Patricia Thielemann: „Ich habe einen ausgeprägten Bullshit-Detektor.“

Patricia Thielemann ist eine Frau mit Format. Schlanke Silouette, starker Körper, geschmackvoller Stil. Im Studio trägt sie meist Leggings und ein enges Shirt, im Winter einen Kaschmir Pulli darüber. Die blonden Haare sind straff im Nacken zusammengebunden, die Augen wach, das Lächeln strahlend.

Aus der deutschen Yogaszene ist Patricia nicht wegzudenken. Vor über 10 Jahren war sie eine der ersten Yogalehrerinnen „der neuen Generation“. Eine derjenigen, die sich viel in den USA aufhielten, dort ein „anderes Yoga“ als das hier bekannte kennen lernte und mit nach Deutschland nahm. Aus den vielen Einflüssen entwickelte Patricia eine eigene Yoga Methode: Spirit Yoga. Einen Stil, den sie selbst als „aufgeklärten, zupackenden und strukturierten Yogastil“ beschreibt, der „die reiche Tradition in eine zeitgemäße Methode übersetzt und die Menschen darin unterstützt, die Herausforderungen ihres heutigen Alltags besser zu meistern.“ Spirit Yoga wird mittlerweile in vielen Studios unterrichtet. Nicht nur in den drei Berliner Centern, sondern auch im Spirit Yoga Aachen und vielen anderen Studios in ganz Deutschland, wo Lehrer, die von Patricia ausgebildet wurden ihr Wissen an die Schüler weitergeben.

Patricia Thielemann Spirit Yoga

Auch ich mag Patricias Unterricht. Die Klarheit ihres Äußeren spiegelt sich auch in ihrem Unterricht wieder. Mit kräftiger Stimme, eindeutigen Instruktionen und Einfühlungsvermögen lenkt sie die Gruppe ganz selbstverständlich von Asana zu Asana und die Energie durch den Raum. Alle atmen tief. Bereits nach wenigen Minuten lösen sich die Gedanken auf und verpuffen irgendwo im Nichts. Ich frage mich immer wieder, ob dieses Phänomen, das ich oft bei erfahrenen Yogalehrern beobachte, mit Talent oder Erfahrung zu tun hat.

Damit auch Menschen, die nicht in Berlin wohnen und somit das Glück haben, bei Patricia live auf die Matte zu hüpfen, auch in den Genuss ihres Unterrichts kommen, gibt es drei neue Spirit Yoga Signature Classes auf CD. Jeder CD liegt ein ausführlich bebildertes Fotobooklet bei, in dem die jeweiligen Yogasequenzen abgebildet sind. Eine CD kostet 15 Euro und kann hier bestellt werden.

Patricia Thielemann

Das Release war für uns Anlass, der Grande Dame ein paar Fragen zu stellen. Ein Gespräch über die Yogaszene, das Unterrichten und wie ihre eigene Yogapraxis heute aussieht.

Patricia Thielemann im Interview

Spirit Yoga ist mittlerweile eine der größten Yogaschulen Deutschlands. Was ist dein Erfolgsrezept?
Eine klare Linie fahren, Lehrer und Mitarbeiter fördern, aus Fehlern lernen,  jeden Tag das Beste geben.

Erzähl uns von den Anfängen. Wie bist du zum Yoga gekommen?
Mit 16 Jahren war ich ein schüchterner, zu groß geratener Teenager. Meine Mama meinte Yoga würde mir gut tun. Sie war eine erfolgreiche, starke Frau mit 6. Sinn. Von Ihr habe ich viel gelernt.

Damals sah Yoga in Deutschland noch ganz anders aus. Welche Stile und Einflüsse haben deine Yogamethode geprägt? Was hast du anders gemacht, als viel andere?

Ana Forrest und auch Bryan Kest haben mir Anfang der Neunziger Jahre mutige, neue Yogawege aufgezeigt. In den letzten Jahren  inspiriert mich Tias Little am meisten. Selbstoptimierung interessiert mich im Moment weniger. Tias Little vermittelt mir neue Inhalte und inspiriert mich auf meinem heutigen Yogaweg. Ich freue mich, dass Tias Little vom 16-18. Oktober endlich wieder einen Workshop bei Spirit unterrichten wird. Was ich anders gemacht als viele Andere? Ich glaube, ich habe einen ziemlich ausgeprägten Bullshit Detektor. Das hat mir bisher gut als Kompass gedient. Ich bin kritikfähig, stehe zu mir selbst. Ich bemühe mich tagtäglich meinen weltlichen Verpflichtungen gewissenhaft nachzukommen und genauso die Verbindung zum Größeren zu nähren.

Ein guter Yogalehrer kann sich zurück nehmen und schafft so für seine Schüler einen Erfahrungsraum.

Was macht für dich einen erfolgreichen Yogalehrer aus?

Ein erfolgreicher Yogalehrer widmet sich seinem Schüler voll und ganz. Er ist authentisch, bescheiden, wach und bestimmt. Er ist kompetent, weiß zu führen, kann sich zurück nehmen und schafft so für seine Schüler einen Erfahrungsraum.

Last but not least: Wie sieht deine eigene Yogapraxis aus?

Ich habe nicht viel Zeit für mich, deshalb  geniesse ich meine Yogapraxis besonders. Eine Stunde am Tag nur für mich. Das empfinde ich als großes Geschenk. Ich variere je nach Tagesform. Manchmal nutze ich die Stunde aber auch anders und spaziere z.B.  um die Krumme Lanke oder lese so wie heute ein tolles Buch: Zwischen Koran und Kafka: West-östliche Erkundungen von Navid Kermani. Großartig!

Vielen Dank für das Interview und bis bald in einer deiner Klassen. 

Wenn du neugierig geworden bist, dann schau doch einfach mal bei Spirit Yoga in Berlin vorbei. Hier findest du alle Infos. Außerdem legen wir dir noch Rebeccas Artikel über das Massenphänomen Yoga ans Herz, in dem Patricia auch zu Wort kommt.

Das Interview führte Rebecca.

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