Über die Kunst des Alleinseins

Sehnst du dich nach etwas Zeit nur für dich? Würdest du gerne deinem Alltag für ein paar Tage den Rücken kehren und dich verkriechen? Schwirrt dir schon der Kopf, weil ständig irgendjemand etwas von dir will? Verlegst du ständig deine Schlüssel/dein Handy/dein Portemonnaie?

Sieht aus, als bräuchtest du dringend eine Pause. Ein paar Tage, in denen du wieder ausloten kannst, was eigentlich wichtig für dich ist.

Alleine sein. Tendenziell bin ich eher der Typ „Herdentier“ als „einsame Wölfin“. Ich habe viele Freunde, bin seit zehn Jahren in einer festen Beziehung, arbeite mit und bin überhaupt gerne unter Menschen. Trotzdem – oder gerade deshalb – überkommt mich zwischendurch das dringende Bedürfnis, Zeit alleine zu verbringen.

Schon während meines Studiums in München war ich stark darauf bedacht, Mitbewohner mit Full-Time-Jobs zu haben, so dass ich tagsüber meine Ruhe hatte. Wenn mein Freund ohne mich in den Urlaub fährt, zelebriere ich es regelrecht, die ganze Wohnung für mich zu haben. Und während ich diese Zeilen tippe, sitze ich im Haus meiner Mutter ziemlich ab vom Schuss in Süditalien, wo ich seit Tagen alleine rumsitze, lese und aufs Meer kucke.

Alleinsein ist für mich ein Lebenselixier. Gleichzeitig ist es der Schlüssel zu meinem Wohlbefinden.

Seit ich das weiß, räume ich mir regelmäßige Auszeiten von meinem Umfeld ein. Das heißt nicht, dass ich ständig Urlaub mache. Da ich zumindest einen Teil meines Jobs überall machen kann, düse ich regelmäßig nach Süditalien oder München und kehre dem Alltag den Rücken. Kleine Retreats im wahrsten Sinne des Wortes. So finde ich wieder meinen ganz persönlichen Rhythmus, den ich im Trubel des Daily Business immer wieder verliere.

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Vielleicht sagst du jetzt: „Ja, das geht aber nicht. Meine Familie braucht mich!“ Oder: „Mein Job lässt das aber nicht zu!“ Oder: „Ich habe aber kein Geld wegzufahren.“ Mag alles sein. Dein Einwand hat sicher seine Berechtigung. Doch überleg mal, ob nicht vielleicht etwas anderes dahinter steckt. Stellst du deine Bedürfnisse immer zurück? Hast du Angst, dass dir langweilig wird? Vermeidest du es unbewusst, zur Ruhe zu kommen, um dich nicht mit bestimmten Themen auseinandersetzen zu müssen?

Alleinsein ist nicht immer einfach, aber Gold wert.

Ja, Langeweile taucht möglicherweise auf. Großartig! Forscher haben herausgefunden, dass sich das Gehirn automatisch in einen optimalen Zustand fährt, wenn es nichts anderes zu tun hat. Dieser Zustand gleicht dem Zustand des Gehirns in der Meditation. Dort ist es dem Gehirn möglich sinnvolle, kreative Verknüpfungen herzustellen, in anderen Worten „quer zu denken“.

Wenn das Gehirn nicht ständig beschäftigt ist, hat es auch das Unbewusste leichter, an die Oberfläche zu dringen.

Und dass ist es, wovor die meisten von uns Angst haben. Dass Angst, Schmerz und Trauer aufpoppen könnte. Vielleicht zu merken, dass der vermeintlich tolle Job unglücklich macht. Die Beziehung schon lange nicht mehr läuft. Oder eine alte Wunde noch lange nicht verheilt ist. Diese Gefühle unterdrücken wir gerne. Mit allerhand Suchtmitteln, Essen, übertriebenem Arbeiten oder eben ständiger Gesellschaft.

Vor dem eigenen Gefühlen wegzulaufen, ist auf Dauer wenig sinnvoll.

