Mudras im Yoga: Die wichtigsten Handgesten & ihre Bedeutung

Mudras sind bestimmte Gesten und Körperhaltungen, die die Energie während der Yoga- und Meditationspraxis verstärken und lenken sollen. Hier lernst du bekannte Mudras und deren Bedeutung kennen.

Was ist eigentlich ein Mudra?

Der Sanskrit-Begriff Mudra wird mit Siegel oder Zeichen übersetzt. Mud bedeutet wörtlich Freude und ra bedeutet geben. Mudras sind mystisch-religiöse Handgesten, die Freude geben. Im Bezug auf Yoga sind sie mit dafür zuständig, Energie in bestimmte Richtungen bzw. Körperregionen zu lenken, sie zu konzentrieren und zu speichern. Neben Handmudras gibt es übrigens zum Beispiel auch Zungen- und Halsmudras; sogar eine Asana kann zum Mudra werden.

Nimmst du während deiner Meditation oder Pranayama-Praxis deine Hände in ein Mudra, unterstützt dich diese Handhaltung darin, dich besser zu konzentrieren. Du gibst deinem Geist eine zusätzliche Aufgabe (nämlich die Haltung der Hände) und damit weniger Möglichkeiten, sich abzulenken.

Anjali Mudra: Ich bin ganz

Die Gebetshaltung Anjali Mudra nutzen wir als Gruß und Geste der Dankbarkeit – nicht nur im Yoga übrigens. Oft ist diese verbunden mit dem verbalen Gruß Namasté. Die Daumen liegen auf dem Brustbein, am Herzchakra. Die beiden fest aufeinander gelegten Hände symbolisieren die Vereinigung von Gegensätzen: männlich-weiblich, Sonne und Mond, Yin und Yang, emotional und rational, linke und rechte Gehirnhälfte.

Anjali Mudra ist ein Weg zurück zu dir selbst. Nach einem Haufen schweißtreibender Sonnengrüße stehst du in Tadasana (Berg-Asana) bzw. Samasthiti, holst die Hände zum Brustbein, fühlst den Herzschlag, spürst, wie die Energie durch den Körper pulsiert, neigst das Kinn und berührst mit den Lippen die Fingerspitzen. Du nimmst den Raum zwischen Gehirn und Herz wird bewusst wahr und fühlst dich mit dem Körper verbunden. Ganz, in allen Gegensätzen, fest verankert. So trittst du deinen Mitmenschen offen und anerkennend gegenüber.

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Chin Mudra und Jnana Mudra: Ich kontrolliere meine Energie

In Chin Mudra (Mudra des Wissens) und Jnana Mudra (Mudra des Bewusstseins) berühren sich Zeigefinger und Daumen in Kreisform, die drei restlichen Finger sind gestreckt. Dabei steht der Daumen für den*die Lehrer*in bzw. das höhere Wesen, vor dem sich der Zeigefinger, stellvertretend für das Individuum, verneigt. In Chin Mudra zeigen die Handflächen traditionell nach oben, in Jnana Mudra nach unten. Dem durch Berühren der Finger geschlossenen Kreis wird eine Begünstigung des Energieflusses und der Achtsamkeit zugeschrieben.

Vielleicht formst du in fordernden Asanas dieses Mudra. Die Berührung beider Finger fördert deine Konzentration, dein Zeigefingernagel bohrt sich ein wenig in den Daumen. So hast du bis in die Extremitäten volle Kontrolle über deinen Körper. So konzentrierst du dich darauf und vergisst ein wenig, dass dir vielleicht gleich das Bein abfällt. Du kannst dir vorstellen, wie du durch diesen kleinen Kreisverkehr die Energie vor dem Entweichen rettest und sie zurück zum Herzen lenkst.

Meditation: Ich empfange Energie, oder ich erde mich

Beim Meditieren kannst du deine Handhaltungen darauf abstimmen, was du gerade brauchst. Willst du ein wenig wacher werden, öffne die Handflächen – sie werden wie Trichter, in die du Energie füllen kannst. Man kann Chin Mudra nutzen oder die aktive (die Hand, mit der man schreibt) in die inaktive Hand legen. So ist erstere, die normalerweise mehr belastet wird, in empfangender Haltung schön weich gebettet. Sehnst du dich eher nach nach Erdung und Ruhe, lege die Handflächen nach unten auf die Beine, entweder flach oder in Chin Mudra.

Vishnu Mudra: Entspannung und Balance

Vielleicht hast du schon einmal Vishnu Mudra praktiziert, ohne es zu wissen: Du brauchst das Mudra nämlich für Nadi Shodana, die Wechselatmung, die eine gängige Praxis in Yogaklassen ist. Für Vishnu Mudra hebst du eine Hand zu einem Gesicht, legst den Daumen an dein rechtes Nasenloch und den Ringfinger an dein linkes. Zeige- und Mittelfinger kannst du entweder strecken und sanft an dein drittes Auge legen, oder du krümmst sie und platzierst sie vor deiner Nase.

Das Mudra wird auch Harmonisierungs-Mudra, Ausgleichs-Mudra oder Mudra für Frieden genannt. In der yogischen Tradition spielt es eine entscheidende Rolle bei der Kanaliserung von Prana, unserer Energie; Vishnu Mudra stimuliert die beiden Energiekanäle Ida und Pingala, die jeweils am rechten bzw. linken Nasenloch münden.

Der hinduistische Gott Vishnu gilt außerdem als Bewahrer, als großer Ausgleicher des Universums. So dient auch Vishnu Mudra dazu, Emotionen, Empfindungen, Gedanken und Energie zu harmonisieren.

Uttarabodhi Mudra: Stärke durch Vereinigung

Für Uttarabodhi Mudra verschränkst du alle Finger bis auf die Zeigefinger und die Daumen ineinander. Diese streckst du aus und drückst sie sanft aneinander, die Zeigefinger pointest du gen Himmel, die Daumen weisen Richtung Brustkorb bzw. hinten. Mit diesem Mudra verdeutlichst du Samadhi, die Verbindung mit dem Göttlichen, und dass Zusammensein und Vereinigung wahre Kraft bedeutet. Wirklich stark sind wir in der Vereinigung, nicht in der Unabhängigkeit.

Besonders in den Krieger-Asanas entfaltet das Mudra besondere Kraft und Sicherheit; bei der Meditation vergewisserst du dich anhand von Uttarabodhi Mudra der Verbindung mit anderen Menschen.

Was ist dein Lieblings-Mudra? Welches gibt dir Kraft? Erzähl uns davon!

Alle Fotos © Sarah Vogel

3 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hand Yoga ist sehr wirkungsvoll. Danke für Deine Übungsvorschläge. Ich habe sie seit 3 Tagen zwischendurch dem Alltag ausprobiert und sehr gute Erfahrungen gemacht.. Hand Yoga hat mein Leben Farbe gegeben.

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