Tarot-Karten: Welches Tarot-Deck ist das richtige für mich?

Tarot-Karten legen – das habe ich bisher maximal einmal im Jahr mit Freundinnen gemacht. Doch Tarot erlebt aktuell eine Renaissance und es gibt einige neue Tarot-Decks auf dem Markt, die sich echt sehen lassen können.

Aber ist es nicht total egal, welches Tarot-Karten-Deck ich benutze?

Ja und nein. Einerseits ist die Struktur aller Decks mehr oder weniger die gleiche: Jedes Deck besteht aus 22 Trumpfkarten, den sogenannten großen Arkana (von 0 bis 21 nummeriert) sowie 56 weiteren Karten, den kleinen Arkana. Sie enthalten die gleichen Grundcharaktere und Elemente – auch wenn diese teilweise unterschiedlich benannt und beschrieben sind. Manche Decks beinhalten noch einige Extra-Karten.

>>Lesetipp: Was ist Tarot?

Es ist ein bisschen wie mit verschiedenen Übersetzungen historischer Texte: Du kannst natürlich mit jedem Deck arbeiten; ein jedes hat aber auch eigene Besonderheiten, die über das Design hinausgehen.

Welche sind die besten Tarot-Karten?

Quick check – diese Tarot-Karten kannst du sofort kaufen:

Die neueren Karten-Decks haben den Vorteil, dass sie in ihren Darstellungen und Auslegungen zeitgemäßere Ansätze verfolgen und nicht den männlichen Tunnelblick einnehmen (Stichwort: Gender). Und natürlich entwickelst du auch eine persönliche Beziehung zu deinem Deck, die nicht zu unterschätzen ist. Diese hier kann ich empfehlen; schau mal, welches dir auf den ersten Blick liegt!

Die Klassiker: Waite-Smith und Crowley

Heutige Tarot-Decks orientieren sich meist an dem von Arthur Edward Waite und Pamela Colman Smith.Sie gestalteten es im frühen 20. Jahrhundert und es ist noch heute das meistbenutzte Deck. Es war lange als das Rider-Waite Tarot bekannt, denn Rider war der erste Verleger. Heute ist die Rolle der Illustratorin Smith in der Entwicklung anerkannter: Sie konzipierte die kleinen Arkana neu und verwendete erstmalig allegorische, bildliche Darstellungen – mit ein Grund für den Erfolg des Decks, weil sie das Erschließen der Bedeutung um einiges vereinfachten.

Auch das Thoth Tarot* von Aleister Crowley wurde übrigens von einer Frau gestaltet. Crowley war ein britischer Okkultist und Schriftsteller, der sich ein Leben lang mit Tarot befasste und auch sonst einige ziemlich obskure Praktiken verfolgte. Sein Thoth Tarot konzipierte er zuerst 1935, angelehnt an Waites Struktur. Die heute bekannten Illustrationen fertigte die Künstlerin Frieda Harris 1939 bis 1944 an. Als Auslegungshilfe für Crowley kann ich das Buch Tarot – Spiegel der Seele* von Gerd B. Ziegler empfehlen.

Female Empowerment für alle: das Modern Witch Tarot

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© Lena Fingerle

Lisa Sterle, Illustratorin aus Ohio, schuf mit dem Modern Witch Tarot* das wohl politischste Tarotdeck, das du hier finden wirst. Jede Karte zeigt eine mit knalligen Farben illustrierte selbstbewusste Frau, von jung bis alt, weiß bis Schwarz, von jeglicher sexueller Orientierung oder Identität. Auch die eigentlich traditionell männlichen Figuren wie die Könige oder der Herrscher sind weiblich. Mit diesem Deck hat Lisa Sterle den Spagat geschafft, das klassische Deck von A.E. Waite so zu modernisieren, dass es noch erkennbar ist und sich dennoch alle Frauen dieser Welt in den Tarot-Karten wiederfinden.

Mein Tipp: Zieh jeden Morgen deine Tageskarte! So kannst du dich spielend mit dem Set vertraut machen und obendrauf mit wunderschönen Illustrationen samt female empowerment in den Tag starten.

