Wie Ayurveda dir hilft, deinen Körper zu lieben

Hast du dich schon öfter gefragt, was für ein Konstitutionstyp du im Ayurveda System bist und hast auch schon einige Tests gemacht?

In meinen Tests war anfänglich immer das Ergebnis: überwiegend Wind, mit etwas Erde, weniger Feuer. Auf ayurvedisch: Vata-Kapha-Typ. Die perfekte Balance aus Kreativität und Entspannung also.

Je mehr ich mich dann mit Ayurveda beschäftigt habe, um so mehr beschlich mich das Gefühl, dass diese Vata-Kapha-Konstitution garnicht stimmen konnte. Hatte ich die Antworten so beantwortet, dass heraus kam, was ich mir insgeheim wünschte?

Der Psycho-Test in der Frauenzeitschrift ist der Klassiker. Schnell checkt man, worauf die Fragen abzielen und kann – bewusst oder unbewusst –  das Ergebnis bekommen, das man sich wünscht.

Genau so geht es vielen Menschen mit diesen Konstitutionstests. So ignorieren zum Beispiel viele Menschen ihre Kapha- oder Pitta-Seite, weil sie diese mit Übergewicht, Lethargie oder unangenehmer Hitzigkeit assoziieren.

Und ganz ehrlich: viele von uns wollen einfach leichte, kreative, flexible, spontane, leuchtende Vata-Yogis sein.

Die Erkenntnis meines Selbstbetrugs kam nach einiger Zeit, als mir ein Ayurvedaarzt einen starkes Pitta zuschrieb. Für ihn war klar: Vata-Pitta-Typ mit erhöhtem Pitta-Anteil. Zu dieser Zeit war mein Pitta durch Hormone so erhöht, dass er nach der Pulsdiagnose sagte: „You look so gentle, but you run around, with a gun under your coat.Bäm. Mein Blick in den Spiegel. Ins Pitta, in die Wut und in mich selbst hinein.

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Dieser Blick in den Spiegel war eine echte Reinigung. Und mit der Erkenntnis von meinem „Vata-Pitta-Mischtyp“ bin ich viel näher dran, an mir selbst. An dem, wie mein Körper tickt, was er braucht und wie meine Psyche zum Beispiel auf Stress reagiert.

Aber was bedeutet so eine Erkenntnis genau und wofür steht überhaupt so eine Konstitution?

Was bedeutet „Konstitution“?

Die Konstitution ist dein eigenes Elementen-Bündel, welches dir bei deiner Zeugung geschenkt worden ist. In der Ayurveda nennen wir sie Prakriti, die individuelle Urnatur. Prakriti ist auch der Urgrund, der Kosmos, aus dem wir heraus entstehen und in den wir – oder unsere Form – nach dem Tod zurückkehren.

Die Praktiti besteht aus fünf Elementen, die in allem enthalten sind, so auch in dir. Je mehr du von einem Element in dir trägst, um so mehr prägt es dich. Die Kombination der Elemente macht eben deine Individualität aus.

Die Konstitution bestimmen wir letztlich anhand der Doshas. Diese Doshas – oder auch ‚Typen‘ – sind Verbindungen von jeweils zwei Elementen. So besteht das Vata-Dosha aus Wind und Raum. Pitta aus Feuer und Wasser. Kapha aus Erde und Wasser.

Welchen Einfluss haben die Typen?

Die Konstitution beschreibt die individuelle Kombination der Doshas in dir. Dabei ist es wichtig, dass wir die Eigenschaften dieser verstehen:

  • Das Vata-Dosha entspricht Energie und Bewegung. Es ist eher schnell, leicht, kühl und auch trocken.
  • Das Pitta-Dosha ist stark in Transformation und Veränderung. Mit seinem Feuer ist es auch Klarheit und Intelligenz. Pitta entspricht heiß, intensiv, trocken und leicht.
  • Kapha ist die Substanz, die innere Basis, uns steht für körperliche und geistige Stabilität und Kraft. Kapha ist feucht, schwer und kühl.

Die Eigenschaften der Typen sind es, die auf uns wirken – sowohl auf unseren Körper, als auch auf unseren Geist.

Wirklich spannend ist auch, dass unsere Konstitution, obwohl sie bei der Zeugung festgelegt wird, sie kein statisches, absolutes Gebilde ist.

Die Elemente in uns sind in ständigem Austausch miteinander, sie sind in Bewegung, im Tanz. Sie reagieren aufeinander, auf unsere Nahrung, den Geschmack unserer Nahrung, auf unser Verdauungsfeuer Agni, die Tages- und Jahreszeiten. Sie reagieren darauf, wie wir leben und wie wir lieben.

Du siehst, die Konstitution ist ein äußerst interaktives, bewegliches Spiel.

Durch diese Beweglichkeit können wir aus der Balance geraten. Aber dank dieser Beweglichkeit können wir zum Beispiel mit unseren Handlungen, mit unserer Nahrung und mit Kräutern großen Einfluss auf uns selbst, auf unsere Dosha-Balance und auf unser Wohlbefinden ausüben.

