Nachhaltiges Yoga-Business: Wie lebt man die eigenen Werte im Beruf?

In der Yoga-Szene ist Selbstständigkeit die vorherrschende Arbeitsform. Nicht nur als Besitzer*innen von Studios sind Yogalehrende unternehmerisch tätig, auch als freie Lehrende, die an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Partnerunternehmen unterrichten. Viele haben Online-Angebote, organisieren regelmäßige Retreats oder tun sich in Kollektiven zusammen, um besondere Events anzubieten. Und die meisten selbstständigen Yogalehrenden, die ich kenne, versuchen dabei, mit ihrer Tätigkeit die Welt ein bisschen besser zu machen und den Planeten zu schützen – Stichwort: Spiritueller Aktivismus.

Der Vorteil an der Selbstständigkeit: Du bist dein*e eigene*r Chef*in und kannst selbst entscheiden, mit wem du arbeitest und wessen Projekte du unterstützt. Der Nachteil: Das stimmt nur, wenn du es dir leisten kannst, nein zu sagen – denn oft will der Kapitalismus deinen Werten einen Strich durch die Rechnung machen! Ausschließlich nachhaltige Produkte zu benutzen oder Partner*innen aus der Kundenkartei zu streichen, die sich nicht um den Planeten oder andere Menschen scheren, kann teuer sein.

Im Einklang mit den eigenen Werten erfolgreich zu wirtschaften, ist eine riesige Herausforderung. 

Wir haben mit zwei Yogastudio-Besitzerinnen über ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen und ihre größten Herausforderungen dabei gesprochen. Vielleicht hast du nicht vor, selbst ein Studio zu eröffnen – die folgenden insights sind trotzdem wertvoll für alle, die nachhaltiger arbeiten und leben wollen. Als Schüler*in eines Yogastudios hast du dich vielleicht schon einmal gefragt, wie die Preise zustande kommen: Nachhaltigkeitsaspekte sind ein Teil davon.

[Werbung] Die Arbeit an diesem Artikel hat unser Partner, der Ökoenergieversorger Polarstern finanziert. Die Gründer*innen und das Team haben das Ziel, mit Energie die Welt zu verändern. Polarstern ist ein Unternehmen, das als Social Business sinnstiftend arbeitet – für Mitarbeitende, für Menschen im Globalen Süden und unsere Zukunft. Zertifiziert sind sie u.a. durch die Gemeinwohl-Ökonomie und B Corp. Wenn du noch keinen Ökostrom beziehst, gerade umziehst oder den Energieversorger wechseln willst, dann schau dir unbedingt Polarstern an!

Warum sollte man als Unternehmer*in auf Nachhaltigkeit achten? 

Salopp formuliert: Alles andere gehört sich einfach nicht! Aber im Ernst: Die Gründe, warum Menschen sich entscheiden, nachhaltigere Angebote zu schaffen, sind persönlich und vielfältig. In der Yoga-Welt gilt für viele: Practice what you preach oder auch Walk the talk. Für Susanne Wimmer, Gründerin des Münchner Studios Yoga Woman, sind Yogaphilosophie und Nachhaltigkeit untrennbar verbunden, beispielsweise über die Yamas und Niyamas, ethische Verhaltensgrundsätze aus Patanjalis Yoga Sutra. 

Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, entscheiden sich also viele Yoga-Unternehmer*innen für einen Fokus auf Umweltschutz und ethischen Vegetarismus – mit Erfolg! Ich kenne unzählige Menschen, inklusive mir selbst, die durch eine aktive Yogapraxis zum Nachdenken gebracht wurden und in der Folge ihren Lebensstil entsprechend verändert haben.

Susanne und auch Julia Hintze, Inhaberin von Sandhi Yoga in Hamburg, betonen, dass es ihnen ein persönliches Anliegen ist, die Umwelt zu schützen; nicht nur im privaten Alltag und innerhalb der Familie, sondern konsequenterweise auch als Unternehmerinnen. 

Yoga Woman

Dabei stößt man schnell auf Herausforderungen und Grenzen.

