Fastenzeiten sind in fast allen Kulturen und Traditionen verankert. Diese Zeiten der Enthaltsamkeit treten in saisonbedingten Zyklen auf. Sie sind darauf ausgelegt, dem Körper eine Auszeit zu geben, damit er sich von Altem lösen und sich regenerieren kann. Dabei ist es jedoch sinnvoll, sich nicht an vorgegeben Fastenzeiten zu orientieren, sondern darauf zu hören, was der Körper gerade braucht.
In unseren schnellen, städtischen Leben gelingt es uns meist nicht, einen Rhythmus beizubehalten, der dem Körper einen harmonischen Zustand gewährt. Unregelmäßiges Essen und beruflicher Stress lassen uns schlecht verdauen und Nährstoffe können nicht richtig aufgeschlüsselt werden. Auch die Zunahme unserer Präsenz in sozialen Medien nimmt in den wenigen Momenten des Stillstands, die Ruhe im Kopf.
Ziel jeder Kur ist, dass Verdauungssystem so weit zu schonen, dass der Körper angestautes, unverarbeitetes – sowohl im Körper, als auch im Kopf – verdauen kann. Leber und Niere können so eine Pause einlegen und unverarbeitete Giftstoffe ausscheiden. Eine Reinigungskur gibt dem Körper die Möglichkeit, sich zu regenerieren und tief zu reinigen.
Frühling ist die Jahreszeit, die sich am Besten für eine Reinigungskur eignet.
Im Frühjahr rücken wir wieder näher zur Sonne hin. Wärme und Winde lösen in uns die Art von Stabilität und Schwere, welche uns im Winter mit Basis und Resilienz versorgt haben – zum Beispiel gegen Kälte und Grippeviren. Viele Menschen leiden zu dieser Zeit an Sinusitis und anderen, mit Schleim verbundenen Krankheiten. Um Schleim und Schwere in unserem Körper zu mindern, können wir genau jetzt eine unterstützende, ausleitende Frühjahrskur durchführen.
Es gibt unendlich viele Varianten von Frühjahrskuren. Durch die Ayurveda-Brille betrachtet, sollte deine Kur auf deinen Konstitutionstyp und auf deine Verdauungskraft abgestimmt sein. Eine Kur, die nicht zu Dir passt, wird weniger erfolgreich sein. Eine Kur kann nur nachhaltig und energetisierend sein, wenn du mit deinem Körper und nicht gegen ihn arbeitest.
Ayurvedischer Detox im Frühjahr: So geht’s
Die Wasserkur
Wenn du vordergründig abnehmen möchtest, eignet sich eine Wasser-Kur. Eine Wasserkur besteht nur aus warmem Wasser. Idealerweise trinkst du neben Wasser einen Liter Ingwerwasser am Tag und etwas Tee aus Brennesselblättern. Diese Art von Kur ist ziemlich extrem und sollte nur von Menschen mit kräftiger Konstitution durchgeführt werden. Wenn du zum Beispiel Übergewicht hast oder deutliche Probleme mit der Haut, die von viel Hitze im Körper sprechen, kann eine Wasserkur sinnvoll sein. Wenn du eher ein nervöser Typ bist, unter Verstopfungen leidest und gerade extrem unter Stress stehst, ist diese Kur nicht für dich geeignet.
Bevor du eine Wasser-Kur wählst, solltest du ehrlich zu dir sein und wissen, wie stabil dein Kreislauf ist. Eine Wasserkur sollte auf keinen Fall länger als drei Tage und am besten in Absprache mit einem versierten Ayurveda-Therapeuten durchgeführt werden. Nimm dir hierfür ein paar Tage frei. Für den Wiedereinstieg eignen sich leichte Suppen.