Aus zwei einfachen Gründen:

1. Vor sich selbst kann man nicht weglaufen
2. Meistens ist es gar nicht so schlimm, wie man denkt

Im Gegenteil: Sich diesem Prozess zu öffnen, bringt die Möglichkeit mit sich, die eigenen Gefühle zu spüren, anzunehmen, eine Weile im Herzen zu tragen und dann den nächsten Schritt zu machen.

Auch in spiritueller Hinsicht ist dieser Rückzug aus dem Alltag wichtig. Nicht umsonst ziehen sich Yogis, Mönche und andere spirituelle Menschen regelmäßig zurück. In der Stille gelingt der Kontakt zum Wesentlichen, zum Göttlichen viel besser. Und ist es nicht das, was wir uns alle von Herzen wünschen? Das Gefühl, verbunden zu sein? Das große Ganze zu fühlen?

Ich bin in den Tagen hier total zur Ruhe gekommen. Mein Kopf fühlt sich klar an und mein Körper gesund. Ein Gefühl, dass ich seit einiger Zeit vermisst habe. Ich genieße, dass ich Zeit für meine Yogapraxis habe und das Meditieren fällt mir viel leichter als zuhause. Ein wenig über mich und das Leben habe ich natürlich auch gelernt. Zum Beispiel, dass ich super Holz hacken und Feuer machen kann. Dass ich gar keine Angst habe, nachts alleine in einem Haus ab vom Schuss zu sein.

Dein Montagsmantra Woche ist also eine Aufgabe. Check mal, wie es dir gerade wirklich geht? Alles im Fluss? Oder eher Abstand gefällig? Wenn du merkst, dass du die Pause gerade brauchen kannst, empfehle ich dir folgendes:

Variante 1: Raus aus dem Alltag 

Ich weiß, geht nicht immer. Wenn es aber irgendwie möglich ist: Fahr weg. Ein Wochenende aufs Land, ein Kurzurlaub in die Sonne, ein Yoga-Retreat, was auch immer dir in den Sinn kommt. Ich finde, richtig Abstand zu gewinnen, ist perfekt, wenn man aus dem eigenen Hamsterrad nicht so leicht rauskommt. In meinem Fall ist Natur ein wichtiger Faktor, um mich zu erden.

Variante 2: Mini-Auszeiten zwischendurch

Ein Tag/Abend in der Sauna während der Babysitter oder der Göttergatte, sich um die Kinder kümmert? Oder ein Wochenende ganz offline? Wenn gar nichts anderes geht, klappt vielleicht eine Stunde im Café mit einem schönen Tee und der Tageszeitung. Ein Spaziergang im Wald wirkt bei mir bisweilen auch Wunder. Was auch immer dir das Gefühl von „Zeit für mich“ verschafft, mache es.

Dein Montagsmantra: Ich nehme mir Zeit für mich.

Ich bin dann mal wieder weg. Teile deine Entspannungs-Tipps in den Kommentaren. Wenn du möchtest, hast du im November die Möglichkeit, deine Akkus bei Christine und meinem Yoga & Transformational Breath Retreat in der Breitenteicher Mühle aufzuladen. Alle Infos findest du hier.

Unterschrift XOXO Rebecca_pink

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15 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Das ist wieder mal wie für mich geschrieben. Ich bin gerne alleine und konnte das schon als Kind gut aushalten. Einfach da sitzen, lesen, gammeln, träumen. Im Alltag fehlt das doch oft und ich würde gerne mal alleine wohin fahren, traue mich dann aber doch nicht. Dieses Jahr will ich auf jeden Fall zu einem Yoga Retreat und mir damit Gutes tun. Vielen Dank für die Inspiration immer wieder!

