So findest du deine perfekte Meditationshaltung

Ich behaupte gerne, mir fällt langes Meditieren nicht so schwer, weil ich als Kind von meinem religionspädagogisch bewegten Umfeld sehr oft auf Traumreisen geschickt wurde und lange in der Kirche stillgesessen habe. Was aber tatsächlich nicht so einfach ist:

Einen Meditationssitz finden, in dem man wirklich entspannen kann, ohne sich ständig zu bewegen.

Denn niemand kann dir sicher sagen, welcher für dich im Speziellen am besten geeignet ist – du musst einfach ausprobieren und deinen Sitz selbst wählen und finden! Aber hier sind ein paar praktische Tipps, die dir hoffentlich helfen werden.

Kreuzen oder knien

Meistens sitzt man in der Meditation auf dem Boden, auf einem Block oder einem Kissen mit gekreuzten Beinen oder kniend. Schneidersitz, Siddhasana („die vollkommene Haltung“) oder eine Variante des Lotus sind die gängigsten gekreuzten Haltungen. Kniende Sitze wie Virasana (der Heldensitz) oder Vajrasana (Fersensitz) haben sich für mich vor allem für lange Meditationen als sehr praktikabel erwiesen.  Bitte deine*n Lehrer*in, dir verschiedene Varianten zu erklären.

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Siddhasana, Fersensitz, Schneidersitz v.l.n.r.

Die wichtigsten Merkmale des Meditationssitzes

Egal welche Beinhaltung du wählst und worauf dein Po ruht, folgende Kriterien sollten in jedem Meditationssitz erfüllt sein:

  1. Eine aufgerichtete Wirbelsäule – nicht schnurgerade, sondern in ihrer natürlichen Krümmung. Die erreichst du besonders einfach, indem du deine Sitzknochen leicht erhöhst, also dich auf eine Decke, Blöcke oder ein Kissen setzt. So kann dein Becken leicht nach vorne kippen und der untere Rücken hat mehr Platz, sich aufzurichten.
  2. Die Schultern sind entspannt, dein Kinn ist parallel zum Boden.
  3. Knie sind in der Regel tiefer als Hüftgelenke, um die Leisten entspannen zu können. Auch hier hilft ein erhöhter Sitz.
  4. Deine Hände liegen entspannt auf den Knien oder Oberschenkeln, entweder mit Handflächen nach oben, nach unten oder die aktive (deine Schreibhand) in der passiven Hand ruhend. Oder in irgendeinem anderen Mudra, wenn du magst.

So findest du deinen Sitz

  1. Ausprobieren
    Probiere wirklich verschiedene Möglichkeiten aus und gib dich nicht mit der erstbesten, einigermaßen bequemen Art zufrieden. Schau in der Yogaklasse nicht, was alle anderen machen. Versuche vielleicht auch, nach einiger Zeit mal wieder abzuwechseln – manchmal sitzt man sich irgendwie fest, dann schadet eine Veränderung der Routine gar nicht.
  2.  Nutze Hilfsmittel
    Probiere dich durch verschiedene (Kombinationen von) Meditationskissen, Bolstern, Blöcken, Decken… Ich habe bei einem einwöchigen Yogaretreat meinen Lieblingssitz gefunden; aber nicht ohne jeden Tag 45 Minuten unbequem herum zu rutschen und Hilfsmittel hin- und her zu räumen. Geheimer Top-Tipp: Wenn es dir beim Sitzen an den Knien zu eng wird, dann lege dir ein Paar zusammengerollte Socken in deine Kniekehle, bevor du das Bein beugst. Die polstern das Knie von hinten zusätzlich aus.
  3. Vergiss das Ego
    Und wie immer gilt: Lass dein Ego nicht dazwischen kommen. Es ist wirklich völlig egal, ob du drei Stunden lang bewegungslos im Lotus auf dem Boden sitzen kannst oder ob du im einfachen Schneidersitz zwei Decken und zwei Blöcke dafür brauchst. Hauptsache du meditierst. Und das kannst du nicht, wenn du die ganze Zeit denken musst: “Mein Bein schläft ein!”
  4. Kurz ist nicht immer gleich lang
    Der Sitz, der für ein paar Minuten vielleicht der intuitivste ist, ist nicht unbedingt der richtige für lange Meditation. Ich sitze zum Beispiel eigentlich immer im Viertellotus oder im Schneidersitz. Wenn ich aber weiß, dass meine Meditation eher eine Stunde als 15 Minuten dauern wird, dann sitze ich am liebsten in Virasana mit zwei Blöcken unterm Po, da mir gekreuzte Beine nach 20 Minuten unbequem werden.
  5. Befrei dich aus misslichen Lagen
    Ja, eigentlich sollst du noch zehn Minuten länger stillsitzen und du willst auch die anderen wirklich nicht stören. Aber bevor du dir dein Knie überdehnst oder deinen Fuß überhaupt nicht mehr spürst – quäl dich nicht bis zum Abwinken und wechsle das Bein. Es hilft niemandem weiter, wenn du beim nächsten Mal überhaupt nicht mehr sitzen kannst. Und wie gesagt: Übung ist alles!

Ich hoffe, diese Notizen helfen dir dabei, einen angenehmen und entspannten Meditationssitz einzunehmen. Bitte auch gerne deine Lehrerin bzw. deinen Lehrer, dir mehr dazu zu erklären. Und wenn du selbst noch Erfahrungen und Tipps für mich hast, freue ich mich über Kommentare!

Fotos © Carsten Rasche

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8 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo zusammen,
    auf die Gefahr hin, dass es etwas uncool ist, weil es nicht aus der östlichen sondern aus der westlichen Tradition kommt:
    Seit ich die 40 überschritten habe und meine Knie nicht mehr so wollen wie ich, bin ich total begeistert von meinem Meditationsschemel, Hocker, wie auch immer man sagen möchte.
    So liegt das Körpergewicht auf der Sitzfläche und nicht auf den Knien. Die Wirbelsäule ist dabei natürlich aufgerichtet.
    Viele Grüsse
    Christina

  2. Hi Sabine,
    ich hab selber ein Meditationskissen, das hilft mir sehr und kann ich nur empfehlen! Mein Yogalehrer hat selbst ein I-OM, das ist so ein kleines gepolstertes Höckerchen. Super gemütlich, aber leider recht teuer glaube ich.

    Tschuuu

  3. Liebes team, danke für diesen Artikel. Habt Ihr Vorschläge für Hilfsmittel für die Meditation, wie Kissen o.ä.?
    Alles liebe
    Sabine

    1. Hi Sabine,

      Ich nutze tatsächlich zuhause am liebsten meine Wolldecke zum drauf sitzen, aber in verschiedenen Yogastudios oder online kannst du auch zylinderförmige Meditationskissen kaufen. Die sind meistens mit Dinkelspelzen gefüllt, das ist ein ganz angenehmes Sitzgefühl, passen sich gut an :) Ich hab sowas auch schon mal selber genäht und habe den festen Plan, bald dafür eine Anleitung zu veröffentlichen!

      Liebe Grüße! Ulrike

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