Trend-Talk: Cacao, die Mutter aller Drogen

Ich glaube, es ist jetzt vier Jahre her, dass ich meine erste Rohschokolade in den Händen hielt. Sie kam aus Amsterdam und hatte die Form eines Talers. Sie war in wunderschönes, knisterndes Pergament gewickelt und mit magischen Mayasymbolen bedruckt . Allein optisch schon ein Erlebnis. Und der Geschmack? Erstmal heftig, herb – und auch so richtig gut.

„We don’t like the drugs, but….“

Das Wort Droge wurde ursprünglich für Tee und Gewürze genutzt. Auch Genussmittel, wie Kaffee, Alkohol und Cacao werden per Definition als „Drogen“ eingestuft.

Die Wirkung von Cacao erfahren wir verstärkt, wenn wir von konventioneller auf Bioschokolade umsteigen. Die Geschmacksnerven werden sensibler, das System wacher. Die Kombination aus echtem Kakao, Kakaobutter und möglichst wenig Zucker gibt uns wirkliche Befriedigung und maximale Weichheit.

Warum genau Cacao?

Lieben wir Cacao, weil wir als weinende Kinder Schokolade bekamen, damit wir uns schneller beruhigen? Und nun diese Verknüpfung in unserem Gehirn verankert ist: dunkles Süß gleich schmerzbefreit? Ja, das ist ein Grund.

Und wir lieben Cacao auch, wenn wir im Sturm unserer PMS mit einer Tafel Schokolade alleine sein können, statt uns mit unserem zyklisch bedingten kritischen Gemüt auseinandersetzen zu müssen.

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Cacao ist eine traditionelle Heilpflanze aus Zentralamerika. Dort wurde Cacao rituell getrunken, um mit den Göttern zu kommunizieren. Cacao hat eine energetisierende, aphrodisierende Wirkung und enthält sehr viele Nährstoffe, wie zum Beispiel Magnesium und Zink. Es bewirkt eine verstärkte Ausschüttung von Dopamin, dem Hormon, welches wir bei frischer Verliebtheit besonders fühlen. Und Cacao wirkt auf unseren Serotonin-Haushalt, also auf unsere Glückshormone und auf unser Vermögen, zu entspannen.

Fakt ist: Cacao oder Schokolade signalisiert uns in emotionalen Ausnahmezeiten: es ist okay. Du bist okay.

Wie viel Glück konventioneller Schokolade noch enthalten ist oder ob es nicht nur der schnelle Zucker ist, der wirkt, ist Ansichtssache.

Wozu überhaupt ein Cacao-Ritual?

Es besteht wirklich ein großer Unterschied, ob wir unsere gerösteten Cacao Nibs für uns alleine knabbern, oder, ob wir in einer Gruppe rituell Cacao trinken.

Die Zusammenkunft mit anderen im Kreis ist eine Jahrtausend alte Tradition der Menschheitsgeschichte. Der Kreis ermöglicht uns einen Raum für respektvolle Kommunikation, Geborgenheit, Stille, Verbundenheit, Reflektion und für gemeinsame Intention. Im Kreis erfahren wir eine kollektive, ja, höhere Energie. Ziel des Kreises ist die gemeinsame Reise oder Transformation, in diesem Fall die kollektive Erfahrung von Cacao.

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Chokola’j ist die Maya Bezeichnung für gemeinsames Cacao trinken im Kreis. Dabei gibt es verschiedene Rezepte und auch Kombinationen mit anderen Heilritualen, manchmal in Verbindung mit Klang (Gongbad) oder einer geführen Meditation.

Was passiert nach dem Trinken?

Cacao ermöglicht uns eine Reise, sowie einen zarten, liebevollen Blick nach Innen. Wir werden weich, verschmelzen mit unseren Körpern und erfahren uns aus jeder einzelnen Zelle heraus. In diesem Moment werden wir Zeugen einer tiefen Verbundenheit mit uns Selbst und mit dem, was uns umgibt.

In der Stille des Rituals haben wir die Möglichkeit, unserem Herzen zu lauschen und Einblick in seine tiefsten Wünsche zu erhalten. Cacao kann uns auch rauskatapultieren aus dem Kopf, mitten in den Kosmos hinein. Zwischen den Sternen schwebend lösen wir uns von vernichtenden, abtrennenden Gedanken und Gefühlen und erkennen: wir sind alle eins.

Es ist okay, hin und wieder natürliche Substanzen zur Hilfe zu nehmen, um in uns verschlossene Tore zu öffnen.

Cacao wirkt heilend und unterstützend in der Beseitigung von emotionalen Blockaden, Ängsten und Scham. Wenn wir es zulassen, führt uns Cacao an Stellen, an denen es besonders weh tut. Die Pflanze ermöglicht uns, unseren Gefühlen oder einem verletzten inneren Kind direkt ins Gesicht blicken. Auch Gebärmutterblockaden lassen sich mit Cacao unterstützend beheben.

