Achtsamkeit to go: 5 Meditations-Apps im Test

Wenn wir an Meditation denken, stellen wir uns oft einen in sich ruhenden Yogi im Schneidersitz auf einem Kissen vor. Aber – trommelwirbel – nicht nur das ist Meditation. Ein Spaziergang durch den Wald, der Weg auf dem Rad zur Arbeit oder das achtsame Kauen eines Falafels kann genauso Meditation sein.

Neulinge auf diesem Gebiet treibt oftmals vor allem eine Frage um: Ja wie fange ich denn überhaupt an zu meditieren?  Und wie bleib ich am Ball? Was, wenn ich im Urlaub bin? Und was soll ich tun, wenn das dreckige Geschirr unbedingt jetzt gespült werden möchte, die Waschmaschine mich zur Weißglut piept oder alle paar Sekunden eine Bahnhofs-Durchsage trällert?

Setz dir Kopfhörer auf, starte deine Meditations-App und schließ deine Augen.

Ist es nicht paradox, dass Menschen ausgerechnet mit dem Smartphone zu mehr innerer Ruhe finden sollen? Ja ist es! Doch ausgerechnet dieser Kasten erleichtert vielen den Einstieg in die Meditation. Der Meditionsapp-Markt boomt und die Zahlen belegen: Das Ablenkungstool schlechthin hilft tatsächlich dabei, die so sehr ersehnten Ruhe-Inseln im stressigen Alltag zu schaffen. Ich bin ja Ms. Skepsis und hab mir Meditations-Apps rausgepickt, die ich auf Herz und Nieren getestet habe. Here we go, oder sollte ich besser sagen sit?!

Das sind die besten Meditations-Apps

Alle hier ausgewählten Apps sind in ihren Grundfunktionen kostenlos. Bei den meisten kannst du kostenpflichtige Kurse oder ein Upgrade auf eine Premium-Mitgliedschaft hinzubuchen. Oft kannst du eine monatliche, jährliche oder lebenslange (ambitioniert) Mitgliedschaft abschließen.

7Mind: Achtsamkeit im Zeichen der Sieben

Ich beginne die erste Meditation „Ankommen“ im Grundlagenkurs von 7Mind. Paul trägt mich mit seiner angenehmen Stimmt durch den Kurs und es fühlt sich so an, als säße er mir direkt gegenüber. Kein Schnickschnack, nur eine kurze Einführung und es geht los. Ich ertappe mich sofort dabei, wie ich reflexartig das Intro überspringen möchte und gebe mir eine kleine, feine mentale Ohrfeige.

Wow, das Schreiben dieses Artikels kommt da wohl genau richtig. Ich beginne den Grundlagenkurs von 7Mind, der aus sieben Meditationen besteht und sich idealerweise über sieben Tage erstreckt. Jep, Sieben ist hier die magische Zahl! Was mir an 7Mind gefällt: Die App ist nutzerfreundlich gestaltet und baut auf wissenschaftlichen Studien auf- die Macher*innen arbeiten mit dem Mind-Body-Experten Prof. Dr. Med. Tobias Esch zusammen und geben den Inhalten so fundierten Tiefgang.

Getting Started:  Die Grundlagenmeditation ist kostenfrei. Außerdem bietet 7Mind immer wieder Meditationen an, die zeitweise kostenfrei zur Verfügung stehen. Registrierung notwendig. Always for free ist 7Mind für Studierende und Barmer-Versicherte.
Preise: Alle Kurse & Meditationen einen Monat lang 11,99 €; ein Jahr lang 59,88 €; lebenslang einmalig 149 €.
Tech: iOS & Android
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch.
Extras: Es gibt sogar eine Version für Kinder!

Headspace: Raum zwischen den Gedanken

„Mehr Raum im Kopf“ verspricht schon der Name von Headspace. Ich starte die App und mir hüpfen gezeichnete, bunte, gut gelaunte Gesichter entgegen. Diese farbenfrohen Freunde sind das Markenzeichen des Marktführers. Ich beginne mit dem kostenlosen Einführungsprogramm Headspace-Programm Take 10. In täglich zehn Minuten führt dich die Stimme des Entwicklers Andy Puddicombe in die Welt der achtsamen Gedankenbeobachtung ein. Bei den meisten Meditationen kannst du wählen, ob du 10 oder 20 Minuten meditieren möchtest und ob du lieber einer weiblichen oder männlichen Stimme laschen möchtest.

