Ashtanga Yoga: Was dich bei diesem Yoga-Stil erwartet

Wer das erste Mal einen Raum betritt, in dem Ashtanga Yoga unterrichtet wird, merkt schnell: Hier ist etwas anders als bei anderen Yoga-Klassen. Denn Ashtanga wird traditionell im Mysore-Stil unterrichtet. Das bedeutet, dass jede*r Schüler*in für sich übt und der*die Lehrer*in da assistiert, wo gerade Unterstützung angebracht ist. 

Es gibt also niemanden, der Abfolgen und Haltungen ansagt. So können alle in ihrem eigenen Tempo üben – dem Tempo, das der Atem vorgibt. Was du über Ashtanga Yoga wissen solltest, welche Eigenarten diesen Yoga-Stil ausmachen und wie du den*die passende*n Lehrer*in findest, erfährst du hier. 

In diesem Artikel beantworte ich folgende Fragen: 

  • Was ist Ashtanga Yoga?
  • Wie funktioniert Ashtanga Yoga, wie läuft der Unterricht ab?
  • Gibt es auch angeleitete Ashtanga-Klassen?
  • Für wen ist Ashtanga Yoga geeignet? 
  • Ist Ashtanga inklusiv für alle Körperformen?
  • Was steckt hinter dem Ashtanga-System und woher kommt der Name?
  • Woher kommt Ashtanga Yoga? Wer ist Pattabhi Jois? 
  • Welche Kritik gibt es an Pattabhi Jois und wie wird heute damit umgegangen? 
  • Wie findest du eine*n gute*n Ashtanga-Lehrer*in?
  • Was solltest du zum Ashtanga-Unterricht mitbringen? 
  • Wo kannst du Ashtanga Yoga üben?
  • Wo kannst du über Ashtanga Yoga weiterlesen?

Was ist Ashtanga Yoga?

Ashtanga Yoga ist ein Yoga-Stil, bei dem eine festgelegte Abfolge an Asanas mit flüssigen Übergängen (Vinyasas) synchron mit dem Atem ausgeführt wird. In jeder Haltung gibt es einen festgelegten Fokuspunkt für die Augen (Drishti). Und durch die gesamte Praxis werden Bandhas aufrechterhalten – also Muskeln in Bauch und Beckenboden aktiviert.

Ein Merkmal, das Ashtanga Yoga direkt auf den ersten Blick von vielen anderen Yoga-Stilen unterscheidet, ist die festgelegte Abfolge, genannt Serie.

Anstatt in jeder Stunde andere Sequenzen zu üben, bleibt man beim Ashtanga immer beim selben Ablauf an Asanas. Es existieren theoretisch sechs unterschiedliche Serien mit einer bestimmten Anzahl an Asanas in einer festgelegten Reihenfolge. 

Erst wenn die erste Serie (primary series) erfolgreich gemeistert und über eine lange Zeit konstant geübt wurde, gehen Schüler*innen langsam zur nächsten (intermediate) über – immer unter Anleitung ihrer*s Lehrer*in. Bis das passiert, vergehen in der Regel viele Jahre. 

Den meisten Praktizierenden genügt aber ohnehin die erste Serie, die zu erlernen mindestens ein bis zwei Jahre dauert. Einige wenige Menschen lernen die zweite und dritte Serie. Darüber hinaus gehen weltweit nur sehr wenige Praktizierende. Generell geht es aber gar nicht darum, möglichst viele Asanas zu meistern, sondern um die Qualität der vorhandenen Praxis. Und diese misst sich weniger in körperlichen Verrenkungen als am Fokus der*des Praktizierenden, der Qualität des Atems und der Kontinuität der Praxis.

Wie funktioniert Ashtanga Yoga, wie läuft der Unterricht ab?

Die traditionelle und am weitesten verbreitete Lehrmethode ist der sogenannte Mysore-Stil, benannt nach dem Ursprungsort des Ashtanga Yoga. Dabei üben Schüler*innen in der Regel früh morgens in Anwesenheit einer lehrenden Person (manchmal unterrichten auch zwei Lehrer*innen zusammen), die oft durch eine oder mehrere Assistent*innen unterstützt wird. Die Aufgabe der Lehrerin oder des Lehrers besteht darin, den Raum zu halten, adjustments zu geben, neue Asanas zu erklären und Fragen zu beantworten.