In einigen Beratungen empfehle ich Frauen, unbedingt eine Cacao Zeremonie zu besuchen, wenn sie spüren, dass geringe Selbstliebe oder „Mütterthemen“ ihren Weg zu vollkommener Entfaltung hindern.

Mit Cacao können wir gleichzeitig empfangen und loslassen. Cacao hilft uns, zu sehen, was ist, in welchen Mustern wir stecken und was wir in unseren Herzen lösen und transformieren wollen.

Berlin als Zentrum der Cacao-Bewegung

Berlin ist – drogentechnisch betrachtet – die Stadt der Liebessehnsucht. Es gibt interessante Abwasserstudien, die besagen: in keiner Stadt wird so viel Ecstasy und gleichzeitig so wenig Crack konsumiert, wie in Berlin. Auch Koks ist nicht so angesagt. Also sehnen sich die Berliner – vereinfacht formuliert – nach Liebe und Verbundenheit. So ist es kein Wunder, das Cacao-Rituale – unabhängig von der Winterzeit – gerade hier einen unglaublichen Boom erfahren.

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Noch ein Grund, warum Cacao in der Yoga- und Healing Szene so gut ankommt, ist, dass die Erfahrung von Cacao ein sensibilisiertes System voraussetzt. Wer jeden Abend Bier trinkt und dazu neigt, sich nicht so bewusst zu ernähren, der spürt die subtile, weiche Kommunikation von Cacao etwas weniger. Wer seinem Körper immer wieder neu auf der Matte begegnet, um so mehr.

Welche andere Droge oder medizinische Pflanze ermöglicht uns eine so zarte, liebevolle Verbindung zu unserem einzigartigen Selbst, ohne ätzende Filme zwischendrin oder den Kater danach?

Wie genau Cacao trinken?

Wenn du dich in der Spiri-Szene bei dir vor Ort umhörst, erfährst du bestimmt sehr schnell, wo bei dir Cacao Events angeboten werden. Doch Cacao ist nicht gleich Cacao. Pionierin auf dem Gebiet der Cacao Zeremonien ist zum Beispiel Serap Kara, die Cacao Mama.

Natürlich kannst du auch zu Hause einen eigenen Cacao-Kreis gestalten. Dabei hat jede Cacaobrauerin ihr eigenes Rezept. Wirklich wichtig für die Wirkung ist die Kombination mit Chili und richtig lecker wird es mit etwas Kokosblütenzucker, Vanille und Zimt. Wichtig ist auch am Tag des Cacao-Trinkens auf tierische Produkte zu verzichten und einige Stunden vor dem Event nichts zu essen. Für dein erstes Cacao-Happening empfehle ich dir aber, dich von einer geübten Person leiten und tragen zu lassen, damit Cacao mit all der Weichheit ganz tief in dir wirken kann.

Cacao-Rituale als Ausdruck unserer Sehnsüchte

Cacao-Rituale sind, wie so vieles was wir tun, Spiegel unserer Zeit. Unsere Rituale reflektieren unsere Sehnsüchte. Hier die Suche nach einer ganz tiefen, uralten Anbindung an uns selbst. Zärtlich öffnet Cacao unsere Herzen, während die Welt um uns immer verrückter zu werden scheint. Cacao empfängt uns wie ein mütterlicher Schoß in dem es keine Fragen gibt, denn bedingungslose Liebe und grenzenlose Verbundenheit.

Cacao loves you to love you.

Deine Julia

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Wichtiger Hinweis: In der Ayurveda gehen wir beim herben Geschmack von einer stark zusammenziehenden Wirkung aus. Starke Cacao-Trünke sind vor allem bei Herzproblemen und in den ersten Schwangerschaftmonaten nicht zu empfehlen, dafür sind sie aber in der Geburtsvorbereitung sehr sinnvoll. Roher Cacao wird wegen seiner Beschaffenheit oft als Superfood vermarktet. Er enthält tatsächlich sehr viele Anti-Oxidantien, doch hat bei regelmäßigem Konsum negative Auswirkungen auf die Leber. Es empfiehlt sich dann sogenanntes Coca, gerösteter Roh Cacao.

Bilder: Grit Siwonia (blau) & Julia Wunderlich (pink)

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2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. ich war im november beim agape zoe festival und habe zum ersten mal an der cacao ceremony von cacao mama teilgenommen – war sehr sehr schön und wahrlich köstlich!
    habe schon gesehen, dass du beim nächsten festival im januar dabei bist…wenn alles klappt, werd ich teilnehmen :)
    <3
    helen

    1. Liebe Helen,

      ja! Die Cacao-Rituale auf dem Agape sind besonders schön. Bestimmt gibt es im Janaur auch wieder reichlich Cacao – und ich freue mich sehr, wenn wir uns dort bei der Gebärmutterheilung kennenlernen!

      Alles Liebe für dich,

      Julia

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