Es gibt – nach Abschluss eines Abos – geführte Meditationen zu verschiedenen Themen wie Beziehung, Fokus, Motivation und Schlaf. Im Gegensatz zu anderen Meditations-Apps gibt es auch eine Workout-Sparte, in der du Yogaübungen, Cardio- und confidence-boosting Kurse findest. Damit die Ruheinsel nicht im Wirbel des alltäglichen Wahnsinns untergeht, kannst du Benachrichtigungen einschalten, die dich an deine kurze Auszeit erinnern.

Getting Started: Die Einführung ist kostenlos. Registrierung notwendig.
Preise: Monatsabo 12,99 €; Jahresabo 71,88 €, Lebenszeitabo 299,99 €
Tech: Läuft auf den meisten Geräten (iOSAndroid)
Sprache: Englisch
Extras: Push-Notifications, die dich ans Meditieren erinnern. Außerdem kannst Meditations-Buddies hinzufügen – so könnt ihr euch gegenseitig motivieren.

Calm: Ruhe durch Soundkulissen

Ich öffne die App, auf dem Display erscheinen die vier Worte „take a deep breath„. Nach dieser Ansage werde ich in die Natur katapultiert: Zirpen und sanftes Meeresrauschen hüllen mich ein, noch bevor ich mich für ein Programm entschieden habe. Was für eine beruhigende Soundkulisse! Allein damit könnte ich schon meditieren.

Calm hat sich neben diesen naturesounds prominente Stimmen wie Matthew McConaughey, Lucy Liu oder Kelly Rowland an Bord geholt. Musik-Playlists reihen sich ein zwischen geführten Meditationen und Meditationen mit dem Fokus Schlaf. Möchtest du ins Schlummerland mit Sounds aus der Rubrik Relax, Nature oder Focus oder dir doch lieber eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen lassen? Du hast die Wahl. Und wenn du Kinder hast, könnt ihr euch gemeinsam ins Land der Träume katapultieren lassen, denn die App übernimmt die Rolle des*r Vorleser*in und liest den Kleinen (und dir) Geschichten vor.

Getting Started: Kostenlose Sieben-Tages-Meditation. Registrierung notwendig.
Preise: Ein umfangreicheres Angebot bieten die Abos für 12,99 $ im Monat, 59,99 $ im Jahr oder 299 $ ohne Laufzeitbegrenzung.
Tech: iOS, Android, Browser
Sprache: Englisch
Extras: Push-Notifications, die dich ans Meditieren erinnern,  Gute-Nacht-Geschichten, offline verfügbar.

SLEEP – das lassen wir uns nicht zweimal sagen, Max Richter!

Max Richter schuf mit seinem achtstündigen Werk SLEEP ein atemberaubendes Wiegenlied für eine überdrehte Welt. Ich übertreibe nicht! SLEEP gilt bereits als Meisterwerk der modernen klassischen Komposition und als ich gesehen habe, dass es sie nun als App gibt, musste ich sie sofort herunterladen!

Enttäuscht wurde ich nicht. Ich kann wählen zwischen schlafen, meditieren oder fokussieren. Für eine Minute? Zehn? Oder doch zwei Stunden? Die App lässt den User bestimmten. Lass dich von klassischen Sounds einhüllen, während Planeten auf deinem Bildschirm umherschwirren.

Das Beste: Du kannst die App so anpassen, dass du mit ihr einschläfst und aufwachst. So begleitet dich sanfte Musik durch die Nacht, die dich mit intensiver werdender Musik morgens weckt – und zwar dann, wann du möchtest. Geweckt wirst du nicht mit einem schrillen Ton, sondern mit einem eigens dafür komponierten Wake-Up-Sound von Max Richter! Wow!

Getting Started: Du brauchst einen Spotify oder iTunes-Account, da die App diese als Bibliothek nutzt.
Preis: Kostenlos
Tech: iOS, Android
Sprache: Englisch, Deutsch
Extras: Meditation, Schlaf oder Fokus

Plum Village: Meditieren mit dem Zen Meister

Du möchtest mit einem der bekanntesten Zen -Meister aller Zeiten meditieren? Dafür brauchst du nicht ans Ende der Welt fliegen, sondern dir einfach diese Meditations-App herunterladen und schon hast du Thich Nhat Hanh direkt im Ohr.

Plum Village ist der Newcomer unter den Meditations-Apps und wurde nach der gleichnamigen buddhistischen Gemeinschaft in Südfrankreich benannt. Sie ist kostenlos und soll das auch bleiben (Spenden erlaubt!).

