Hypnose per App: Geht das?

Abnehmen, selbstbewusster werden, mit dem Rauchen aufhören und sogar schwanger werden – all diese Dinge sollen mit den Hypnoseprogrammen von „Get on Apps“ ganz von alleine geschehen. Probleme quasi im Schlaf zu lösen ist durchaus eine interessante Angelegenheit. Aber sich von einer App hypnotisieren lassen? Irgendwie spooky.

Wir wollten es genauer wissen und haben bei Kim Fleckenstein, der Hypnosetherapeutin hinter den Apps nachgefragt, wie das alles funktioniert.

Hallo Kim, wie wird man Hypnosetherapeutin? Erzähl uns von deinem Weg!

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Kim Fleckenstein

 

Ich war 20 Jahre lang erfolgreich im Einzelhandel tätig. Aber irgendwann genügte es mir nicht mehr, mich mit Mode, Trends und Marken zu beschäftigen. Ich wollte einen Job, der mich wirklich erfüllt. Es war immer schon so, dass Freunde gerne mit ihren Problem zu mir kamen und mein Einfühlungsvermögen schätzten. Und mir machte es Spaß, zu helfen. Dadurch fasste ich den Entschluss, das zu meinem Beruf zu machen: Parallel zu meinem Job begann ich eine Ausbildung im Bereich NLP (Neurolinguistisches Programmieren). Dabei kam ich das erste Mal bewusst mit Hypnose in Berührung. Ich ließ mich zusätzlich zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden und kündigte schließlich meinen Job. Heute habe ich eine Praxis in München und – auch, wenn’s abgedroschen klingt: Mein Beruf ist jetzt wirklich Berufung, ich mache ihn nicht nur mit Power, sondern auch mit Herz.

Was ist Hypnose eigentlich genau?

Gut, dass ihr fragt, denn viele Menschen fürchten sich vor diesem Begriff. Sie denken dabei meist an die Showhypnose aus dem Fernsehen. Damit hat meine Art der Hypnose aber nichts zu tun: Niemand wird dazu gezwungen, etwas zu tun, was er nicht will. Es handelt sich vielmehr um einen Zustand der Tiefenentspannung, in dem man noch alles um sich herum mit bekommen kann und trotzdem das Gefühl hat, zur Ruhe zu kommen und loslassen zu können. Einigen Menschen fällt genau das ja in der heutigen, sehr stressigen Zeit schwer.

Verhaltensmuster, die sich über Jahre eingeprägt durch Hypnose lösen, wie soll das gehen?

Wir Menschen haben alle einen bewussten Bereich: Das ist der, mit dem ich gerade auf eure Fragen antworte. Dann gibt es noch den unbewussten Bereich: Den nutzen wird zum Beispiel, wenn wir beim Autofahren Nachrichten hören und dabei auch noch am Kaffeebecher nippen. Das Autofahren an sich ist ein Verhalten, das sich im Unterbewusstsein festsetzt, so dass wir, sofern nichts alarmierendes passiert, quasi automatisch den Wagen steuern. Mit Hypnose kommt man ans Unterbewusstsein heran und kann dort gespeicherte Verhaltensmuster auflösen, die die Lebensqualität mindern – zum Beispiel Rauchen, übermäßiges Essen, aber auch Ängste, Phobien, und so weiter.

Und wie funktioniert das mit einer App?

Wer meine Apps nutzt, sollte sich Kopfhörer aufsetzen und es sich bequem machen. Das Hörprogramm beginnt mit einer Entspannungsphase. Im Hauptteil biete ich dem Unterbewusstsein an, ein negatives Verhalten gegen ein positives einzutauschen. Das Unterbewusstsein braucht eine Richtung, in die es zukünftig fühlen und sich verhalten soll, da es nicht darüber urteilt, ob jemanden etwas gut tut oder nicht. Das beste Beispiel ist das Rauchen: Ich suggeriere dem Unterbewusstsein mittels meiner App „Get Smoke-Free!“, dass es Stresssituationen auch ohne Zigaretten meistern kann. Bei „Get Slim!“ sage ich meinem Zuhörer, dass er Stopp sagen soll zu fettigem Essen, stattdessen lieber zu gesunden Lebensmitteln greifen und Sport treiben soll.