Die Saftkur
Eine Saftkur umfasst saisonales Obst und Gemüse in Saftform. Eine Saftkur meint keine ‚Green-Smoothie‘-Kur. Grüne Smoothies bestehen zu großen Teilen aus rohem Gemüse, wie Grünkohl und Spinat. Rohes Kohlgemüse verursacht – wegen seiner extrem schweren Verdaulichkeit – Stress im Darm und ist für eine Kur nicht geeignet.
Der Vorteil einer Saftkur ist, dass sie dich mit Zucker versorgt. Dein Blutzuckerspiegel geht hier nicht so schnell in den Keller, wie bei einer Wasserkur. Doch: Fruchtzucker sind schnelle Zucker, die den Blutzuckerspiegel schnell ausschlagen lassen. Deswegen ist es wichtig, dass der Saft zur Hälfte mit Wasser verdünnt und langsam über den Tag verteilt getrunken wird. Eine Saftkur sollte nicht länger als drei, maximal sieben Tage ohne eine professionelle Beratung durchgeführt werden. Es gilt dasselbe, wie bei der Wasserkur, wenn du gerade nervös und erschöpft bist, lies weiter unten für den idealen Kurtyp für dich.
Aus ayurvedischer Perspektive eignen sich folgende Nahrungmittel für eine Saftkur zur Frühlingszeit: Karotten, Ingwer, Apfel, Rote Beete, Gurke, Zitrone. Dazu Kurkuma und frische Petersilie oder frischer Koriander. Der Wiedereinstieg gelingt am besten mit leichten Suppen.
Die ‚einfache Diät‘
Die ‚einfache Diät‘ ist ein riesiges Feld. Es gibt Diäten, in denen nur vegetarische oder Hühner-Brühe empfohlen wird. Dann gibt es Diäten, in denen ausdrücklich nur bestimmte Nahrungsmittel und Gerichte erlaubt sind. Diese Art von Kuren eignen sich für Menschen, die während der Kur weiter arbeiten müssen und in ihren Alltag eingebunden sind. Einfache Diäten sind auch für Menschen, die mit Erschöpfung zu tun haben, sehr gut geeignet. Auch mit diesen Diäten erreicht man die Reinigung auf sanfte Weise. Der Körper gerät nicht in einen ‚Überlebensstress‘ und die Wahrscheinlichkeit, dass der berühmte JoJo-Effekt danach zuschlägt, ist viel geringer.
Die Gerichte in der einfachen Diät sind möglichst leicht und flüssig. In in einer entlastenden Frühlingskur folgende Nahrungsmittel empfohlen: Gerste, Buchweizen und Hirse sowie Zuccini, Spinat, grüner Spargel, Mangold, Pak Choi, Zuckererbsen, Bohnen, Koriandergrün, Bärlauch und Petersilie. Am besten in Form von Suppen oder als leichte Gemüsegerichte.
Die Ayurveda-Kur
Hitze, Leichtigkeit und Schmiere, das ist die Ayurveda-Kur auf den Punkt gebracht. In der Ayurveda-Kur kombinieren wir diese drei Punkte und erreichen damit eine ausgezeichnete Wirkkraft in der Ausleitung. Oft wird in den herkömmlichen Kuren das Verdauungsfeuer geschwächt, weil wir mit herben, kühlenden Kräutern arbeiten. Die Kombination oben verhindert dies.
In der Ayurveda-Kur bedienen wir uns an saisonalen Nahrungsmitteln, wie bei der einfachen Diät oben. Begleitend arbeiten wir mit herben und erhitzenden Gewürzen und Kräutern, die die Verdauungskraft so stark befeuern, dass sie bis in die letzten Zellen dringen kann. Die gezielte Hitze kann Ama, oder Giftsstoffe, Schlacken verbrennen.
Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel, schwarzer Pfeffer oder Pippali, der indische Langpfeffer, sind hervorragende Gewürze für diese Zeit. Honig und Sesam wirken erhitzend und regen das Verdauungsfeuer an. An frischem Grün eignen sich Bärlauch, Brennessel, Koriandergrün und Petersilie besonders, weil sie einen reinigenden Effekt auf die Leber haben.
