Du willst dich selbst kennenlernen? Dann stell dir diese Frage

Fühle wer du bist, hier und jetzt. Dieser scheinbar simple Satz vermag eine ungeahnte Kraft zu entwickeln. Denn er impliziert eine Frage: Wer bin ich denn eigentlich? Ich denke, ich liege nicht falsch, wenn ich behaupte, dass wir alle auf der Suche nach der dazugehörigen Antwort sind – unser Leben lang. 

Als die ersten Informationen über das Gathering bei uns in die Redaktion flatterten, war uns unklar, worum es genau geht. Okay, man fordert sich also gegenseitig auf, in sich reinzuhorchen und zu schauen, was da ist. Und dann nichts weiter? Zehn Stunden am Tag? Fünf Tage am Stück? 

Klingt herausfordernd. Ist es auch. Aber im guten Sinne. 

Mit solch kryptischen Dingen ist man bei mir genau an der richtigen Adresse: Ich wollte unbedingt mehr über die Idee wissen, die hinter dem Gathering steckt. Und so kam ich in den Genuss eine Beispiel session mit Organisator und Host Michael auszuprobieren. Unser kleines OnlineGathering hat mich sehr berührt, das schon einmal vorweg. Doch ich beginne von vorne. In diesem Beitrag erfährst du: 

  • Was das Gathering ist und welches Konzept dahinter steckt
  • Warum du am Gathering teilnehmen solltest
  • Wer das Gathering organisiert und warum
  • Wie die Rahmenbedingungen des Gatherings sind
  • Wo du mehr Informationen über das Gathering bekommst und wie du dich anmeldest

Was ist das Gathering

Das Gathering ist erst einmal genau das, was der Name schon andeutet: Eine Zusammenkunft unterschiedlicher Leute für einige Tage. Nennen wir es ein Retreat. Vermutlich sind viele der Teilnehmenden auf der Suche nach sich selbst, mindestens aber neugierig auf eine Erfahrung außerhalb des Bekannten. 

Die Frage, wer man ist, scheint allzeit präsent zu sein, zumindest in unserer Yoga-Blase. Trotzdem basieren die Antworten allzu häufig auf Ereignissen, Personen oder Handlungen, die an Vergangenheit oder Zukunft geknüpft sind. Aber was ist mit dem gegenwärtigen Moment? Wenn es nichts gibt, was du zu tun hast, niemanden gibt, für den*die du Mutter, Partner*in oder Arbeitskolleg*in sein musst? Wenn dein soziales Umfeld für einen Moment on hold gesetzt wird. 

© Michael Schmitz

Wer bist du, in genau dieser Sekunde? Wenn du einfach nur zuhörst, anstatt zu analysieren, funktionieren und zu bewerten?

Das ist es, was das Gathering ausmacht: du hörst zu und beobachtest. Sowohl dir selbst, als auch deinem Gegenüber. Ohne Erklärung, ohne Wertung. Und das ist auch schon Kern und Hauptbeschäftigung des gesamten Retreats.

Was ist das Konzept des Gatherings?

Ein normaler Tag des Gatherings, meint, weder Anreise- noch Abreisetag, ist in sogenannte Dyaden eingeteilt. Eine Dyade meint eine Zweiergruppe, die in dem Fall für je 40 Minuten zusammenkommt. Dann forderst du dein Gegenüber auf, fühle wer du bist, hier und jetzt.

Dein*e Partner*in hat dann fünf Minuten Zeit, in sich hineinzuhören, zu fühlen und sich mitzuteilen. Dann wird gewechselt. Bis die Einheit abgeschlossen ist, eine Pause folgt, und die Paare neu zusammengewürfelt werden. 

Was teilst du mit deinem Gegenüber?

Alles, was du fühlst und teilen möchtest. Das können Gedanken, Emotionen, Sinneswahrnehmungen oder Erkenntnisse sein. Deine intimen Geheimnisse dürfen natürlich bei dir bleiben; sie müssen es aber nicht. Das übergeordnete Stichwort bei alldem ist bewusst.

Während du teilst, was in dir vorgeht, ist es wichtig, nicht Bezug auf die jeweils andere Person zu nehmen, um einen safe space zu garantieren. Kommentierst du beispielsweise die schicke Frisur oder eine vorangegangene Aussage deines Gegenübers, kann das übergriffig sein und verhindert ein völliges Fallenlassen. Mach dir klar, dass du dich nicht in einem Dialog befindest!

