Funktioniert Verhüten ohne Pille und wenn ja, wie lange?

Uuuuuund, noch gar nicht schwanger geworden?!? Unzählige Mal wurde mir diese Frage schon gestellt. Ich verhüte nämlich seit drei Jahren natürlich, nehme also weder die Pille, noch habe ich eine Spirale, Kupferkette oder sonstiges intus.

Lediglich in meiner fruchtbaren Zeit verwende ich (beziehungsweise mein lieber Freund) eine Barrieremethode, sprich Kondome. Und das funktioniert seit drei Jahren gut. Erstaunlich gut sogar.

Seit drei Jahren weiß ich, wann mein Eisprung stattfindet und meine fruchtbaren Tage sind. Davon gibt es im Laufe des Zyklus viel weniger als man vielleicht denkt.

Unsere Eizelle ist nämlich nur 12 bis 18 Stunden befruchtungsfähig.

12 bis 18 Stunden! Das muss man sich mal überlegen: Für diesen minimal kurzen Zeitraum habe ich neun lange Jahre Tag für Tag, Monat für Monat die Pille genommen.

Einen kleinen Haken hat die Sache mit der fruchtbaren Zeit jedoch:

Da Spermien unter guten Voraussetzungen bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben können, muss von insgesamt sechs fruchtbaren Tagen pro Zyklus ausgegangen werden. Trotzdem ganz passabel, wie ich finde.

Natürlich verhüten kann man mithilfe verschiedener Methoden, die fälschlicherweise häufig in einen Topf geworfen werden. Als sicherste gilt die symptothermale Methode, die streng wissenschaftlich erforscht und erprobt ist. Symptothermal – ein ganz schönes Unwort. Aber: 

Zu 99,7 Prozent sicher, sprich 3 von 1000 Frauen werden trotz symptothermaler Methode innerhalb eines Jahres schwanger.

Sie steht stellvertretend für die Kombination aus Temperaturmessung und Zervixschleimbeobachtung. Erstere ist vielen sicherlich ein Begriff, beim Thema Zervixschleim hingegen gibt es oft Nachhilfe-Bedarf:

Zervixschleim ist ein Sekret, das von Drüsen im Gebärmutterhals gebildet wird. Der Schleim verschließt als Pfropf unsere Gebärmutter, damit keine Bakterien in sie eindringen können.

Wenn es auf die fruchtbare Phase zugeht, wandert der Zervixschleim vom Muttermund zum Scheideneingang, gleichzeitig steigt unser Östrogenspiegel. Er lässt den Schleim dann weißlich, klebrig oder cremig aussehen.

Um den Eisprung herum nimmt der Zervixschleim spürbar zu und verändert auch seine Konsistenz.

Sie ist nun dünnflüssiger, ganz klar und spinnbar. Während der Pillen-Einnahme bekommen wir durch den Hormon-Cocktail nichts davon mit. Und so können wir auch nicht wissen, dass der Eiweiß-ähnliche Schleim um den Eisprung herum optimal für die Überlebensfähigkeit von Spermien, also auch ein besonders wichtiges Anzeichen ist, wenn man natürlich verhüten möchte.

Es gibt festgelegte Regeln für die Beobachtung und Auswertung unseres Zervixschleims.

Kombiniert wird das Ganze dann mit der Temperaturmessung – und genau diese Kombination macht natürliche Verhütung so sicher. Täglich vor dem Aufstehen (bzw. mittlerweile nur noch an meinen potenziell fruchtbaren Tagen) messe ich daher für drei Minuten meine Temperatur. Warum?

Weil unsere Aufwachtemperatur nach dem Eisprung um 0,2 bis 0,5 Grad ansteigt und dann in dieser Hochlage verweilt.

Sobald ich einen solchen Anstieg beobachte und verifiziere, gelte ich als unfruchtbar und muss im verbleibenden Zyklus nicht mehr verhüten. Plus in den ersten fünf Tagen des darauf folgenden Zyklus auch nicht. Diese fünf Tage können unter bestimmten Voraussetzungen sogar ausgedehnt werden.

Kling kompliziert?

Ist es nicht, wirklich. Anfangs braucht Frau natürlich ein wenig Einarbeitungszeit. Aber diese ist unheimlich spannend und aufregend! In dieser Zeit lernen wir nämlich uns und unseren Körper richtig gut kennen und entwickeln ein ganz neues Weiblichkeits-Gefühl.

Schnell können wir die Zusammenhänge zwischen Temperatur, Schleim und Eisprung erkennen und daraus Rückschlüsse auf unsere Fruchtbarkeit ziehen.

Das müssen wir noch nicht mal allein machen, denn mittlerweile gibt es echt coole Tools, die uns dabei unterstützen. Verhütungscomputer zum Beispiel. Ich selbst habe mit dem Cyclotest 2 Plus* gestartet, der für Anfängerinnen optimal ist.

Nebenbei habe ich Old-School-Zyklusblätter geführt, weil ich dem Braten einfach nicht getraut habe: Ist aber eigentlich nicht nötig, der Computer erledigt seinen Job sehr ordentlich.

Gerade teste ich die neue Cyclotest-Generation, den myWay,* der per Touchscreen bedient wird und als einziger Verhütungscomputer auf dem Markt die Eingabe aller Zervixschleimkonsistenzen ermöglicht.

Andere konzentrieren sich auf die reine Temperaturmessung, die aber mit 99,3 Prozent immer noch als sehr sicher gilt.

Wer verständlicherweise nicht viel Geld für technische Gadgets ausgeben möchte, kann sich einfach eine Verhütungs-App aufs Smartphone laden. Die gibt es zum Teil sogar kostenlos oder für ein paar wenige Euro.