Nerd Alert! Das Fountain Tarot

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Namensgeber des Fountain Tarot* ist die 79. Karte – ja, die Macher haben zu den großen Arkana der klassischen Waite-Struktur einfach eine weitere Karte hinzugefügt! Den Brunnen, der “a representation of the even larger context in which life takes place, beyond the ‚doing‘ of life, and even beyond the cycles – the unnameable force of which everything and nothing are a part” darstellt.

Autor Jason Gruhl und Illustrator Jonathan Saiz schotteten sich gemeinsam monatelang von der Welt ab, um ausführlichst zu recherchieren, das Buch zu schreiben und jedes einzelne Kartenmotiv in Öl auf Holz zu malen. Packaging und Grafik wurden von der Designerin Andi Todaro gestaltet. Mir gefällt auch das zugehörige Journal sehr gut: The Fountain Tarot Journal: A Year in 52 Readings.*

>>Lesetipp: Die besten Astrologie-Bücher

Wunderschöne Welten: das Radiant Wilds Tarot

„This deck will act like a mirror to reflect your own truth back to you. Uncover a vast place within where you already know all the answers“, steht es in der Beschreibung dieses Tarot-Decks. Und ja, schöner könnte man den Kern des Tarot-Legens wohl kaum zusammenfassen: Denn eine Tarotkarte fungiert lediglich als Spiegel; es geht dabei nicht um Hokuspokus oder Zukunftsvorhersagen, sondern um einen kleinen Impuls, der dich dazu anregt, mit deinem Inneren in Dialog zu treten.

Die absolut hinreißenden Karten des Radiant Wilds Tarot* beamen dich direkt in andere Sphären, garantiert. Die Brooklyner Künstlerin Nat Girsberger hat mit jeder einzelnen Karte ein kleines Kunstwerk geschaffen, die ich mir alle am liebsten ins Wohnzimmer hängen würde. In dem beiliegenden, ausführlichen Booklet ist jeder Karte eine ganze Doppelseite gewidmet, mit der du dich selbst besser kennenlernst und tief in deine eigenen, inneren Welten abtauchst. Für jede Karte findest du außerdem einen konkreten Praxis-Tipp, den du direkt in die Tat umsetzen und in deinen Alltag integrieren kannst.

Der Bestseller: The Wild Unknown

“The Wild Unknown is a feeling. It is a place within. It’s the part of us we do not yet understand, but long to know.” – Kim Krans zeichnete 2012 Das Wild Unknown Tarot-Deck*, das seither nicht nur die amerikanische Spiri-Szene im Sturm erobert hat; eine riesige Community ist entstanden, die sich über Social Media rege austauscht. Inspiriert ist der Name übrigens von Bob Dylans Song Isis, dessen Lyrics mir Gänsehaut den Rücken runter jagen.

Cartoons für kreative Chaot*innen: Holly Simple

Neonfarbene Cartoonwesen tummeln sich auf den Karten der Künstlerin Holly Simple aus Philadelphia. Bunt, aber auch ein bisschen düster; nicht gefällig, aber anziehend. Holly hat für ihre Version das Waite-Tarot als Ausgangspunkt genutzt, aber mit persönlichen Interpretationen versehen. Ihre handschriftlichen Notizen, Zeichnungen und Recherchen hat sie in einem extrem coolen Begleitbuch zusammengestellt. Dicke Empfehlung für alle, die in kreativem Chaos so richtig aufblühen!

Hipsterpsychedelic meets Feminine Power: She Wolfe

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Zum Art-Deco-inspirierten Design dieser Box habe ich mich sofort hingezogen gefühlt, als sie in unserem Postregal landete. Inspiriert von Astrologie, der archaischen weiblichen Urkraft und ägyptischer Mystik hat die Kanadierin Devany Wolfe ihr Deck She Wolfe gestaltet.

Die Karten sind rahmen- und nummernlos und die psychedelischen Collagen, die viel mit Perspektive spielen, geben mir jedes Mal den Eindruck, als würde ich selbst mit hineingezogen. Die Texte im Begleitbuch sind kurz und tiefgründig und liefern neben einem Mantra für jede Karte auch Hintergründe zur Bildgestaltung. Devany hat inzwischen noch einige weitere Orakel- und Tarot-Sets entwickelt, die ich alle schön finde. Absolutely in love!

Weitere schöne Tarot Karten, die wir empfehlen

Welche sind die besten Tarot-Karten für Anfänger*innen?