  2. Liebe Rebecca,

    ohhh jaaa nach so einer Auszeit sehne ich mich auch. Gerade alles ganz schön viel hier puuuuh. Auf das Osterretreat mit dir freue ich mich ganz besonders :-) ist ja nicht mehr lange bis dahin …

  3. Danke für dieses wundervolle Montagsmantra. Ich bin eine begeisterte Anhängerin eurer Seite und habe schon häufiger das Montagsmantra genutzt um mich anders auf die bevorstehende Woche und die Herausforderungen des Alltags einzustimmen. Dieses Montagsmantra veranlasst mich zum ersten Mal dazu, etwas zu schreiben,…zu „antworten“….zu danken!! Ich bin sehr , sehr gerne allein. Ich liebe Stille! Als Managerin eines kleinen, gutgehenden Familienunternehmen ? und Zeitaufwändigem Job, sind die Zeiten der Stille rar und deshalb umso kostbarer. Bis heute hatte ich mit dem Alleinsein Wunsch immer ein anhaftendes schlechtes Gewissen! Ich fühle mich nach dem Lesen befreit ! Danke

  4. Hallo Rebecca,

    ich kann mich dir da nur absolut anschließen! Allein zu sein ist ein wahnsinniger Bestandteil eines gesunden Lebens, der heutzutage jedoch all zu häufig vernachlässigt wird oder schlicht verlernt wurde.

    Vor einigen Wochen hatte ich mir zu dem Thema auch schon meine Gedanken gemacht und mir „Die Kunst des Alleinseins“ mal ganz genau angesehen: http://www.journeytoadventure.de/die-kunst-des-alleinseins/

    Liebe Grüße
    Sandra

  5. Liebe Rebecca,
    hab herzlichen Dank für dieses schöne, wertvolle Montagmantra! Das resoniert voll bei mir! Ich habe auch oft noch schlechtes Gewissen, wenn ich mich zurückziehe und bin dabei zu lernen, dass es letztendlich allen dient, wenn ich mal für mich bin.
    Am Samstag fahre ich ein paar Tage allein nach Sylt & freu mich riesig drauf!
    Hab’s gut, du!
    Herzlich aus Hannover, Carolin

  6. Hey
    Jetzt muss ich erst mal ein großes Lob aussprechen, ich find eure Seite super!
    Auf das montagsmantra freu ich mich immer voll…
    Das Thema allein sein beschäftigt mich im Moment auch sehr stark. Ich hab lange zeit gebraucht, um zu verstehen, wie wichtig es ist, mit sich alleine sein zu können,auch wenns manchmal weh tut.
    Vielen Dank für diesen Beitrag, für eure seite und vielen Dank, dass es so Menschen wie euch gibt.
    Fühlt euch gedrückt :)

  7. Toller Beitrag, vielen lieben Dank. Mein Herzensziel für dieses Jahr: Ab September 2016 mit meinem Hund und einem Wohnmobil für 6 Monate in die Sonne.
    Ich freue mich jetzt schon so sehr, als ob es morgen schon los geht :-D

    Danke :-D

  8. Na wenn dieser Text nicht wie die FAust aufs Auge passt! ? Ich reise gerade für drei Wochen alleine durch Südindien – und auch wenn ich mir bewusst diese Auszeit von Allem gönnen wollte, kämpfe ich mitunter mit dem Alleinsein . Denn ja: man kann sich einfach nicht entgehen und gelegentlich nerve ich mich selbst mit all den Gedanken und Gefühlen, die da hoch kommen. Aber das ist alles richtig und wichtig, da bin ich mir jetzt wieder sicher!

  9. ich finde z.b. auch das ein detox-wellness-day nur mich gaaaaanz allein wunder wirkt. einfach mal aus der alltags routine ausbrechen, alles anders machen als sonst. statt direkt die kaffeemaschine zu starten, eine tee zeremonie mit grünen matcha zelebrieren. zum yoga gehen. oder vielleicht auch ins hamam. sich durch den tag verwöhnen mit bürstenmassagen, peelings, masken, basenbad, detoxtee & gemüsesäften. sich leicht fühlen & leicht denken. die natur ist für mich ganz klar auch balsam für die seele <3

    happy for-you :)

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