Doch mal wieder den Flug gebucht, weil er nur halb so teuer war wie der Zug? Genauso wie man auch als Privatperson gefühlt immer wieder Fort- und Rückschritte in Sachen Nachhaltigkeit macht, ist das auch in Unternehmen. Erstmal muss man sich mehr Nachhaltigkeit leider immer noch leisten können, wie Julia auf den Punkt bringt:

 “Ein Yogastudio wirft einfach nicht sehr viel ab, also müssen wir rechnen, ob wir uns Nachhaltigkeit auch leisten können. Insbesondere die Energiekosten stellen eine Herausforderung für uns dar. Ökostrom und Ökogas sind natürlich teurer als konventionelle Energiequellen. Das bedeutet schlicht und einfach, dass am Ende weniger für uns übrig ist. Das ist es uns aber wert.” 

Ein großer Punkt für beide Yogastudio-Betreiberinnen ist der Müll. Hier kommt die Pandemie ins Spiel, die bekanntermaßen eine neue Hoch-Zeit der Einmalprodukte eingeläutet hat. Im Falle der beiden Yogastudios wurde wegen der Pandemie von Baumwoll- zu Papierhandtüchern gewechselt, was die anfallende Müllmenge deutlich erhöht hat. Nicht optimal, jedoch gibt es eben auch andere Faktoren wie den Infektionsschutz, die einbezogen werden müssen. 

Susanne sieht außerdem die Auswahl der Studio-Ausstattung als Herausforderung, denn die Matten und Hilfsmittel müssen einerseits einiges aushalten, andererseits sind nachhaltiger produzierte Produkte oft nicht für den Massengebrauch gedacht – Naturmaterial verschleißt eben schneller als Kunststoff. Sie hat nun zum wiederholten Mal bei einem neuen Hersteller bestellt und hofft, endlich die richtigen Matten für ihr Studio gefunden zu haben. Die alten Matten werden kostengünstig an Schüler*innen abgegeben, statt auf dem Müll zu landen.

Einige wenige Stellschrauben machen den größten Unterschied in Sachen CO2-Fußabdruck.

Sandhi Yoga in Hamburg

Genau wie im eigenen Haushalt ist das Thema Heizung ein ganz besonders großes. Klar, die Räume im Yogastudio sind riesig und leer, die Schüler*innen wollen bei einer ruhigen Praxis im Winter auf keinen Fall frieren und gut gelüftet werden muss trotzdem. Sowohl Julia als auch Susanne sind Kundinnen bei Polarstern, um mit erneuerbarer Energie den CO2-Ausstoß möglichst gering zu halten. 

Um die Kosten trotzdem niedrig zu halten, nutzt Susanne bei Yoga Woman stromsparende LEDs und Geräte sowie ein smartes Heizsystem mit Zeitschaltuhr; außerdem sollten in einem Yogastudio alle Mitarbeitenden Bescheid wissen, wie die Heizung einzustellen ist. Julia hat ihr Studio mit neuen Fenstern und Thermo-Rollos ausgestattet, die jeweils einiges an Energiekosten einsparen. Eine große Investition, für die sicher eine langfristige Planung nötig ist. 

Als zweite große Stellschraube nennt Julia Yoga-Retreats: Sicherlich lässt sich sehr viel CO2 einsparen, wenn man Retreats regional anbietet, ohne, dass alle Teilnehmenden in den Flieger steigen müssen. 

Susanne nennt neben der Heizung die Verbrauchsmaterialien als wichtigen Punkt: Seife, (Recycling-)Handtücher, Putzmittel, Tee und Co. werden in nicht geringer Menge verbraucht. Sie investiert gerne in nachhaltige Produkte, die oft auch ergiebiger und hochwertiger sind als konventionelle Alternativen. Tipp von mir: Als Firma kann man oft direkt mit Herstellern kooperieren und einen besseren Preis für größere Abnahmemengen bekommen!

