Montagsmantra: Wenn ich schenke, beschenke ich mich selbst

Ich hatte mal einen Freund, der kurz vor Weihnachten zu mir sagte:

Dieses Jahr gibt es nicht so viele Geschenke. Das gilt übrigens auch für dich.

Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns gerade erst drei Monate und ich hatte noch nie ein Geschenk von ihm erhalten. Ich fragte verwundert nach, „warum“? Er erklärte mir, dass er im Vorjahr seinen Eltern und Brüdern je drei Geschenke gemacht hatte und im Nachhinein bereute, so viel Geld ausgegeben zu haben. Dieses Jahr bekommen deshalb alle weniger.

Ich konnte diese Einstellung nicht nachvollziehen und verurteilte diese Haltung als herzlos. Bis ich mich zwei Wochen später von ihm trennte und mich darüber ärgerte, dass ich ihm eine gute Manduka Yogamatte geschenkt hatte. „Die hat immerhin 90 Euro gekostet!“ brodelte es in mir.

Mir wurde klar, dass auch ich nicht aus reinem Herzen geschenkt hatte: So lange er in mich verknallt war, habe ich gern gegeben. Aber als der Ofen aus war und ich keine Zuwendung mehr von ihm bekam, sollte auch er meine Yogamatte nicht mehr haben. Ergo:

Ich gebe dir nur, so lange ich etwas von dir bekomme.

Und das passiert an Weihnachten in fast allen Familien. Das beste Beispiel ist das Weihnachtsessen: Du machst einen riesigen Aufriss, kaufst nur das Beste vom Besten, durchstöberst Interior-Blogs nach ausgefallener DIY-Tischdeko und als dann alle am Tisch sitzen bist du enttäuscht, weil niemand deinen hübsch geschmückten Tisch würdigt.

Ein ähnliches Szenario erfährt derjenige der den Weihnachtsbaum geschmückt hat, weil du, die den ganzen Tag in der Küche stand, keine Zeit und Muße hat, den Weihnachtsbaum ausgiebig zu bewundern.

Und dann kommt die Bescherung. Als deine Mutter das feine Hermès-Seidentuch auspackt, für das du dieses Jahr mal etwas tiefer in die Tasche gegriffen hast, sagt sie „Oh, Hermes! Ich dachte, die verschicken nur Pakete“.

Und so nimmt die Weihnachts-Spirale ihren Lauf in Richtung Familienstreit. Denn wir alle haben viel gegeben, aber vermeintlich nicht genug bekommen.

Um dieser Misere zu entkommen, mach es zu deiner Grundregel, bei allem, was du gibst, dich selbst zu beschenken. Erfreu dich selbst an deinen Geschenken – an deiner Großzügigkeit, an deiner Kreativität, an deiner Liebe für’s Detail. Wiederhole bei allen Kaufentscheidungen, beim Verpacken, beim Karten Schreiben, beim Baum Schmücken und beim Essen Kochen folgendes Mantra:

Wenn ich schenke, beschenke ich mich selbst.

Hier noch ein paar Ideen, wie du es in die Tat umsetzen kannst:

  • Wenn du noch Last-Minute-Weihnachtsgeschenke shoppen gehst, stell dir vor, dass Du der Beschenkte wärst. Kauf das schönere und nicht das günstigere Geschenk. Erwähne mit keinem Ton, dass es teurer war, als geplant und erfreu dich selbst an deiner Großzügigkeit.
  • Wenn du beim Shoppen etwas für einen lieben Freund entdeckst, schlag zu, auch wenn ihr vereinbart habt, euch nichts zu schenken und überrasche ihn oder sie.
  • Wenn du noch Eltern hast: Frag dich, wie du sie unterstützen kannst. Tu es ungefragt und erfreu dich an deiner Hilfsbereitschaft. Und hier ganz wichtig: Erwarte keinen Dank!
  • Wenn du für das Abendessen verantwortlich bist, kauf nur das Beste vom Besten und eine Flasche Champagner oben drauf. Nachdem du aufgetischt hast, schweige und beantworte Fragen zur Zubereitung und Qualität des Essens nur auf Nachfrage. Erfreu dich daran, dass du der Runde etwas ganz besonderes gegeben hast. Wenn du das nicht kannst, mach es nicht! Sei ehrlich zu dir und anderen und organisiere für nächstes Jahr, dass jemand anders den Kochlöffel schwingt. Aber mach nicht die anderen für deine gefühlte Ungerechtigkeit verantwortlich!

Werde dir bei allem, was du rund um Weihnachten für andere tust bewusst, das jedes Geschenk, das du anderen machst dafür sorgt, dass immer genug für dich da sein wird. Wiederhole dazu immer wieder das Mantra:

Wenn ich schenke, beschenke ich mich selbst.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine reiche Weihnachtszeit,

Deine Franziska

4 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Franziska,
    dieses Montags-Mantra hat heute meinen Freitag gerettet! Wir hatten gerade einen ziemlichen Familienstreit wegen einem Geburtstags-Geschenk (was ja eigentlich schon absurd ist!!) und ich habe meine Geschenkewahl völlig in Frage gestellt, da angeblich maßlos übertrieben und zu teuer.
    Aber es hat mir einfach eine riesige Freude bereitet und ich habe das Geschenk in der vollen Überzeugung ausgewählt den Beschenkten damit happy zu machen.
    Von daher ignoriere ich jetzt die Nörgler und mache wieder ein fröhliches Gesicht :-)
    Danke dir dafür!

  2. Mache ich auch so! Das ist mir vor Jahren mal bewusst geworden. Jedes Jahr kommt die ganze Familie zu uns zum Weihnachtsessen. Das haben wir mal wegen kleiner Kinder, die sonst irgenwie nicht genug Spielsachen hatten und Besuche Umzügen glichen, angefangen und dann ist es so geblieben.
    Oft war es Stress das Essen zu machen und das Haus,incl. Weihnachtsbaum zu schmücken. Und dann kam die Meute und hat es nicht wirklich gewürdigt.
    Dann hatte ich auch mal so einen Moment in dem ich mich gefragt habe: Warum mache ich das überhaupt oder warum regt es mich so auf?
    Die Erkenntnis tat gut.
    Heute mache ich das zu Essen, was wir hier gerne essen und schmücke alles für uns. Die anderen sind eingeladen bei uns teilzunehmen.
    Und weisst du was … die freuen sich und bedanken sich.
    Ich freue mich auf das kommende Fest und backe mit den Kindern schon Kekse und wir überlegen was wir kochen werden. Mit grösseren Kindern ist es natürlich auch einfacher, aber im Vordergrund steht ganz einfach des gemütliche Beisammensein.
    Ich wünsche dir schöne Feiertage

  3. Ach Franzi…das ist sehr schön geschrieben. Habe ich mir dieses Jahr auch genau so zu Herzen genommen und freue mich tierisch aufs Schenken :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*