Yoga statt Bollywood: Ein Interview mit Pankaj Sharma

In Indien haben die meisten Menschen keine Ahnung davon, dass es so viele unterschiedliche Stile gibt.

Fragen sind in seinen Yogastunden willkommen, einen festes Curriculum gibt es nicht und für individuelle Bedürfnisse ist immer Platz. Mit der westlichen Fast Food Variante von Yoga – gemeint ist damit der Yoga-Unterricht  in großen Gruppen – hat Pankaj Sharmas Yoga wenig zu tun. Kein Wunder, denn erstens ist Pankaj selbst Inder und zweitens wurde er in Indien auf ganz traditionelle Weise ausgebildet.

Er wuchs in Rishikesh am Fuße des Ganges auf, verbrachte einige Jahre seines Lebens in Kenia und lebt nun seit mehr als zehn Jahren in Frankfurt, wo er in seinem Yogacenter Patanjali Yoga vor allem Westler unterrichtet. Sein tiefes Verständnis über die Kunst der Ausrichtung und den menschlichen Körper erlauben es ihm, Yogapositionen so anzupassen, dass auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen Heilung durch Yoga erfahren können.

Im November 2017 ist Pankaj wieder für einen Workshop bei Peace Yoga in Berlin. Als Vorgeschmack gibt es bei uns ein kleines Interview mit dem Meister des Alignments.

Pankaj Sharma workshop

Wie bist du zum Yoga gekommen?

Ich war 13 und wollte unbedingt als Tänzer nach Bollywood gehen. Mein Körper war aber so unbeweglich, dass ich einige Dance Moves gar nicht machen konnte. Mein Tanzlehrer meinte dann, dass ich erst einmal flexibler werden musste und empfahl mir Yoga. So begann meine Yogareise.

Wann und wie wurdest du selbst Lehrer?

Meinen Lehrer traf ich im Sivananda Ashram in Rishikesh. Als er sein eigenes Yogacenter eröffnete, folgte ich ihm, um weiter von ihm zu lernen. Nach neun Jahren fragte mich ein Freund, der mich gut fand, ob ich nicht Yoga unterrichten wollte. Erst dachte ich, ich könnte keine Inder unterrichten, denn sie wissen ja, worum es beim Yoga wirklich geht. Damals kannte ich nur den körperlichen Teil von Yoga. Trotzdem mochten auch die indischen Schüler*innen meine Klassen und ich begann in Delhi Klassen zu geben. Von diesem Moment an war ich nicht mehr nur Schüler, sondern auch Lehrer.

Wie würdest du deinen Unterrichtsstil beschreiben?

Alle Yogastile sind für mich das gleiche und das ist immer Hatha-Yoga. Laut der Yogaphilosophie und den Schriften zählen alle körperlichen Yoga-Praktiken als Hatha Yoga. In Indien haben die meisten Menschen keine Ahnung davon, dass es so viele unterschiedliche Stile gibt. Bis vor acht Jahren wusste ich nicht einmal, was für eine Art Yoga ich selbst praktiziere. Deshalb würde ich einfach sagen, ich mache Hatha Yoga und ich unterrichte auch Hatha Yoga.

Kann jeder Yoga praktizieren?

Jeder kann Yoga üben. Andernfalls wäre es nicht Yoga sondern Gymnastik. Beim Yoga geht es um Heilung. Durch die Yogapraxis werden der Geist und der Körper gesund. Es geht also um mehr als um den physischen Aspekt. Natürlich kannst du mit Hilfe der Körperübungen fit und schlank werden und den spirituellen Teil weglassen. Wenn aber der Kopf krank ist, kann man nicht von Yoga sprechen. Das ist auch der Grund, warum so viele Menschen nach Verletzungen aufhören, Yoga zu praktizieren. Um Heilung zu erlangen, müssten sie die Asanas modifizieren und an ihrer mentalen Weiterentwicklung arbeiten. In meinem Unterricht gebe ich deshalb immer individuelle Alternativen.

Was ist der größte Unterschied zwischen westlichen und östlichen Yogaschüler*innen?

Wie ich vorhin schon gesagt habe, in Indien legen wir keinen Wert auf „Stil“. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und sehen nur, was gleichermaßen gut für den Geist und den Körper ist. Am Ende wollen wir nur meditieren, um Gott näher zu kommen. Das ist die Motivation, warum wir in den Ashram oder das Yogacenter gehen, um mehr über Yoga und Meditation zu erfahren. Westlern geht es meistens darum, Muskeln aufzubauen, flexibel zu werden und zu entspannen. Sie brauchen einen Ausgleich zum Stress bei der Arbeit und dem vielen Sitzen am Schreibtisch. Auch in Indien verändert sich die Gesellschaft, wir bekommen die gleichen Probleme. Vielleicht wird sich Yoga in Zukunft auch dort hin zu einer stärker körperorientierten Praxis entwickeln.

Vielen Dank Pankaj, wir freuen uns schon auf Klassen mit dir.

Pankaj gibt von 12. bis 14. Oktober 2018 zum wiederholten Mal Asana-Intensiv-Workshops bei Peace Yoga in Berlin-Kreuzberg. Wir können sie dir nur ans Herz legen, vor allem, wenn du an deiner Ausrichtung arbeiten möchtest.

2 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hi Dila,

    danke für deinen Hinweis, in der Tat ist das etwas in der Übersetzung untergegangen. Gemeint ist mit Fast Food Yoga der Massenunterricht, den man oft im Westen findet. Dem gegenüber steht die individuelle Betreuung, die Pankaj auch in offenen Yogaklassen ins Zentrum stellt.

    Liebe Grüße
    Rebecca

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