In Trance ohne einen Therapeuten, der überwacht, was mit mir passiert, macht mir ein wenig Angst. Was wenn ich Türen öffne, die vielleicht besser geschlossen bleiben?

Das Unterbewusstsein öffnet niemals Türen, die es nicht öffnen möchte. Außerdem gehen meine Apps nicht so in die Tiefe, dass sich dabei Traumata offenbaren. Verschlossene Türen lassen sich nur öffnen, wenn dem Unterbewusstsein dementsprechende Fragen gestellt werden und es dazu bereit ist. Das geschieht aber nur in einer persönlichen Sitzung. Meine Apps unterstützen Veränderungsprozesse, aber sie ersetzen keine eigentliche Therapie.

Für wen sind die Apps geeignet?

Meine Apps sind für alle Menschen geeignet, die sich mehr Entspannung und Gelassenheit wünschen und Verhaltensweisen an sich bemerken, die sie ändern wollen. Ich biete inzwischen über 50 Hörprogramme an, da ist für jeden etwas dabei: Meine Apps helfen dabei, selbstbewusster zu werden, negative Gedanken zu stoppen, Schmerzen zu lindern oder auch bei Flaute im Bett. Ganz wichtig: Bei Personen, die sich auf Grund psychischer Probleme in therapeutischer Behandlung befinden, ist eine vorherige Rücksprache mit der jeweiligen behandelnden Person empfehlenswert – um abzuklären, inwieweit welche App für den Therapieverlauf sinnvoll ist.

Fuck Lucky Go Happy will zu einem glücklichen und freien Leben inspirieren. Gibt es ein Programm, das du unseren Leserinnen ans Herz legen willst?

Get_Mindfulness!Viele eurer Leser sind ja Yoga-Fans. Ihnen empfehle ich mein Programm „Get Mindfulness!“ Darin geht es um das Thema Achtsamkeit und darum, den Moment bewusster zu erleben und zu genießen, sich im Alltag nicht immer so hetzen zu lassen. Das Feedback für dieses Programm seitens meiner Hörer ist sehr, sehr positiv. Für Yogis und Yoginis, denen Meditation schwer fällt, kann diese App auch eine gute Alternative sein.

 

Danke für das Gespräch, wir lassen uns dann demnächst mal von deiner App hypnotisieren.

Photo Credit Titelbild: hugo b♪rth♪→photostream via Compfight cc

Photo Credit Portrait: PR Get On Apps

3 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Kim Flechenstein begleitet mich seit einigen Jahren.
    Die Hypnosen haben wir Wege geöfffnet, die ich allein nicht gegangen wäre und vor denen ich auch Angst hatte.
    Leider muss ich einige Traumen -beginnend mit der Kindheit- bewältigen, da ich im Alltag merke, dass die tiefen Muster mich einschränken, behindern und anders reagieren lassen, als ich es will.
    Im Jahr 2012 bis 2019 setzte ich neben einer Psychotherapie, die Hypnosen ein. Mir wurden Bilder und Erinnerungen offenbart, die nicht mehr präsent waren.
    Mein versperrter Zugang zu meiner Kindheit öffnete sich langsam und es kamen Erinnerungen auf, die ich vermisst hatte.
    Seither fühle ich mich freuer und bin in Auseinandersetzungen objektiver und versöhnlicher.

    Meine Apps:
    – Stop Procrastination , gegen meine Tendenz doch lieber erst morgen anzufangen
    – Get Migraine-Free
    – Get the Cup , weil ich dazu neigte Nachsicht mit meinen Wettkampfgegner zu haben

  2. Ich liebe diese Apps! Jeder sollte mindestens eine haben. Zum einschlafen, zum Mut machen, zum loslassen, zum anpacken…nicht ständig, aber immer mal wieder! Sehr schönes Interview!

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