Ebenso probierst du, den Augenkontakt zu halten. Nachdenken und Kontemplieren findet im Inneren statt, dafür kannst du deine Augen schließen. Ansonsten möchtest du aber eine Verbindung mit dem*der Anderen aufbauen. Versuche, dein Gegenüber weder zuzutexten, noch dich stark zurückzuziehen. Die Mischung macht’s. 

Wenn du dich in der zuhörenden Position befindest, reagiere so neutral wie möglich auf das Gesagte. Natürlich darfst du lachen, wenn etwas witzig ist, aber beobachte dich auch hier selbst: Wie sehr muss ich Feedback geben? Bestätigend Nicken oder Lächeln? Und umgekehrt, wie sehr brauche ich die Bestätigung, dass meine Aussagen gut und richtig sind? Oft stoßen die Erzählungen auch in dir einen Prozess an, der dich vielleicht mit Themen in Kontakt bringt, mit denen du gar nicht gerechnet hättest. 

© Janine Sametzky

Versuche aufkommende Bewertungen, egal ob auf dich oder den*die Andere*n bezogen, zu akzeptieren. 

Auch wenn du keine Urteile geben willst, zwangsläufig passieren wird es wahrscheinlich trotzdem. Die Krux ist, auch das nicht zu bewerten. Beobachtest du solcherlei an dir, lasse sie liebevoll vorbeiziehen und fokussiere dich neu.

„Es gibt keine falsche und keine richtige Antwort. Und das mag der Verstand nicht. Wir machen das jeweils 40 Minuten, zehn Stunden am Tag. Da passiert halt was. Am Anfang gibts noch viel zu erzählen, nach drei Tagen nicht mehr. Dann musst du gucken, wer bist du denn, wenn du dich z.B. langweilst, oder keine Stories mehr auf Lager hast,” erklärt Michael Schmitz, der Veranstalter und Initiator des Gatherings.

Warum solltest du am Gathering teilnehmen?

Wer bist du, ohne die ganzen Stories drum herum? Wer bist du, wenn alles gesagt ist? Damit trifft Michael den Nagel auf den Kopf. 

Das Gathering ist eine Chance, dich so rein, ja nahezu blank, kennenzulernen, wie selten. Denn dir wird weder Ablenkung begegnen, noch folgt die Veranstaltung einem Dogma oder Ziel. Betrachte das Ganze als ein Experiment, mit völlig ungewissem Ausgang, aber einer großen Wahrscheinlichkeit, dass du dir selbst eine gutes Stück näher kommst. 

Die Partner*innen-Übung: Ein Selbstversuch

Einen kleinen Vorgeschmack auf das Gathering hatte ich an einem Mittwochmorgen im Büro. Ich setze mich ohne große Erwartungen an den Laptop, um in einem Zoom-Call mehr darüber zu erfahren. Ich bin neugierig. Michael und ich quatschen erst über das Gathering allgemein, und dann gehts los. Fühle wer du bist, hier und jetzt. Plötzlich bin ich aufgeregt.

In den nächsten 40 Minuten teile ich Dinge aus meinem Innersten mit, die ich unter anderen Umständen um die Uhrzeit nicht laut ausgesprochen hätte – und dabei bin ich kein Mensch, der mit emotionalem Befinden hinterm Berg hält. Woran auch immer es liegt: Im Nu fühle ich eine Verbindung zu Michael, und dabei zoomen wir nur. Umgekehrt lässt auch Michael mich an Empfindungen teilhaben. Danach starre ich noch einige Minuten benommen an die Wand, ich muss lächeln. Was für ein überraschender, schöner Start in den Tag.

Natürlich war das nur ein winziger Appetithappen um zu verstehen, um was es eigentlich geht. Trotzdem hat es gelangt, um mir die Kraft zu verstehen, die die kontinuierliche Wiederholung dieser Übung entfalten könnte. Ich bin total beeindruckt und wünsche mir mehr davon – parallel dazu ist aber auch die Angst gewachsen, denn ein ehrliches Hinschauen auf sich selbst kann erstmal beunruhigend sein. Nichtsdestotrotz bin ich mir sicher: Eines Tages werde ich ganz sicher am Gathering teilnehmen.

Wer organisiert das Gathering und warum?

Michael hat schon zahlreiche Selbstfindungs- und Meditationsseminare hinter sich, genauso wie eine langjährige Psychoanalyse. Auch hat er so ziemlich alles ausprobiert, was an psychedelischen Substanzen existiert. Wie viele andere Menschen, die solche konsumieren, um sich die drängenden Fragen nach der eigenen Existenz zu beantworten. 