Das Besondere an ihr: Kopfhörer auf und zack, fühlt man sich wirklich wie im Kloster. Denn neben geführten Mediationen gibt es Lieder mit den zugehörigen Texten zu Mitsingen, Singing Bowls, Dharma Talks, Chants und Satsang.

Getting Started: Einfach herunterladen!
Preis: Zero!
Tech: iOS, Android
Sprache: Englisch
Extras: Hier findest du Meditationen zum achtsamen Geschirrspülen und Essen genauso wie Live-Musik des Plum Village Ensembles.

Meditieren mit einer App – Top oder Flop?

Eine geführte Meditation steht und fällt mit der Stimme und/oder dem Sound. Beide sind höchst subjektiv. Die Inhalte sind natürlich auch wichtig, aber bei mir war ganz klar:

Wenn ich nicht von Anfang an eine Verbindung zur Stimme und damit zu dem*r Erzähler*in spüre, bin ich raus.

Das ist wie bei einer Yogastunde: Der*die Lehrer*in kann noch so kompetent sein, wenn mir die Stimme nicht gefällt, sträubt sich etwas innerlich in mir.

Und was ist mein Résumé? Ich bin positiv überrascht von den Meditations-Apps. Dem kritischen Gedanke Warum sollte mein Alltags-Chaos-Beschleunigungs-Gadget mich zum Meditieren bringen? wurde der Wind aus den Segeln genommen. Denn ebendieser Kasten hilft mir mit seinen geführten Meditationen dabei wieder in eine regelmäßige Meditations-Praxis zu finden.

Klar braucht man keine App um zu meditieren, aber wieso nicht die helfende Hand dankend annehmen?

Es macht Spaß, dem Affengeist eine Richtung geben zu können und jemanden zu haben, der*die mir sagt, was ich machen soll. Auch wenn ich einfach nur meinen Atem beobachten könnte.

Wie sind deine Erfahrungen mit solchen Meditations- und Achtsamkeits-Apps? Ich bin gespannt, deine Meinung zu lesen.

Alles Liebe

deine Julia

Titelbild © Jule Wieland

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9 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Also ich hätte Insight Timer auch MIT reingenommen und ganz oben eingestuft. Dort gibt es Kurse, Meditationen, Podcasts, Soundlandschaften, Yoga Nidra, einfach alles.

  2. Ich mache gerade total gute Erfahrung mit „Sound Mind Meditation“! Keine App direkt, aber wollte ich trotzdem weiterempfehlen. Hatte eine Meditation von Ally und Jessica in der Insight Timer App entdeckt und dann gesehen, dass man die ganze Serie erwerben kann. Mir gefällt diese Kombi von Klangtherapie und Meditation sehr, sehr gut! Zu jeder Meditation werden auch noch Aromaöle empfohlen, die unterstützend wirken können. http://www.soundmind.space/

  3. Hallo!

    Ich habe auch schon 2 der 5 aufgelisteten Apps ausprobiert und selbst überlegt darüber einen Artikel zu schreiben. Aber das kann ich mir ja sparen, denn euer Artikel fasst alles super gut zusammen, danke dafür!!

    Liebe Grüße Evelyn

  4. Ich benutze die Head Space App schon seit ein paar Jahren und finde sie super, gerade auch für Meditations-Anfänger.
    Ich stimme Dieter grundsätzlich zu, dass Achtsamkeit und to go nicht wirklich zusammenpassen, aber man kann so eine App ja auch achtsam einsetzen, also sich bewusst Zeit dafür nehmen.

  5. Servus Jule,
    ich habe mir mir als ich zu meditieren anfing auch solche Apps angeschaut. Für mich ist das nix. „Achtsamkeit“ und „to go“ geht für mich gar nicht zusammen. Achtsamkeit kann man nicht so einfach aus dem Regal nehmen; sie ist kein Konsumartikel. Die einzige Meditations-App, die ich noch nutze ist ein Timer mit Klangschalentönen.
    es grüßt herzlich Dieter

    1. Interessant, für mich hat Achtsamkeit bzw. Meditation überhaupt nicht mit daheimsein und sogar nicht mal zwingend mit einer ruhigen Umgebung zutun. Ich liebe es z. B., solche Apps im Zug zu nutzen oder wenn ich im Sommer im Park liege. So verschieden sind Geschmäcker :) Das einzig doofe finde ich, dass die For-free-Versionen doch recht sparsam ausfallen.

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