Comfort Food. Zu Deutsch Trostmahlzeit oder Wohlfühlküche kann man mit einer geheimen Liebesaffäre vergleichen: Sie ist rauschhaft, meistens verboten, macht süchtig auf lange und glücklich auf kurze Zeit. Ein solches Verhältnis versteckt man am liebsten auch vor sich selbst und egal wie oft es uns mit einer intensiven und kurzfristigen Freude sättigt, am Ende fühlt man sich meistens leer.
Per Definition ist comfort food ein traditionelles Essen, nach dem man greift, wenn man emotionalen Stress vertuschen will.
Für gewöhnlich sind dies Gerichte, die an die sorglose Kindheit erinnern und in uns Geborgenheitsgefühle wecken. Komfortabel sind diese Gerichte für uns und unseren Lebensstil aber nur, weil man sie schnell und einfach vorbereiten kann. Dass unser Körper eine Ewigkeit dafür braucht, die Fette, Zucker und das hohe Niveau an Kohlenhydraten, die solche Old-School Gerichte normalerweise erhalten, abzubauen, bedenkt niemand in der eigenen Krisensituation. Die prominentesten deutschen Beispiele für solch ein Nervenessen sind Nudeln mit Käse, Hühnerbrühe oder Wackelpudding mit Vanillesoße.
Wenn man sich in einem emotionalen Ungleichgewicht befindet, gewöhnt man sich sehr schnell an das Selbstmitleid. Dementsprechend will man sich unbedingt etwas Gutes tun. Da das Essen die Lustquelle ist, die wir im Alltag am häufigsten befriedigen können, kompensieren wir unseren Stress dreimal täglich mit ungesunden Leckereien. Das Paradoxe an der Wohlfühlküche ist, dass sie einen aufmuntern soll, aber nach einer großen Portion Käsespätzle rülpsen wir leider nur noch Schuldgefühle.
Zweifellos liefert uns Zucker oder Fett einen permanenten Energieschub, glücklich macht es uns leider nicht.
Ich glaube nicht, dass in den guten alten Zeiten, als wir Kinder waren, alles besser war. Die Lebensmittelqualität war sicherlich höher, aber die alltägliche Zubereitungsweise der Mahlzeiten hat sich zum Einfacherem und Gesundem entwickelt, was durchaus positiv ist. So habe ich mich entschieden meine Nostalgie und die Trübe der grauen Tagen mit einem traditionellen bosnischen Bohneneintopf, den ich an meine Ernährungsweise adaptiert habe (gesund und lecker), zu erheitern.
Comfort Food braucht ein Makeover.
Aus einer geheimen Liebesaffäre kann man viel lernen. Man kann durch sie seine schlechten Gewohnheiten, Ängste und Wünsche einsehen und erkennen. So wird man frei und bewusst für eine dauerhafte Beziehung, die einen glücklich macht. Genau so ist es auch mit der Ernährung.
Rezept: Gesunder und veganer Bohneneintopf
*Der traditionelle Bohneneintopf aus Bosnien enthält in der Regel mindestens dreimal mehr Fleisch als Bohnen. Meine Version dieses Gerichts würde man in Bosnien ironisch „Bohnen aus’m Krankenhaus“ nennen. Das heißt, man isst diese Version um zu heilen! Ist das nicht toll?!
Zutaten (4 Portionen):
250 g weiße Bohnen (über Nacht in doppelter Menge Wasser eingeweicht)
1 mittelgroße Zwiebel, klein geschnitten
1 kleine Paprika, klein geschnitten
2 mittlere Möhren, klein geschnitten
1/2 kleinerer Knollensellerie
1 kleinere Petersilienwurzel, klein geschnitten
3 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 kleine Chilischote, fein gehackt
1 TL Paprikapulver
10 bunte Pfefferkörner
3 Lorbeerblätter
5 Wacholderbeeren
2 TL Salz
2l Gemüsebrühe (1 1/2 EL instant Gemüsebrühe in 2l Wasser auflösen)
Rosa Pfeffer zum Dekorieren
Zubereitung:
- Zwiebel, Bohnen, Pfefferkörner, Wacholderbeeren, Lorbeerblätter, und Salz in einen großen Topf geben und alles mit der Gemüsebrühe übergießen. Auf hoher Temperatur ca. 30 min. kochen.
- Nach 30 min. die Temperatur auf mittlere Hitze reduzieren und Paprika, Möhren, Knollensellerie, Petersilienwurzel, Chileschote, Knoblauch und Paprikapulver dazugeben. Die Zutaten weiter köcheln lassen, bis die Bohnen weichgekocht sind. Ab und zu umrühren. Falls der Eintopf zu dick wird, während des Kochens mehr Wasser dazugeben. Ich persönlich mag es sehr, wenn der Eintopf dicker ist.
- Mit rosa Pfeffer garnieren und heiss servieren. Dieser Eintopf passt perfekt zu einem kleinen Stück Schwarzbrot und zu eingelegten (hausgemachte) Sauergurken.
Lass es dir schmecken!
Deine Nikolina.
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Ein Kommentar / Schreibe einen Kommentar
Hallo,
den Begriff Comfort-Food kannte ich noch gar nicht, interessanter Ansatz, auch wenn ich, wenn ich an die Gerichte, die für mich infrage kommen, dies nicht bestätigen kann (herzhaftes Gulasch, Rinderrouladen, Kartoffelsuppe), etc., zumindest fühle ich mich nach dem Verzehr nicht leer. Was nicht heißen soll, dass ich damit keine Erinnerungen und Emotionen verbinde.
Der Ansatz ist aber, wie gesagt interessant und ich werde das mal weiter für mich bewegen.
Danke und LG
Michael