbüchern ganz gut geklappt. Leben, schreiben, atmen* von Doris Dörrie hat mir tatsächlich meine Hörbuch-App vorgeschlagen und es hat mich wirklich bewegt und inspiriert.
Dörrie erzählt in ihrem Buch eine sehr persönliche Geschichte über Krankheit, Leben, Sterben, Liebe und Freundschaft, eingebettet in verschiedene Schreibübungen und Stile. Die Kombination aus Erzählung und Anleitung für das eigene kreatische Schreiben ist etwas ganz Besonderes. Ich habe gelacht und geweint.
Das Patriarchat der Dinge: Warum die Welt Frauen nicht passt von Rebekka Endler (Hannah)
Dieses Buch ist nicht gerade die beste Gute-Nacht-Geschichte, denn du kannst beim Lesen nicht anders, als dich permanent aufzuregen; trotzdem lernst du dabei super viel und wirst durch Rebekka Endlers humorvollen Schreibstil und die grandiosen Fußnoten perfekt unterhalten. In Das Patriarchat der Dinge* geht es mit einer Vielzahl an Fakten und Infos darum zu zeigen, wie fast alles in unserer Gesellschaft – von Sprache, bis Gesundheitssystem – Frauen nicht passt.
Patriarchales Design ist überall und verantwortlich dafür, dass Frauen im öffentlichen Raum kaum öffentliche Toiletten finden, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben bei einem Autounfall zu sterben als Männer und in Bereichen wie dem Leistungssport oder Flugzeugcockpits unterrepräsentiert sind. Ja, sogar meine Pollenallergie hängt mit patriarchalem Design zusammen. Crazy, oder? Das liegt daran, dass die Pollen von den männlichen Bäumen kommen und diese in unseren Städten deutlich überrepräsentiert sind. Ein Buch, das ich ALLEN ans Herz legen kann.
Das Unwohlsein der modernen Mutter von Mareice Kaiser (Uli)
Ob es eine gute Idee sei, Das Unwohlsein der modernen Mutter* schwanger zu lesen, fragte ich mich schon, als ich es kurz nach Erscheinen im Buchladen erstand. Schließlich geht es knallhart darum, welche Steine uns als Frauen und Müttern von der Gesellschaft in den Weg gelegt werden, ganz einfach, weil wir Frauen und Mütter sind. Mareice Kaiser, alleinerziehende Mutter und Journalistin, arbeitet in diesem Buch sämtliche strukturellen Probleme und Ursachen der Benachteiligung von Müttern in unserer Gesellschaft ab – Finanzen, Karriere und auch persönliche Beziehungen.
Dabei geht sie meist von persönlichen Erfahrungen aus, bezieht aber das große Ganze mit ein und untermauert dies mit wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen. Wenige Texte haben mir auf so eingängige Art Worte, Argumente und Fakten an die Hand gegeben, mit denen ich die unfassbare Wut erklären kann, die mir in den Kopf steigt, wenn ich darüber nachdenke, wie ungleich manches heute noch verteilt ist – nehmen wir beispielsweise Care-Arbeit. War es eine gute Idee, dieses Buch schwanger zu lesen? Ja, denn ich konnte mich schon vor der Geburt damit auseinandersetzen und mit meinem Partner darüber sprechen, wie wir versuchen wollen, das System auszutricksen. Große Empfehlung!
Everyday Magic: Ein Handbuch für alltagstaugliche und empowernde Spiritualität von Hannah und Marie Krutmann (Katja)
Dieses Buch ist kein langweiliges Geschichtsbuch über eingestaubte Bräuche und veraltete Sichtweisen, sondern ein Handbuch für alltagstaugliche und empowernde Spiritualität. Persönlich, umfangreich und kritisch setzen sich die Autorinnen Hannah und Marie mit einer Vielzahl von Ritualen und Tools aus den Bereichen Astrologie, Kristallarbeit, Manifestationen, Räuchern und ätherischen Ölen auseinander. Everday Magic* ermutigt uns, magische Celebrations zu begehen, Träume zu erkennen und uns reflektiert mit unseren Wünschen auseinanderzusetzen. Die Betrachtungen finden auch jenseits der Spiri-Blase statt und Themen wie Toxic Positivity, kulturelle Aneignung und ethisch bedenkliche Methoden in der Beschaffung von Edelsteinen werden ebenso angeschnitten.
Als Spiri-Newbie bekommst du mit Everyday Magic einen tollen Einstieg in die Welt der Hexen und der Magie. Aber auch erfahrene Spiris erhalten mit Sicherheit den ein oder anderen Denkanstoß. Außerdem warten kleine Aufgaben auf dich, Fragen für Journaling und Selbstreflexion, oder Anleitungen für eigene Räuchermischungen.
Das war’s von uns. Welche Bücher haben dein 2021 erhellt?
Lass uns gerne in den Kommentaren wissen, was wir zwischen den Jahren unbedingt lesen sollten.
Titelbild © Sheila Ilzhöfer
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2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar
Danke für die Anregungen! Gibt so viel zu lesen … Bin gerade begeistert von Yoganandas Wälzer über die Bhagavadgita: Gott spricht mit Arjuna.
Ich bin etwas verwirrt.
Die Bücher sind über Amazon verlinkt und gleichzeitig steht beim Yoga Kleidungstest, dass euch faire Produkte wichtig sind.
Es gibt ganz viele tolle faire online Bücher Shops.
Oder ihr könntet den ISBN Code teilen, sodass man das Buch online/telefonisch im nächsten Einzelhandel bestellen könnte.