Psychedelika können in ihrer Wirkung oft heftig und radikal sein, und so eine Erfahrung ist mit Sicherheit nicht für jede*n etwas. Michael möchte mit dem Gathering etwas völlig anderes schaffen, etwas das in der Wirkung zwar auch intensiv sein kann, in der Ausführung aber sanft daherkommt und liebevolle Begegnungen auf einer tiefen Ebene möglich macht. 

Das Gathering hat zwar eine sehr klare, einfache Struktur, folgt aber keinem Dogma. Michael geht es darum, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen sich wirklich auf sich und andere einlassen und all die Rollen, die sie im Alltag ausfüllen, mal für einen kurzen Moment ablegen können. Es ist aus dem tiefen Wunsch nach Verbindung entstanden, nach einem sicheren Fallenlassen in das, was ist. 

Das Konzept an sich ist nicht neu. Es existiert in ähnlichen Formen bereits seit den 60er Jahren.

Michael hat schon etliche Male an solchen Zusammenkünften teilgenommen, jedoch bisher nicht die Art und Weise vorgefunden, die ihn wirklich angesprochen hat. Häufig werden mehrere, z.T. spezifische Fragen gestellt, die letztendlich ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen: das sogenannte enlightenment intensive, quasi ein plötzliches Erwachen in deiner wahren Natur. Michael ist der Überzeugung, dass weniger mehr ist, denn Fragen suggerieren, dass es abschließende Antworten gäbe und bewirken Ablenkung: 

“Wenn du nur mit der Einladung, fühle wer du bist, konfrontiert wirst, kommt eine tiefere Ruhe auf.” 

Ganze 30 Jahre hat sein Prozess gedauert, zu verstehen, wie sein eigenes Konzept aussehen könnte und es umzusetzen. Jetzt organisiert er das Gathering zusammen mit seiner Freundin und Partnerin Lydia, die seit vielen Jahren Ashtanga Yogalehrerin ist. Die beiden schaffen den nötigen sicheren space; das Gathering selbst wird aber von allen gemeinsam kreiert. 

© Janine Sametzky

Neben der Teilnahme unzähliger ähnlicher Seminare, hat Michael langjährige Erfahrung als Deutsch- als Fremdsprachenlehrer: Die Arbeit mit Menschen, die sich plötzlich nicht mehr wie gewohnt ausdrücken können, erfordert unglaublich viel Fingerspitzengefühl. Sind sich alle auch noch fremd, erzeugt das eine delikate Dynamik, die geschickt gehandelt werden will. Daneben ist er zertifizierter Verhaltens- und Kommunikationstrainer. 

Michael weiß um die Unberechenbarkeit der Dinge. Nichts würde ihm mehr Angst machen, als jemand, der auf alles eine Antwort weiß und 100%-ige Sicherheit verspricht. 

Er hat viel Verrücktes gesehen und erlebt. Und genau deshalb bist du bei ihm gut aufgehoben. Obwohl Michael schon viele Male selbst mitgemacht hat, verschwindet seine Aufregung vor den Zusammenkünften nicht ganz. Logisch eigentlich, denn die Entdeckung des Selbst bleibt eine Reise ins Ungewisse.

Lydia ist eine erfahrene und einfühlsame Ashtanga Yogalehrerin. Interessanterweise hat Ashtanga für sie einiges mit dem Gathering gemeinsam, wie die Erfahrung des Formlosen im Rahmen einer formalen Struktur. Die Methode des Gatherings ist für sie eine willkommene, zärtliche Einladung, sich ohne Angst anzuschauen, wer man ist. Ihre Furchtlosigkeit und ihr Verständnis für potenzielle Unsicherheit sind unverzichtbare Assets für einen sicheren Rahmen des Gatherings

Die Suche nach der Erleuchtung, so schön diese auch sein kann, interessiert die beiden nach drei Jahrzehnten nicht mehr. Ein konkreter Pfad dahin existiert nicht, also möchte er auch keinen kreieren. Wenn du nach Erleuchtung streben möchtest, darfst du das gerne tun, auch im Gathering. Es könnte allerdings irgendwann passieren, dass du auch dieses Konzept beiseite legst und dich fragst, wer bin ich eigentlich ohne es?

© Janine Sametzky

Wie sind die Rahmenbedingungen des Gatherings?

Ein typischer Tag beginnt um 7 Uhr morgens und endet um 10 Uhr abends. Dazwischen finden die Dyaden statt, mit zwei bis drei längeren Pausen dazwischen. In den breaks kannst du spazieren gehen, meditieren, Yoga üben oder schlafen. Auf Handys, Computer, Bücher oder schreiben, musizieren, das heißt auf jegliche Ablenkung, wird verzichtet. 