Idealerweise übst du an sechs Tagen pro Woche, ausgenommen sind Mondtage (Voll- und Neumond) und die ersten Tage der Periode für menstruierende Menschen. Nicht, weil die Periode eklig ist, sondern weil die Bandhas, die für die Praxis so wichtig sind, dem Körper während dieser Zeit erfahrungsgemäß nicht so gut tun. Viele Schüler*innen kommen auch seltener. Die Empfehlung der meisten Lehrenden ist allerdings ein commitment von mindestens drei Tagen pro Woche. Wer seltener übt, macht sich die Praxis dadurch sehr schwer.

Während das Erlernen neuer Asanas am Anfang noch längeren Erklärungen bedarf, verläuft die Praxis für erfahrene Schüler*innen bestenfalls wortlos oder wenigstens wortkarg.

Der Grund: Beim Üben tauchen Praktizierende in eine bewegte Meditation ein, die durch Diskussionen oder lange Erklärungen gestört wird. 

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Die einzige Ausnahme ist das Eröffnungs-Mantra (opening mantra), das von allen gemeinsam gechantet wird. Weil beim Ashtanga Mysore jede*r zu unterschiedlichen Zeiten in den Raum kommt, chantest du das Mantra wahrscheinlich selten direkt am Anfang deiner Praxis. Das ist aber nicht schlimm, weil Zeit – so hat es mein Lehrer einmal gesagt – ohnehin nicht linear verläuft. Meist gibt es eine festgelegte Uhrzeit, zu der der*die Lehrer*in sich vor die Schüler*innen stellt und mit dem Wort samasthiti alle dazu auffordert, sich hinzustellen. Danach wird in Ruf und Antwort das folgende Mantra gechantet: 

om
vande gurūnām caranāravinde
sandarśita svātma sukhāva bodhe
nih śreyase jāngalikāyamāne
samsāra hālāhala mohasāntyai
ābāhu purushākāram
sānkhacakrāsi dhārinam
sahasra śirasam śvetam
pranamāmi patañjalim
Om

Was passiert, wenn du zum ersten Mal zum Ashtanga kommst?

Wenn du das erste Mal einen einen Mysore-Raum betrittst, wird der*die Lehrer*in dich begrüßen und dich bitten, auf deiner Matte Platz zu nehmen und zu warten. Es kann einen Moment dauern, bis er oder sie zu dir kommt, weil andere Schüler*innen vielleicht gerade Aufmerksamkeit benötigen. 

Dann lernst du zuerst das richtige Atmen und die Bandhas. Danach geht es zur ersten Asana-Abfolge über: dem Sonnengruß. Beim ersten Besuch wirst du nicht viel mehr als die Sonnengrüße und ein, zwei stehende Asanas lernen.

Wenn du am nächsten Tag wieder kommst, kannst du direkt auf deiner Matte mit der Praxis beginnen und das wiederholen, was du am Tag zuvor gelernt hast.

Der*die Lehrer*in bringt dir gegebenenfalls weitere Asanas bei oder hilft dir, deine bisher erlernten Asanas zu verfeinern. Mit der Zeit wird die von dir geübte Sequenz so immer länger und länger.

Ich konnte mir anfangs nicht alles merken und habe abends die Sequenz auf YouTube angeguckt und heimlich geübt. Ich mag zum Beispiel dieses Video: 

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Auch wenn im Mysore-Raum viele Schüler*innen gleichzeitig üben, wird jede*r von ihnen eins zu eins unterrichtet. Das hat den Vorteil, dass die einzelnen Asanas an die körperliche Verfassung der*des Übenden angepasst werden können. Mit der Zeit wird dein*e Lehrer*in dich immer besser kennenlernen und dir mit deinen individuellen Herausforderungen helfen.

Gibt es auch angeleitete Ashtanga-Klassen?

In einer Led Class, also geführten Stunde, sagt der*die Lehrer*in die Asanas in einer festgelegten Zählweise (dem count) an und alle Teilnehmenden üben im gleichen Tempo. Led Classes finden in Mysore-Programmen regelmäßig statt (jeden Freitag oder an ausgewählten Freitagen im Monat), damit Schüler*innen sich an die korrekte Zählweise gewöhnen.