Was für Typen gibt es genau?

In der Ayurveda finden wir sieben klassische Körpertypen. Diese sind Vata, Pitta, Kapha, Vata-Pitta, Vata-Kapha, Pitta-Kapha und Vata-Pitta-Kapha (Tridosha-Typ). Wenn zum Beispiel in der Vata-Pitta-Kombination das Pitta vorherrscht, sprechen wir von einer Pitta-Vata-Kombination und so weiter.

Warum überhaupt Dosha-Bestimmung?

Dosha bedeutet übersetzt Fehler und gibt damit Aufschluss darüber, was uns die eigene Dosha-Kombination sagen will: Es gibt dir Hinweise darauf, wo deine Schwachstellen liegen und wo du besonders auf dich achten solltest. Gleichzeitig zeigt es deine persönlichen Stärken auf, Ebenen, auf die du dich verlassen kannst.

Das Wissen um die Konstitution macht Ratschläge zum Erhalt von Vitalität und Wohlgefühl erst richtig möglich und effektiv. Du kannst dann deine Ernährung, deine Yogapraxis, deine Entspannungs- und Auspowerübungen, und deine Freizeitgestaltung an deine Konstitution anpassen.

Das klingt jetzt erstmal sehr verkopft, aber je mehr wir unseren Lebensstil an unsere Konstitution anpassen, desto mehr sind wir im Flow.

In der Konstitutionsbestimmung erfahren wir anhand der Dosha-Kombination, was wirklich gut für uns ist. Je mehr wir unseren Körper verstehen und mit ihm gehen, um so mehr lieben wir ihn und schätzen ihn. Und er uns.

Ziel: Ein Balanceakt zwischen den Doshas

Das Ziel ist immer, dass das dominante Dosha nicht „überquillt“. Vereinfacht gesagt: ein Vata-Typ lädt gerne mehr Bewegung oder Wind ein und gerät so sehr leicht aus dem Gleichgewicht. Ein Vata-Typ muss Routine und Erde fördern, um in Balance zu bleiben. Ein Pitta-Typ ist vom Stoffwechsel her sehr robust, muss aber seinen Geist besänftigen, um Frustration, Ärger und Aggression zu mindern. Ein Kapha-Typ ist meist gemütlich und mütterlich unterwegs. Zu viel Erde macht ihn schwer und unbeweglich, darum sollte er  Wind und Feuer in sich stärken, um gut mobil zu sein.

Einfachstes Balancemittel ist die Nahrung, die wir zu uns nehmen. Die verschiedenen Geschmäcker entsprechen bestimmten Elementen und geben so Aufschluss darüber, was uns gut tut und was nicht.

Und wer bin ich?

Wir sind unser Körper, unser Geist und unsere Sinne. Wir sind die fünf Elemente, die in unserem Körper wirken. Wir sind das Wechselspiel der Elemente in uns mit dem, was uns umgibt, mit unserem Umfeld, unserer Familie, unserer Arbeitswelt.

Unsere Annahme ist der erste Garant für Balance und Zufriedenheit. Unsere Annahme kann ein Spiel sein, ein Spiel mit den Elementen, ein Tanz mit den verschiedenen Kräften, die so phantastisch in uns arbeiten.

Was bedeutet das in der Praxis?

Wenn du deine Konstitution kennst, dann ist das – praktisch formuliert – wie eine Bedienungsanleitung: Du kannst tiefer verstehen, wie und in welcher Weise dein Körper und Geist auf Veränderung, Essen, Stress, Reisen, Sport reagiert. Du entwickelst ein größeres Verständnis für dich und stärkst deine Selbstsorge. Gleichzeitig entsteht durch die Beobachtung auch ein größerer Raum für Intuition.

Irgendwann brauchst du keinen Guide, keine Bücher mehr, um zu wissen, was dir gut tut. Du weißt es einfach!

Als Kapha-Typ hast du dann vielleicht keine Lust mehr, dir die x-te Hungerdiät aufzuzwingen, weil du jetzt fühlst, dass du nie ein Vata sein wirst.

Als Vata kannst du dich errinnern, vor deinem nächsten Projekt einmal kurz durchzuatmen und schützend zu schauen, ob du das überhaupt gerade wuppen kannst.

Und für dein Pitta kannst du feste Auszeiten auf dem Fahrrad oder im See einplanen, damit dein Kopf seine Klarheit behält und sich nicht blind durch die Wand rammen will.

Die Ayurveda lehrt uns, dass wir ein Leben in Balance und Lebendigkeit führen können, wenn wir wissen, was uns gut tut. Je besser wir uns beobachten und kennenlernen, um so mehr können wir in toughen Zeiten auf dieses Wissen zurückgreifen und uns selbst besser stabilisieren.

Liebe dich!

Deine Julia

Titelbild © Lisa Hopps

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