No Hokuspokus, please: Warum das Setzen von Intentionen sinnvoll ist

„Widmet eure Praxis jemandem…“ oder „Setzt eine Intention für eure Praxis…“ – solche Sätze habe ich zum ersten Mal in New York von meiner damaligen Lehrerin Ella gehört, die dort Jivamukti Yoga unterrichtet. Aber was hat die Person bzw. die Sache davon, wenn ich an sie denke, während ich auf der Matte stehe? Ist das nicht esoterischer Quatsch? Ich war mir da nicht so sicher.

Inzwischen setze ich mir aber jedes Mal eine Intention. Was das für die Praxis und das Leben bringt und warum das kein Hokuspokus ist, habe ich hier aufgeschrieben.

Viel mehr Konzentration

Konzentration auf den Atem ist im Yoga das Werkzeug, mit dem wir erstens unsere Kraft und unseren Körper unter Kontrolle halten und zweitens lernen, alle anderen Gedanken abzuschalten. Aber auch meine Intention hilft mir, mich auf die Praxis zu fokussieren und gleichzeitig meine Anstrengung in Perspektive zu setzen. Meine Beine brechen gleich ab! – Denk an die Intention. Üben wir heute wohl Balancen? – Intention. Ich will mich im Gesicht kratzen aber ich bin gerade im Kopfstand! – Intention.

Sie holt dich zurück auf die Matte. Selbst wenn du also nicht daran glaubst, dass du mit deiner Intention den Weltfrieden herbeiyogen kannst: Deiner Konzentration wird sie ganz bestimmt gut tun. 

Die Intention, meine Lebensbewältigungsmaßnahme

Oft spreche ich mit anderen Yogis darüber, wie die Lehrerin mal wieder tagesaktuell den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Sei es, dass wir die Stunde jemandem widmen sollen, der uns zur Zeit wütend macht. Sei es eine Angst, der wir begegnen sollen oder sei es ein Mensch, den wir verletzt haben. Für jedes Stundenthema finden wir in unserem Leben mindestens einen aktuellen Anhaltspunkt. Ich lerne auf diese Art sehr viel über die Themen, die ich gerade beackere und kann das dann auch bewusster tun. Da bricht man dann im Rad oder in der Vorbeuge schon mal in Tränen aus. Und das ist unendlich befreiend.

Es passiert mir auch häufiger, dass ich nach intensiven Klassen von entsprechenden Situationen träume. Träume des Loslassens, Verzeihens, Verabschiedens. So deutlich, dass Sigmund Freud quasi einmal quer durchs Bild spaziert und freundlich winkt – nur zulassen muss man es!

Mehr geben lernen

Die einen nennen es „jemandem gute Vibes schicken“, die anderen „für jemanden beten“ und ich nenne es eben „jemandem meine Praxis widmen“: Die Idee ist universell. Ich denke an Menschen, die gerade Kraft brauchen und stelle mit dieser Handlung meine eigenen Bedürfnisse hinten an. Ich setze die Idee des Gebens, des Loslassens vom Ego praktisch um und kann das dann auch außerhalb des Yogastudios tun.

Schick deiner Person (wenn du sie kennst) doch nach der Yogaklasse einfach mal eine Nachricht: „Hey, ich denk an dich, wie geht’s dir?“ – Ich bin sicher, du wirst ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Weg mit Wertungen

Manchmal verurteile ich mich für meine intuitiv gewählten Intentionen oder finde sie irgendwie langweilig. Dann denke ich Sachen wie: „Person A hast du schon zehnmal deine Praxis gewidmet. Dabei hat Person B viel größere Probleme.“ Aber diese Bewertung hat hier keinen Platz. Das erste, was dir in den Sinn kommt, sollte auch deine Intention sein. Sonst verheddert man sich und kann sich nicht mehr konzentrieren. So habe ich gelernt, meinem Instinkt viel mehr zu vertrauen und meine emotionalen und sozialen Bedürfnisse vor das zu stellen, was mir als vernünftig oder objektiv wichtiger erscheint.

Und wenn nichts kommt, wenn du nicht in Tränen ausbrichst oder nicht diese bedeutsame Gefühl hast, jetzt etwas richtig, richtig Gutes zu tun: Werte es nicht. Was dir in den Sinn kommt ist in diesem Moment wichtig und richtig. Und nichts anderes.

Bewusst durch die Praxis und durch den Alltag

Am Ende geht es doch darum, die Intention als Konzept mit in alle Lebensbereiche zu nehmen. Ich möchte bei jeder Handlung, die ich begehe, wissen, wieso. Ich will nichts sinnlos tun und nichts unbewusst. Ich will immer einen Grund haben, weiterzumachen. Die Intention hilft mir dabei.

Fazit: Die Intention gehört einfach zum Yoga Üben dazu.

Yoga ist kein Sport – diesen Satz hast du sicher schon einmal gehört. Und was unterscheidet Yoga von Sport? Auf jeden Fall, dass man nicht nur durch körperliche Betätigung der Praxis des Yoga nachgehen kann, sondern beispielsweise auch durch das Chanten von Mantras, selbstlosen Dienst (Karma Yoga) oder Meditation.

Außerdem spielt eben das Setzen einer Intention vor und während der Praxis eine große Rolle, um aus reinen Körperübungen eine Yogapraxis werden zu lassen. Sie ist sogar eins der fünf unablässlichen Elemente der Praxis von Vinyasa. Egal wie deine Yogapraxis aussieht, es geht um Verbindung. Sprich, darum, etwas nicht für sich selbst, sondern für andere, das große Ganze zu tun. Und diesen Job übernimmt die Intention. Natürlich könntest du deine Intention auch für dein eigenes Wohl oder ein knackiges Sixpack setzen – das ist aber nicht ganz die Idee.

Titelbild via gooseootter / flickr

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