Extra-Atemzüge sind nämlich in vielen Asanas üblich, weil die Übergänge doch eher eng getaktet sind. Und wer nicht aufpasst, vergisst die korrekte Zählweise und gewöhnt sich zu sehr an sein gemütliches Tempo.

Manche Yoga-Studios ohne Ashtanga-Fokus bieten in ihrem Programm geführte Ashtanga-Klassen mit an. In diesen wird normalerweise der erste Teil der ersten Serie unterrichtet. Hier mitzumachen kann interessant sein und einen kleinen Einblick geben, hat aber mit dem traditionellen Ashtanga-Gedanken weniger zu tun. 

Für wen ist Ashtanga Yoga geeignet? 

Leider hat Ashtanga den Ruf, besonders hart oder anstrengend zu sein. Wenn du auf andere Artikel im Netz stößt, ist dort oft von der Königsdisziplin des Yoga die Rede. Das ist Quatsch. Wenn man langjährigen Praktizierenden beim Üben zusieht, macht deren Praxis vielleicht den Anschein, besonders fordernd zu sein. Doch bis ein*e Schüler*in dorthin kommt, vergehen Jahre oder Jahrzehnte.

Klar, die Asanas sind schweißtreibend und fordern die Praktizierenden physisch.

Dabei geht es aber nicht um körperliche Grenzgänge, sondern darum, Bewegungen und Atem langsam besser zu koordinieren, Bewegungen sicher und korrekt auszuführen und mit der Zeit das Chaos im Kopf ein bisschen loslassen zu lernen. 

Vergiss nicht: Du übst mehrere Male die Woche, immer die gleichen Asanas – in einem Raum, der abgesehen vom Atem der anderen Praktizierenden sehr still ist. Das ist die eigentliche challenge. Ob du dabei die Beine hinter dem Kopf verschränkst oder es nur bis zur ersten sitzenden Vorbeuge schaffst, ist nebensächlich.

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Zumindest in der ersten Serie kann jede Asana angepasst werden. Selbst mit einem gebrochenen Arm oder einer Verletzung am Fuß kann weiter geübt werden – nur eben mit stark angepassten Haltungen.

Und das Beste: Du musst mit niemandem mithalten. Anfangs ist deine Praxis ggf. nur 20 bis 30 Minuten lang. Und wenn das anstrengend genug ist, musst du nicht mehr dazunehmen. Du bekommst erst dann neue Asanas beigebracht, wenn du genug Energie dafür hast und dein Körper bereit dazu ist.

Ist Ashtanga inklusiv für alle Körperformen?

Auch für mehrgewichtige Personen, Schwangere, hyperbewegliche Menschen oder Menschen mit Vorverletzungen ist Ashtanga eine gute Option – eben weil Lehrer*innen sich mit allen Schüler*innen individuell beschäftigen. Wichtig ist, dass du mit deiner Lehrperson darüber sprichst, welche Einschränkungen du hast. Dann kannst du dementsprechend unterrichtet werden. 

Den Inklusionsgedanken hat die bekannte Ashtanga-Lehrerin Kino MacGregor mit ihrem Buch Get Your Yoga On: 30 Days to Build a Practice That Fits Your Body and Your Life* vorangetrieben. Auch andere Lehrende in der Ashtanga-Welt machen sich zunehmend Gedanken, wie der Yoga-Stil sein Athleten-Image ablegen und Menschen mit allen möglichen Körpertypen ansprechen kann. Wenn du das Gefühl hast, zu alt, zu dick oder zu unbeweglich für Ashtanga zu sein, mach dir keine Sorgen! In einem gut geführten Mysore-Raum bist du willkommen und wichtig.

Was steckt hinter dem Ashtanga-System und woher kommt der Name?

Der Begriff Ashtanga meint neben dem populären Yoga-Stil in der Tat noch etwas anderes: das achtstufige System zur Erleuchtung aus dem Yogasutra des Patanjali.

Patanjali beschreibt dort, wie man mithilfe eines achtstufigen Systems Erleuchtung, samadhi, erfahren kann. Diese acht Stufen nennt er Ashtanga, die acht Glieder (ashtau = acht und anga = Glieder). Sie lauten:

  1. