Warum wir weniger Schubladen im Yoga brauchen
[Werbung] Normalerweise liest man nur die Geschichten der Koriphäen der Yoga-Szene. Doch die Lehrer*innen, die uns Tag für Tag auf dem eigenen Weg begleiten, sind meistens andere. Rosa Maria Montana zum Beispiel, die Geschäftsführerin des Dortmunder Studios Soulyoga. Sie unterrichtet mindestens sechs Klassen pro Woche, gibt Workshops, bildet aus und nimmt ihre Schüler*innen regelmäßig mit auf Retreats. Nebenbei kümmert sie sich darum, dass das Studio läuft und sich alle, so unterschiedlich sie auch sein mögen, richtig wohl fühlen können.

Das ist aber noch lange nicht alles. Die Vollblut Yogini mit einer Vorliebe für Hot Yoga ist nämlich außerdem in der Feierszene zuhause und ein ausgemachter Hardcore Punk. Auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so aussieht. Wir wollten mehr über Rosa und ihre spannende Geschichte erfahren und haben sie uns zum Interview geschnappt.

Bisher dachte ich Hot Yoga sei was für Tussis. Und dann kamst du. Wie passen Punk und Hot Yoga zusammen?

Das wichtigste ist: Hardcore und Hot Yoga gehören beide zu mir. Und naja, nach einer Hot Yoga Klasse ist man genauso verschwitzt wie nach dem Besuch eines Hardcore Konzertes. Das ist schon mal eine Gemeinsamkeit. Ich finde aber, dass nicht immer alles passen muss, um in einem Leben harmonisch nebeneinander existieren zu können. Ich räuchere regelmäßig meine Wohnung aus, besitze eine große Kollektion Heilsteine und singe total gerne Mantren. Trotzdem läuft oft richtig laut Hardcore Musik bei uns zuhause und ich liebe es, tanzen zu gehen oder mich auf Hardcore-Konzerten dem Vibe der Menge hinzugeben. Wichtig ist doch nur, dass es sich gut anfühlt, oder? Und genau diese Musik fühlt sich für mich eben fantastisch an.

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Klingt als gebe es doch mehr Gemeinsamkeiten…

Heute finde ich viele Aspekte im Yoga, die ich vor 20 Jahren zum ersten Mal in der Hardcore Szene kennengelernt habe. Auf den Konzerten ging es oft hart zu, blaue Flecken, zerbrochene Brillengläser und fehlende Stimme an nächsten Tag waren ganz normal. Aber das nach Außen hin schwer Akzeptierbare war für uns ein positives Lebensgefühl. Wir wollten Intensität, uns spüren. Pur und unverfälscht, real und ohne Kompromisse.

Und geht es darum nicht auch beim Yoga? Zu entdecken, was unter der Oberfläche liegt? Gerade bei der Hot Yoga Praxis sieht man ja meistens erstmal nicht so aus, wie die Models in den Yoga Magazinen. Klatschnass, purpurrotes Gesicht und dann oft noch so wacklig in den Asanas. Doch das Gefühl danach… So zufrieden mit sich, dem Körper und allem drumherum.

Soulyoga Dortmund_Studio

Ich habe lange in der Dortmunder Gastro- und Clubszene gearbeitet, war viel im Nachtleben unterwegs. Da wurde ich dann gefragt: „Was? Jetzt machste plötzlich auf Yogalehrerin?“ Die Feierleute sind erstaunt über meinen Yogaweg und die Yogaleute wundern sich über meine Feierlaune. Merkwürdig, oder? Wir Menschen brauchen anscheinend klare Rollenmuster.

Das kenne ich. Obwohl sich auch die Art zu feiern durch das Yoga verändert. Oder?

Ja, total! Durch das Yoga weiß und spüre ich heute besser, was ich mir nicht gut tut und wo meine Grenzen liegen. Ich brauche aber einfach zwischendurch diesen Ausbruch aus dem normalen Ablauf. Ob durch eine zu lange Tanz- und Feiernacht oder einem intensiven Yogaevent oder durch etwas, das ich noch nie gemacht habe. Vor drei Jahren habe ich angefangen mit surfen. Ich bin völlig untalentiert und unfähig. Es macht mir aber so unglaublich viel Spaß, dass ich nicht aufhöre und sogar Surf & Yoga Reisen veranstalte.

Soulyoga Dortmund_Strand

Man könnte sagen: Weniger Schubladen und mehr Verbindung. Sehr yogisch. Wie zeigt sich das in deinem Studio?

Viele sagen von mir, dass ich eine Querulantin und manchmal eine Nervensäge bin. Irgendwie muss ich immer alles hinterfragen oder möchte so gerne soviel Dinge auf einmal. Das sieht man auch an meinem Studio. Vieles passt oberflächlich betrachtet nicht zusammen.  Die Leute im Team, die Yogastile, alles ein Mix aus süß bekloppten Menschen, aber einer Gemeinsamkeit: sich und den Menschen um sich herum etwas Gutes tun zu wollen.

Wir alle lieben Leute, die kein Dogma im Kopf haben. Bei uns gibt es keine Ego Teacher, die ihre Yogaform als die einzig wahre betrachten. Wir sind eher wie eine bunt zusammen gewürfelte Patchwork Family: von überall kommen Impulse, Eigenschaften, Werte und Ideen. Wieso sollten wir uns davon was entgehen lassen, weil wir etwas ausschließen oder nur eins auswählen dürfen? Das mögen zum Glück auch die Schüler*innen.

Was bedeutet Yoga für dich?

Als ich 16 war, haben mir Ärzte gesagt, dass ich mit 30 nicht mehr ohne Gehhilfe laufen kann. Ich habe eine starke Skoliose, mein Rücken und meine Beine schmerzten immer, aber das wollte ich nicht akzeptieren. Heute bin ich 40 und kann zwar nicht stundenlang durch den Wald rennen (obwohl mir es unheimlich Freude bereitet), auf die Matte schwinge ich mich aber täglich. Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal beim Iyengar Yoga war, habe ich sofort gemerkt wow, das hilft mir und meinem Körper gesund zu werden. Als ich ein paar Jahre später Hot Yoga entdeckte, war es wir eine Offenbarung. Die Hitze tat so gut. Doch es war nicht nur das Körperliche. Durch Yoga habe ich mich verliebt: in mich selbst und in all diese wunderschönen, unperfekten Körper und Asanas, die mir Tag für Tag auf den Matten begegnen.

Was ist das Wichtigste, dass du den Schülern und Schülerinnen als Yogalehrerin und Ausbilderin vermitteln möchtest?

Ganz da zu sein. Ohne A und B Note der Gesellschaft im Kopf. Du möchtest etwas gerne machen? Mach es einfach! Wenn du es noch nicht gut kannst, übe es. Nur so kannst du es lernen oder auch merken, ob es überhaupt was für dich ist.

Soulyoga Dortmund Rosa

Last but not least: Dein wichtigster Rat für unsere Leser und Leserinnen?

Seid lieb und wild, süße Yogis! (Dafür braucht es jetzt nicht direkt einen Nietengürtel.)

Vielen Dank, Rosa und bis bald auf der Matte!

Wenn du neugierig auf Rosa, ihr Studio und den bunten Haufen drumherum geworden bist, dann schau am besten mal bei Soulyoga vorbei. Neben Hot Yoga gibt es Vinyasa Yoga, Präventionskurse, Forrest Yoga, Yin Yoga, Aerial Yoga und vieles mehr. Demnächst sogar einen Workshop mit John Porcelly, dem Ex-Gitarristen der Hare Krishna Hardcore Band Shelter aus New York.

Rosa bildet auch aus. Alle Infos dazu findest du hier.

Zum Abschluss geben wir dir noch unseren Lieblingssatz aus dem Interview mit auf den Weg:

Es muss nicht alles zusammenpassen, um harmonisch nebeneinander zu existieren. – Rosa Maria Montana

Yoga hin oder her, aber das können wir uns alle zu Herzen nehmen, oder?

Titebild © Amke Kramer

(Titel & Portrait), Chris Drüke (Studio), Silvia Arnold (Strand)

Dieser Beitrag ist eine bezahlte Kooperation mit Soulyoga Dortmund. Wir sind sehr dankbar, so großartige Partner*innen im Boot zu haben und FLGH auf diese Weise für dich kostenlos halten zu können

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Ein Kommentar / Schreibe einen Kommentar

  1. Welch‘ herrlich erfrischender Beitrag, und wie wahr, dass wir auch für verschiedene augenscheinlich nicht zusammenpassende Dinge brennen können!
    Schön auch die Erwähnung der Gemeinsamkeit, sich & den Menschen um sich herum etwas Gutes tun zu wollen.
    Dank an Rebecca, dank an Rosa!
    Macht Lust auf mehr, und jetzt schau ich mal auf def „Soulyoga-Seite“ vorbei.

    Herzlichst, Carolin

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