Geht nicht gibt’s nicht: Typische Männer-Ausreden beim Yoga

Ich kann das nicht

So lautete vor einigen Monaten der Lieblingssatz meines zweijährigen Sohnes. An der Rutsche auf dem Spielplatz. Vor der Treppe zuhause. Er konnte es einfach nicht. Als Vater fand ich seinen Fatalismus schrecklich, wir wollen doch neugierige und selbstbewusste Menschen großziehen. Doch ich hatte einiges an Mühe ihn zu überzeugen, dass er schon kann (wenn er nur will).

Dabei fühlte ich mich an die Zeit erinnert, als ich anfing Yoga zu praktizieren.

Dieser Moment, wenn du bei deiner allerersten Vorwärtsbeuge denkst, dass du niemals deine Beine strecken und gleichzeitig den Boden mit den Händen berühren kannst. Oder wenn alle sich in den Kopfstand erheben und du nicht mal ansatzweise dran denkst, das überhaupt zu versuchen.

Natürlich ist Yoga kein Leistungssport, bei dem es darum geht, körperlich möglichst fordernde Asanas so perfekt wie möglich zu performen. Aber man will ja ungern in der Yogaklasse ständig aussetzen, weil man die Übungen nicht beherrscht, oder? Und natürlich will ich mich weiter entwickeln und neue Haltungen nicht nur ausprobieren, sondern auch können.

Aber woran hängt es speziell bei uns Männern eigentlich?

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Ausrede Nr. 1: Yoga ist ein Frauending

„Natürlich kann sie ihre Füße hinter den Kopf klemmen, sie ist ja eine Frau!“ Ääääh, nein. Sie hat das lange geübt. Wir Männer finden, dass Frauen sich leichter tun beim Yoga, aber ist das wirklich so? Denn eigentlich sollte das „starke“ Geschlecht doch genug Power für Yoga haben.

Allerdings: Seit ich Vater geworden bin, weiß ich auch, dass Frauen härter im Nehmen sind als Männer, Schwangerschaft und Geburt sind nichts für Weicheier. Ein Yogalehrer hat mir mal gesagt, dass wir Männer unsere Hüften nicht öffnen können, sei ein reines Kopfproblem. Das macht Sinn, nur wenn wir obenrum richtig loslassen, können wir unseren Körper öffnen. Und das ist ebenfalls nichts für Weicheier.

Ausrede Nr. 2: Ich bin nicht schlank genug

„Na klar kommt er so locker in den Handstand, er hat ja auch kein Körperfett!“ Falsch, damit hat es nichts zu tun. Er hat einfach genug Kraft, seinen Körper zu stemmen. Schon mal einen Gewichtheber angeguckt? Oder einen Buddha im Lotussitz? Genau. Yoga kann jeder, egal wie breit er ist. Rebecca hat vor kurzem auch einen tollen Artikel darüber geschrieben. Der körperliche Teil des Yogas kann fordernd sein, unabhängig von deinem Körpergewicht. Leb’ damit.

Ausrede Nr. 3: Ich schaff’s einfach nicht

„Das probiere ich schon gar nicht mehr, manche Haltungen werde ich einfach nie können.“ Fail! Jeder Yogi hat seine „Angst-Asana“ und meistert sie irgendwann doch. Bei mir war das übrigens ziemlich lange die Krähe.

Und, wie bereits erwähnt: Es geht nicht um Leistung. Du hast Angst vor dem Handstand? Übe ihn doch mal jeden Tag, ein ganzes Jahr lang. Wenn du eine bestimmte Haltung lernen willst, solltest du dran bleiben, denn Yoga kann man (wie die meisten anderen Dinge auch) lernen.

Das gilt übrigens nicht nur für die Asana-Praxis, sondern auch für alles andere. Wie lange habe ich gebraucht, bis ich halbwegs verstanden habe, worum es beim Meditieren geht…

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Yoga kann jeder

Oder besser: Du kannst das, wenn du nur willst. Und zwar von der ersten Yogaklasse an. Und du solltest dich gut dabei fühlen, auch wenn du noch viel zu lernen hast. Denn egal, wie „gut“ du bist, es ist sicherlich noch einer besser als du.

Es ist in Ordnung, wenn du Gründe suchst, warum du die eine oder andere Asana noch nicht beherrschst, aber höchstwahrscheinlich liegen die Gründe dafür in dir selbst. Denn in dem Moment, in dem du bereit bist, Yoga zum Teil deines Lebens zu machen, bist du schon so gut als Yogi wie jeder andere auch. Und egal, wie lange du schon übst, du wirst immer Schüler bleiben. Deshalb liebe ich Yoga, weil ich dabei noch ein ganzes Leben lang dazu lernen kann. Ich kann das. Ich weiß nur nicht genau, wann.

Namaste,

dein Thomas

PS: Mein Sohn sagt jetzt immer „Ich kann das“. Was genau ihn überzeugt hat weiß nur er, aber ich finde dass er ein guter Yogi ist.

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Ein Kommentar / Schreibe einen Kommentar

  1. Netter Artikel!
    Ich finde, das wir Männer sogar noch mehr von Yoga profitieren als Frauen. Wir sind unbeweglicher und auch stressanfälliger. Traditionell war Yoga früher sogar eine reine Männersache. Schon witzig aber ich glaube, das viele Männer sich sogar im Geheimen etwas für Yoga interessieren oder mindestens etwas neugierig sind aber schlicht Berührungsängste mit dem Thema haben :)

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