Wärmstens empfehlen kann ich myNFP.

Auf diese App bin ich nach zirka 1,5 Jahren umgestiegen. myNFP wertet regelkonform nach der symptothermalen Methode aus und ermöglicht es, die eigene Zykluskurve wunderbar mitzuverfolgen. Eine bessere App gibt es definitiv nicht! Allerdings läuft sie nur auf iOS – wer wie ich jetzt ein Android-Phone besitzt, kann zum Beispiel OvuView verwenden. Ausdrücklich nicht zur Verhütung empfohlen werden übrigens die gerade boomenden Zyklus-Apps Glow und Clue.

Unabdingbar für natürliche Verhütung ist ein geeignetes Thermometer – es sei denn man verwendet einen Verhütungscomputer. Bei diesem ist ein Messfühler integriert. App-Userinnen benötigen entweder ein analoges oder digitales Thermometer.

Digitale Thermometer müssen ZWEI Stellen nach dem Komma anzeigen, es genügt also kein herkömmliches Fieberthermometer.

Ein tolles, analoges Thermometer, das ich sehr lange verwendet habe, ist das Geratherm Basal. Da es aus Glas besteht, ist allerdings etwas Vorsicht in der Handhabung geboten. Wer daher lieber digital misst, kann zum Beispiel auf das Baby Mad zurück greifen.

Dank dieser Hilfsmittel lässt sich natürliche Verhütung ganz prima in den Alltag integrieren und vor allem: sicher praktizieren. Wenn das doch bloß mehr Frauen wüssten! Dann wären Waaaas, noch gar nicht schwanger geworden – Fragen nämlich genauso ungewöhnlich wie damals, als ich die Pille nahm.

Alles Liebe,
Maggie

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4 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo!
    Ich hatte früher, zwischen 16 und 20, auch massiv mit Regelschmerzen zu tun und einen völlig unberechenbaren Zyklus und war dann sehr dankbar über die Pille. Die Periode war vorhersehbar und die Bauchschmerzen auch so gut wie weg. Leider wurde ich während der Pillen-Zeit auch immer depressiver und dicker, sodass ich irgendwann wieder aufgehört habe, sie zu nehmen. Und siehe da, Bauchschmerzen hatte ich trotzdem in erträglicher Intensität, zumindest erträglicher als die Stimmungstiefs, und der Zyklus hat sich trotz Nachtschichten irgendwann eingependelt. Mittlerweile ist die Pille aufgrund einer anderen Erkrankung absolut verboten für mich. Und sollte ich wieder einmal die Ehre einer festen Beziehung haben, ist die symphytothermale Methode sicherlich in der engsten Verhütungs-Auswahl. In einer wenig stabilen Beziehung würde ich aber immer das Kondom bevorzugen – man kann sich beim Sex bekanntlich noch viel schlimmere Sachen einfangen als eine ungewollte Schwangerschaft…

    1. Hallo Marion, danke für Deine Nachricht.

      Freut mich sehr, dass Du Deine starken Regelschmerzen jetzt auch ohne die Pille in den Griff bekommen hast! Und ich bin ganz Deiner Meinung: Als Single mit eventuell wechselnden Partnern sollte man immer auf ein Kondom bestehen. Selbst in festen Beziehungen halte ich das (anfangs) für sehr wichtig – mein Freund und ich haben beide erst einen HIV-Test gemacht, bevor wir das Kondom weggelassen haben.

      Solltest Du irgendwann noch Fragen zur symptothermalen Methode haben, meld Dich gern!
      Alles Liebe, Maggie

  2. Hallo Maggie,

    danke dir für diesen interessanten Einblick und die Offenheit.
    Ich nutze jetzt allerdings seit längerem wieder die Pille und, ehrlich gesagt, ich bin sehr dankbar darüber.
    Ich habe immer unter furchtbaren Regelschmerzen gelitten. Ich hatte solche Bauchkrämpfe, dass mir übel vor Schmerzen wurde. Ich konnte nur noch ins Bad kriechen, mir eine Tablette nehmen und schmerzverkrümmt auf dem Badezimmerteppich liegen, bis die Wirkung eingesetzt hat, während ich versucht hab, die Tablette nicht gleich wieder auszukotzen weil mir so schlecht war.
    Ohne Schmerztabletten ging also gar nichts während meiner Periode. (Ich hab dann auch die Menschen nur belächelt, die mir zu Wärme und Kräutertee geraten haben.)
    Jetzt nachdem ich die Pille nehme ist es super.. Ich habe immer noch ein leichtes Ziehen an meinen Tagen, aber das sind Welten (!!!) von früher entfernt. Schmerztabletten brauche ich meist gar nicht mehr.
    Daher will ich so schnell nicht wieder auf die Pille verzichten und zurück zu den Schmerzen wechseln.
    Aber hey, freut mich dass es für dich so gut funktioniert.

    1. Hallo Sarah! Danke für Deine Nachricht.

      Kann ich sehr gut verstehen mit den Regelschmerzen. Hatte ich vor der Pille auch ganz extrem (ein mal sogar ohnmächtig vom Stuhl gekippt). Mit Pille war alles fein, danach leider wieder sehr starke Schmerzen. Ich nehme dann Schmerztabletten, habe mir Ibuprofen 600mg verschreiben lassen. Mir persönlich ist es lieber ein oder zwei Tage im Monat Tabletten zu nehmen als den ganzen Monat über Hormone. Aber das ist Ansichtssache und jede Frau muss für sich selbst entscheiden, wie sie verhüten möchte. Ich bin froh, dass es so viele Optionen gibt und möchte mit meiner Website einfach eine weitere aufzeigen.

      Alles Liebe,
      Maggie

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