Seit etwa einem Jahr schaue ich ungefähr einmal pro Woche bei Manuela Heider de Jahnsen in ihrer Praxis Society of Friends in Mitte vorbei. Manuela ist die Frau meines Vertrauens für körperliche Leiden aller Art. Rücken- oder Regelschmerzen, Allergie, nervöses Zucken am Auge, egal – Manuela hat ein Mittelchen für alles. Denn die Berliner Lady steckt seit fast 40 Jahren ihre Forschernase in jede erdenkliche Ecke der Wissenschaften, die sich mit dem Menschen beschäftigen, und überprüft ihre Erkenntnisse am lebenden Objekt.
Dementsprechend aufregend ist es auch, was man bekommt. Mal bindet sie einen in 10 Yogagurte und beschwert einzelne Körperteile mit Gewichtscheiben, um dann „bis gleich“ flötend dem Patienten im Nebenzimmer ein paar Akupunktur-Nadel zu setzen oder eine Massage zu verordnen. Während der Pancha Karma Kuren (ayurvedischer Detox) verwandelt sich die Praxis im Hipsterbezirk zu einem indischen Krankenhaus, im positiven Sinne.
Im Wartezimmer begegnet man den Yogalehrerinnen der Stadt genauso wie dem süßen Typen aus dem Berghain oder einem wohlhabenden Ehepaar, das extra aus der Schweiz für eine Behandlung eingeflogen ist. Manchmal auch ein paar Blutegeln, die sich gerade am Bauch einer Patientin gelabt haben.
Was fest steht: Langweilig wird es bei Manuela und ihrem Team nie. Nicht nur weil es so quirlig zugeht, sondern vor allem, weil Manuelas Wissen über alternative Heilmethoden unerschöpflich scheint. Grund genug, sie euch vorzustellen.
Yogatherapie, Akupunktur, Ayurveda-Kuren, Traditionelle chinesische Medizin oder Massagen. Bei gibt es alles. Wie kam es zu all dem?
Das Leben ist so vielfältig und die Menschen reagieren so unterschiedlich auf jede Behandlung, da musste ich immer dazulernen. Mit jedem Patienten entsteht eine unvorhersehbare neue Erfahrung, so hörte ich nie auf weiter zu forschen.
Mit Indien und seiner Heilkunst habe ich durch meine Familie Kontakt seit ich neun Jahre alt war. Wie das so ist, wenn einem etwas in die Wiege gelegt wird: ich studierte erstmal Akupunktur in London. Dann wurde die Sehnsucht zu groß und ich begann hier in Berlin Humanmedizin und Indologie zu studieren. Ich unterbrach da , da ich mit meinen Töchtern nach Vietnam auswanderte. Dort habe ich vier Jahre in einem Akupunktur Hospital gearbeitet, vor allem mit ausländischen Patienten. Ich habe meine Arbeit immer als eine Brücke zwischen den Kulturen verstanden.
So unterrichte ich heute wieder in Indien, wie Ayurveda im Westen benutzt wird. Meine Arbeit ist daher immer ein Eintauchen in überraschende Begegnungen; gerade weil zu mir Patienten aus sehr vielen Kulturkreisen kommen. Wir können mit deren Erfahrungen aus Südamerika, Nordafrika, Israel, dem Iran jedesmal alles neu durchdenken. Du merkst schon, es ist immer eine neue Geschichte, die erlebt wird.
Warum Ayurveda? Was begeistert dich so an der alten indischen Heilkunst?
Ayurveda ist so liebend, so versöhnend. Wir haben auch drastische Maßnahmen, die werden hier in Europa aber weniger eingesetzt. So wie wir es verwenden, vor allem bei Menschen mit schweren seelischen Erschütterungen, Drogenproblemen oder Ängsten, auch Krebs, gibt es den Menschen Geborgenheit und endlich wieder positive Gefühle.
Was müssen wir hierzulande bei Therapien beachten?
Die Pflanzen, die ich einsetze, sind in den Dosierungen unseren Bedürfnissen angepasst. Ich überprüfe das bei jedem einzelnen mehrere Male. Sonst haben wir oft in der Praxis Nebenwirkungen gesehen; auch die Presse freut sich auch über jeden Schwermetall-Skandal. Ayurveda biete ich also individualisiert an. Verschreibungen einfach so zu übernehmen oder sich mitgebrachte Ware aus Indien selbst zu verordnen, ist immer ein großes Risiko.