Mit Schmiere sind keineswegs fritierte, gebratene Speisen gemeint, sondern vielmehr der Gebrauch von guten Fetten, wie Ghee und Sesamöl. Warum? In der Kur erzeugen wir durch die herben Kräuter Trockenheit im Körper. Die Hitze wirkt einerseits anregend, aber auch trocknend. Um unseren Darm in dieser Zeit schön geschmeidig zu halten und ihm bei der Ausleitung der losgelösten Giftstoffe behilflich zu sein, brauchen wir gutes Fett, damit die Verdauung nicht zum Erliegen kommt.
Klingt kompliziert? Wenn du dein Essen mit Ghee und Ingwer zubereitest und am Schluss die Kräuter oben darüber streust, stehst du schon mit mit einem Bein in deiner Ayurveda-Kur.
Ziel ist immer: Reinigung für eine gesteigerte Transformation und Assimilation. Damit die Kur in dir tief arbeiten und loslösen kann.
Damit du munter in deinen Frühjahrs-Detox starten kannst, hier eine starke Suppe mit den drei Basics für eine effektive Ausleitungskur: Ghee, Mungbohnen und Ingwer.
Rezept für eine Reinigungssuppe
Du brauchst für 2 Portionen:
- 1 gehäuften EL Ghee oder Sesamöl
- 1 Kreuzkümmel
- 1/3 TL Kurkuma gemahlen
- 1 Stück Ingwer
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Frühlingszwiebel
- etwas Chili
- 1 Zucchini oder Spinat oder Mangold
- 100 g gelbe Mungbohnen (geschält, halbiert) vom Asiaten
- etwas frischen Bärlauch oder Koriander
- Salz und Pfeffer
- Sesam
Und so geht’s:
Ingwer und Knoblauch schälen und hacken. Frühlingszwiebel in Ringe schneiden. Chili hacken. Zucchini würfeln. Fett in einem Topf schmelzen. Kreuzkümmel in dem heißen Fett bräunen. Ingwer und Knoblauch dazu geben und anschwitzen. Mungbohnen hineingeben und mit der dreifachen Menge Wasser ablöschen. Kurkuma und Chili in den Topf streuen, einmal rühren und fünf Minuten köcheln lassen. Dann die Frühlingszwiebel und die Zucchini (oder ein anderes grünes Gemüse) deiner Wahl hineingeben. Die Mung-Suppe so lange kochen, bis du die Linsen ganz einfach zwischen den Fingern zerdrücken kannst. Das dauert insgesamt ungefähr 15 Minuten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Bärlauch und Sesam darüber streuen. Fertig!
Bon appetit,
Deine Julia
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3 Kommentare / Schreibe einen Kommentar
Im Frühjahr und Herbst mache ich jeweils immer eine Detox-Kur und kann diese nur jedem weiterempfehlen. Sehr interessante Tipps zu dem Thema. Vielen Dank.
Hallo,
Super Artikel vor allem die Entgiftungssuppe gefällt mir, die Lebensmittel haben viele Mikronährstoffe sowie Calcium. Wodurch Giftstoffe aus dem Körper gespült werden können. Was halten sie von Sport während einer Detox Kur, habe oft gelesen das davon abgeraten wird?
Grüße Dieter
Lieber Dieter,
herzlichen Dank für deine Frage.
In einer Detox-Kur wird von körperlicher Belastung, Sport mit Schwitzen und auch Sex abgeraten.
Zum einen hat der Körper ja genug mit dem Verdauen und Ausschwemmen der losgelösten Giftstoffe zu tun. Ausserdem ist eine Kur auch immer eine Reinigung der Seele. Und die braucht zu der Zeit Sanftheit, Umhüllung und Innenkehr, weniger Verausgabung im Außen.
Liebe Grüße, Julia