Nichts geht mehr? Warum du Leerlaufphasen zelebrieren darfst

Ich sollte jetzt in Ungarn sein. Bei einem richtig coolen Outdoortraining für Frauen. Eins, das sogar spirituell ist. Drei Tage lang sitzt man mit sich selbst im Wald: Transformation unter Bäumen.

Doch stattdessen liege ich auf der Couch bei Mama. Seit einer Woche geht gar nichts mehr. Stecker raus. Sommergrippe und Magen-Darm-Virus haben sich verabredet und wüten in meinem Körper.

Ich kann nur noch herumliegen. Und das fällt mir schwer.

Richtig schwer. Zumal mich mein Körper nun schon seit fast einem halben Jahr immer wieder zum Nichtstun animiert. Alle Projekte sind erst mal auf Eis gelegt. An mehr als das Minimalprogramm ist nicht zu denken. Dabei wollte ich doch dieses Jahr so richtig durchstarten. Lang gehegte Projekte sollten endlich Realität werden. Eigentlich sollte es bergauf gehen, statt bergab. Immer weiter mit all den schönen Ideen. Mit der Manifestation des glorreichen Lebens.

Der spirituelle Mindfuck macht es nicht besser: Wenn man die spirituellen Gesetze des Universums erst mal durchschaut hat, dann ist doch alles gut, oder? Dann geht es immer voran. Immer den Träumen nach. Einer nach dem anderen wird verwirklicht. Ansonsten hat man es wohl noch nicht so ganz verstanden, das Geheimnis. Das Gesetz der Anziehung.

Mir geht es da wie vielen anderen auch: Der verordnete Optimismus stresst mich.

Wer positiv affirmiert, wird nicht krank. Und wer dazu noch jeden Morgen kalt duscht, meditiert und einen grünen Smoothie trinkt, schon gar nicht. Und wenn doch, dann hat man halt irgendwas falsch gemacht. Einen inneren Konflikt übersehen. Oder doch einen negativen Gedanken ins System gelassen.

Doch es entspricht einfach nicht unserer menschlichen Natur, immer auf dem Gipfel des Lebens zu stehen.

Auch wenn die bunte Instawelt uns das weismachen möchte. Wie die Natur, durchlaufen auch wir Menschen Zyklen. Wir sind zyklische Wesen, die geboren werden, wachsen, sich immer wieder erneuern und am Ende sterben. Unser Leben verläuft nicht in einer geraden Linie von unserer Geburt bis zu unserem Tod. Auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen würden: Wellenbewegungen sind in den meisten Leben eine Realität. Es geht auf und auch wieder bergab.

Der yogische Weg besteht nicht darin, diese Wellenbewegungen auf Biegen und Brechen begradigen zu wollen.

Sondern darin, mit den Wellen zu fließen. Und auch dann liebevoll mit sich zu sein, wenn einen die Welle für einen Moment lang unter Wasser drückt und es sich so anfühlt, als gäbe es kein Morgen mehr. In solchen Momenten hilft manchmal nur Akzeptanz. Und Fühlen. Und Hingabe. Und Demut.

Wenn man recht hilflos ist, kommt Gottes Gnade zur Errettung.

– Swami Sivananda

Denn: Phasen des Leerlaufs gehören zum Leben einfach dazu. Und mehr noch:

Meist halten diese Phasen ungeahnte Schätze für uns bereit.

Am Anfang mag sich so eine Entschleunigung unangenehm anfühlen. Wir können sie kaum aushalten: Die Langsamkeit, das Nichts-Tun, das Nicht-Wissen. Wenn sich im Außen nichts mehr bewegt, meldet sich das Innere umso lauter. Da gibt es so viel zu fühlen, was unangenehm ist.

Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit – die gesamte Gefühlspalette der menschlichen Existenz ploppt auf. Und genau das ist unserer Chance!  Statt uns in Geschäftigkeiten zu flüchten, statt wie wild zu sporteln oder zu netflixen, haben wir die Wahl, zu fühlen. Uns durch Schichten hindurch zu fühlen, die wir in unserem busy Alltag oft ignorieren.

Und versprochen:

Nach einem durchfühlten Leerlauf ist da mehr Stille und mehr Kraft und mehr innerer Frieden als vorher!

Alles Liebe,

deine Daniela

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Ein Kommentar / Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Daniela, das kann ich nur bestätigen. Durch diese Stille bin auch ich gegangen und habe einen Yoga & Achtsamkeits-Blog aus der neu gewonnenen Kraft erschaffen. (www.loveconnectinglife.de) Erst durch die Stille bekomme ich einen tiefen Zugang zu mir selbst und zu meiner Schöpferkraft….
    Namaste, Xiao-Li

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