Ich empfehle dir für den Anfang, das Deck auszuwählen, das du auf den ersten Blick am schönsten, anziehendsten oder interessantesten findest – du wirst eine Verbindung dazu spüren. Bis du die Feinheiten und Unterschiede zwischen den Sets entdeckst, wird es ein wenig Praxis brauchen. Wenn du später Bedarf hast, zu vergleichen, kannst du dir immer noch mehr unterschiedliches Material dazu besorgen. Willst du ganz sicher gehen dass du die absoluten Basics erlernst, lege ich dir A.E. Waite* oder das Modern Witch Tarot* und dazu Noemi Christophs tolles Buch Tarot für dich* ans Herz.

Ich zitiere eine Freundin, die sich gut mit Tarot auskennt: “Das Kartendeck an sich hat keine mystischen Kräfte, es sind Bilder auf Papier.” Welche von diesen Bildern am meisten zu dir sprechen und aus welchen du für dich die hilfreichsten Informationen ziehen kannst, wird sich zeigen!

Welches Deck fehlt hier? Welche Fragen hast du zum Thema Tarot? Raus damit in den Kommentaren!

Fotos soweit nicht anders angegeben © Lydia Hersberger

Hinweise: Einige der hier vorgestellten Decks bzw. Begleitbücher sind in englischer Sprache verfasst. Beachte das, bevor du kaufst. Die mit * markierten Links sind Affiliate-Links. So erhalten wir eine kleine Provision, wenn du ein Produkt kaufst.

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20 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hi
    Eine schöne Auswahl!
    Mir fehlt noch das
    Ciro Marchettis Tarot Grand Luxe.
    Ich habe es gerade zum Verschenken gekauft und finde es wunderschön.
    Liebe Grüße

  2. Eine schöne Übersicht. Das „Wild unknown“ reizt mich ja schon… Wobei: Ich habe tatsächlich nach ca. 25 Jahren mein altes Aleister Crowly wieder reaktiviert. Das war in den letzten Jahren höchstens dann und wann mal zu besonderen Anlässen in Aktion und nun seit einigen Wochen wieder täglich. Sehr schön zu erleben, welche Energien und Erinnerungen an mein jüngeres Ich für mich in diesen Karten stecken, wo sie doch mit 18 – 20 ein enger Begleiter waren.
    An diese „Magie“ kommt einfach kein neues Tarotdeck ran…

  3. Schöne Auswahl!

    Ich habe mit dem Everyday Witch Tarot von Deborah Blake angefangen, ich kann es sehr empfehlen.
    Hier sind aber auch einige interessante Kandidaten dabei, ist ja nicht so, als ob man jemals zu viele Tarot- und Orakelkarten besitzen würde. . .

  4. Hallo Ulrike, Danke für den aufschlussreichenText!. Ich habe nur eine kurze Frage. ich finde das Tarot She Wolfe superspannend. Hast du eventuell einen Tipp, wo ich es in Europa erstehen könnte? Liebe Grüße!

    1. Hallo Tatjana,

      danke für deinen Comment! Ich habe das Deck bisher in Europa nur bei https://houseofformlab.com/shop/she-wolfe-tarot-deck-by-serpentfire/gesehen, da ist es aber gerade out of stock. Es stimmt, sich das aus USA zu besorgen ist ein wenig komplizierter, weil recht hohe Kosten für Versand und Zoll anfallen. Wenn es dir nicht eilt, hinterlasse doch bei House of Form deine Mailadresse, vielleicht ist es ja bald wieder verfügbar! Liebe Grüße! Ulrike

  5. Liebe Ulrike, danke für den interessanten Artikel. Das sind ja wirklich außergewöhnliche Sets! Ich kann noch die Tarot-Interpretation von Margarete Petersen empfehlen. Sehr, sehr tiefe, berührende Karten. Es gibt ein kleines Booklet sowie ein ausführliches Begleitbuch dazu.

  6. Danke für deine tolle Übersicht über die verschiedenen Tarot-Decks! :) Ich kannte bisher nur das von Waite-Smith und Crowley, das mich überhaupt nicht anspricht, weshalb ich mich nie mit Tarot befassen wollte, obwohl ich es seit jeher faszinierend finde. Jetzt habe ich mir das Motherpeace Tarotdeck bestellt und freue mich schon sehr dieses Wochenende zum ersten Mal mit den Karten zu arbeiten.

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