Neben diesen no-brainers haben Susanne und Julia aber auch noch weitere Tipps für alle, die einen Unterschied machen wollen – ob Studioinhaber*in oder nicht:

“Nachhaltigkeit kann auch durch Spendenklassen oder spezielle Aktionen unterstützt werden, z.B. konnten bei uns die Schüler*innen ein 10er Abo für einen Aufpreis von 10 Euro kaufen und wir haben dann 10 Euro draufgelegt, sodass insgesamt 20 Euro in den Schutz des Regenwalds investiert wurden. Zudem können wir als Yogalehrer*innen Bewusstsein für Nachhaltigkeit und andere gesellschaftlich relevante Themen, wie z.B. Antirassismus in unseren Klassen oder auf Social Media schaffen. Da sind der Kreativität ja keine Grenzen gesetzt!” – Julia Hintze

Studio Yoga Woman in München

“Spart nicht an der Ausstattung wie Möbeln, Lampen, Matten und props und achtet möglichst auf natürliche Materialien! Hier kauft man sonst nach kurzer Zeit ein zweites Mal. Und wenn mal etwas nicht mehr den Ansprüchen eines Studiobetriebs genügt – nicht entsorgen, sondern verschenken oder für kleines Geld verkaufen. Dann leben die angekratzten Dinge noch lange weiter!” – Susanne Wimmer

>>> Lesetipp: Im Magazin von Polarstern findest du richtig viele gute Tipps, um im Haushalt oder in deinem Unternehmen Energie zu sparen, nachhaltiger zu leben und zu arbeiten. Schau rein!

Nachhaltigkeit in kleinen Unternehmen: Was bringt’s?

Im Sinne des Spirituellen Aktivismus zählt jede Handlung, jedes eingesparte Kilogramm CO2, jede Entscheidung, die du für Nachhaltigkeit und gegen eine ggf. bequemere oder günstigere Lösung triffst (Stichwort: Karma!). Wenn ich aber auf der Webseite eines Fast-Fashion-Labels lese, dass im Büro nur Recycling-Papier zum Drucken verwendet wird, dann empfinde ich das als pures Greenwashing

Es sind nicht zehn Stapel Recyclingpapier, die den Unterschied machen und den Profit verringern, sondern die großen Stellschrauben, wie faire Produktion, Ökostrom oder ökologische Materialien; weshalb daran einige Unternehmen nicht zu drehen wagen. Die Gesetzgebung müsste sich ändern, um einen Zwang zu mehr Nachhaltigkeit zu schaffen, vor allem für große Konzerne. Das würde viel mehr bringen als mein Verzicht auf die Plastik-Yogamatte. 

Vielleicht sind die kleineren Unternehmen wie Yoga Woman und Sandhi Yoga sowie Social Businesses wie der Ökoenergieversorger Polarstern aber genau deshalb unglaublich wichtig, um der guten Sache eine Plattform zu bieten. Sie gehen mit gutem Beispiel voran, unterstützen sich gegenseitig, indem sie Empfehlungen füreinander aussprechen, Expertise austauschen und ihr Netzwerk somit stärken. Sie sind stolz darauf, dass ihnen die eigenen Werte etwas wert sind. So zeigen sie: Da geht noch was!

Vielen Dank an Julia Hintze und Susanne Wimmer für die Antworten auf meine Fragen und eure Offenheit! Dieser Artikel ist in Kooperation mit Polarstern Energie entstanden. Wir sind sehr froh, so wertschätzende und idealistische Partnerunternehmen zu haben, mit deren Hilfe wir den Betrieb FLGH finanzieren können.

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Titelbild © Sandhi Yoga
Fotos © Sandhi Yoga, Yoga Woman

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  1. Ich würde auch die Angebote eines Yogastudios unter dem Aspekt Nachhaltigkeit unter die Lupe nehmen . Ich frage mich müssen die Retreats und Yogareisen immer auf einer Mittelmeerinsel oder gar auf Bali oder in Indien sein?
    Denn leider macht ein Flug alle meine nachhaltigen Bemühungen wieder zunichte, wenn ich mir deren Ökobilanz ehrlich anschaue.

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