Außerhalb der Dyaden, also während des gesamten restlichen Gatherings, schweigst du, auch mit den Augen und dem Körper. Natürlich darfst du Michael oder Lydia jederzeit ansprechen, wenn du eine drängende Frage hast oder es dir nicht gut geht; ansonsten betrachte das Ganze als eine Art als Möglichkeit, ohne Außengeräusche nach Innen zu horchen und in den Erfahrungen aus den Dyaden zu marinieren. Die Aufgabe, zu fühlen, wer du bist, hat nämlich kein wirkliches Ende. Du wirst überrascht sein, wieviel Energie man durch Quatschen verliert, wenn du danach wieder sprichst. 

Das Gathering endet daher mit einem ganzen Tag, an dem statt der noble silence, noble chatter angesagt ist.

Endlich kannst du dich über das austauschen, was du die letzten Tage erfahren hast. Und: Zeit für ein wenig Smalltalk über die einfachen Dinge des Lebens. Alles, was du im Gathering an persönlichen Informationen von anderen gehört hast, bleibt allerdings bei dir, um den sicheren Raum zu erhalten.

NONNA Hof liegt in Altwigshagen, Mecklenburg-Vorpommern, inmitten einer wunderbar entschleunigten Umgebung und saftigen Feldern. Dort sollte es nicht schwer fallen, für ein paar Tage den Alltag auszuschalten. Der Hof ist liebevoll und gemütlich hergerichtet und du wirst jeden Tag mit gesundem, leckerem vegetarischem und veganem Essen versorgt.

© Janine Sametzky

Michael und Lydia möchten das Gathering für jede*n so erschwinglich wie möglich machen, und bieten es deshalb kostenlos an; du zahlst also lediglich für Unterkunft und Verpflegung im NONNA Hof. Natürlich darfst du auch einen Betrag spenden, wenn du möchtest, um den beiden zu ermöglichen, das Gathering auch in Zukunft fortzuführen. Und wenn die Selbstkosten dein aktuelles Budget gerade übersteigen, findet sich ohne Probleme auch eine Lösung, wie du trotzdem teilnehmen kannst.

Wir empfehlen dir das Gathering, wenn…

  • du dich nach einer Erfahrung fernab des Herkömmlichen sehnst
  • du Lust hast, mal die Pausetaste zu drücken und dich für einige Tage von deinem alltäglichen Leben loszulösen
  • du Gefallen findest an einer Reise, die weniger mit Urlaub und mehr mit Arbeit am Selbst zu tun hat
  • dein Handy eine knappe Woche unangetastet in der Schublade verschwinden soll
  • du dir selbst näher kommen und herausfinden willst, wer du bist
  • du eine intensive Zeit für dich mit intensiver Zeit in einer Gruppe Gleichgesinnter verbinden möchtest
  • dir die finanziellen Möglichkeiten für viele Retreats fehlen und du auf der Suche nach einer günstigeren Variante bist

Auf einen Blick: Fakten, Termine und Anmeldung

  • Ort: NONNA Hof, Wietstock-Altwigshagen, Mecklenburg-Vorpommern
  • Zeitraum: 1. Termin 28.6.-3.7.22; 2. Termin 9.-16.10.22
  • Preis: 400€ (1. Termin) oder 500€ (2. Termin) für Unterkunft und Verpflegung
  • Input: Partner*innenarbeit in Dyaden à 40 Minuten, dazwischen wird geschwiegen
  • Rahmenbedingungen: Beginn des Tages gegen 7 Uhr, Ende gegen 22 Uhr. Handys, Laptops, Bücher und ähnliche Ablenkungen werden vermieden, um sich voll und ganz auf das Geschehen einlassen zu können
  • Sprachen: Deutsch und Englisch 
  • Alle weiteren Infos und Anmeldung

Bei weiteren Fragen erreichst du Michael und Lydia per E-Mail unter michael@dasgathering.de.

Bist du auch angefixt? Möchtest du das Gathering in kleiner Form einmal ausprobieren?

Dann komm ins Yogastudio von Yellow Yoga in Kreuzberg. Dort findet jeden Sonntag um 11:15 Uhr bis 12:45 Uhr eine kleine session mit Michael und Lydia statt. Mich triffst du da die nächsten Wochen bestimmt auch mal. 

Was sind deine Gedanken zum Gathering? Hast du schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreib mir gerne in den Kommentaren!

Eure Danai

Titelbild © Janine Sametzky

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Gathering entstanden. Wir sind dankbar, so großartige Partner*innen mit im Boot zu haben, die unsere Arbeit unterstützen.

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