Bei Therapien hier ist es wichtig, den Nachweis des Therapeuten zu sehen. Auch dass das Gesundheitsamt über diese Person informiert ist. Als Heilpraktiker müssen wir gemeldet sein, Ausübung der Heilkunde im Umherziehen ist mittelalterlich und nicht sicher.
Die ayurvedischen Regeln sind ganz schön kompliziert. Wie fange ich am besten an?
Mit Liebe und Geduld. Die meisten Regeln sind einfacher als das, was wir uns als neue Ernährung selbst beigebracht haben. Und im Coffeeshop anzustehen kostet auch Zeit. Eine gute Mahlzeit ist ein künstlerischer Akt, der uns mit unseren Bedürfnissen, den Jahreszeiten und Freunden verbindet. Ayurveda hat viel mit Essen zu tun, deshalb freue ich mich immer auf unsere Kuren, bei denen Julia von rolling tiger, die beste Ayurveda Köchin der Stadt, für uns kocht. Bekocht zu werden ist etwas für mich, das mag ich.
Du bietest auch Pancha Karma Kuren in deiner Praxis an. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Das ist die traditionelle ayurvedische Entgiftungskur, bei uns ein Fest für die Sinne. Alte unverdaute Nahrungsreste, die im Gewebe liegen, werden ausgelöst und ausgeleitet. Der Körper wird innen und aussen geölt. Das wirkt stressreduzierend und verfeinert den Körper, die Wahrnehmung und verbessert die Selbstfürsorge. Es werden den ganzen Tag Massagen, Yoga, Schwitzbäder angewendet, je nach Gesundheitszustand. Das Ergebnis sind glückliche Menschen, die mit sich wieder im Einklang sind. Drogenfrei. Down to earth!
Zum Abschluss bitte Tipps: Ayurveda-Orte in Indien, Literaturempfehlungen oder andere Ressourcen?
Leider kann ich in Indien keine Orte empfehlen, das wechselt mit dem Arzt, und viele von ihnen gehen ins Ausland. Oft sind die Präparate auch nicht geprüft, wir sehen viele Patienten mit Schäden zurückkommen. Ich mag die Bücher von Robert Svoboda, einem Arzt , der mit dem Ayurveda-Experten Dr. Vasand Lad studiert hat. Sie verstehen uns westliche Menschen. Die Rosenberg Akademie gibt auch viele interessante Bücher heraus.
Ich liebe Mira Tiwari, aber fast alles kann man nicht anwenden, außer, man hat unendlich viel Zeit. Vinod Verma schreibt kleine Bändchen für den Alltag. Man muss nur sehen, dass man genug experimentieren kann mit einem Experten im Hintergrund. Sonst wird es zu ethnisch und dann nicht durchgehalten. Gutes Ayurveda ist gutes Leben. Wenden wir uns und unseren Bedürfnissen zu, genießen wir Einklang und Freude, das ist schon Ayurveda.
Vielen Dank, liebe Manuela, wir sehen uns in der Praxis!
Ich kann dir Manuela und ihr Team persönlich sehr ans Herz legen. Mir haben sie schon bei allerhand körperlichen Beschwerden weiter geholfen. Undogmatisch, kompetent und liebevoll.
Wo du Manuela findest:
Society of Friends
Fehrbelliner Str 24 , 10119 Berlin
www.societyoffriends.de
Terminvereinbarung und Anfragen am besten per SMS an 0179 73 78 210
Für alle, die sich für Pancha Karma interessieren: Die nächste Runde in der Praxis findet vom 29.-31.07.2016 statt. Infos hier und bei Facebook.
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2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar
Ich kann mir auch vorstellen, dass nicht alle Mittel hier zu finden sind. Mein Kollege möchte sich mit einer Akupunktur Praxis selbstständig machen. Er ist darauf bedacht, dass die Verfahren, die er anbietet, sich an die Anforderungen anpassen, die die Kunden stellen.
Interessanter Artikel und interessante Praxis :). Ich tauche gerade in die Ayurveda Welt ein und mache eine Ausbildung in Indien. Hier werden ja die einheimischen Kräuter und Pflanzen verwendet und uns wird immer wieder gesagt die einhemischen, regionalen Pflanzen zu nutzen. Kannst du mir ein guten Tipp geben wo ich was dazu lesen kann, welche Pflanzen welche Wirkungen auf die Doshas ausüben??
Liebe Grüße Helen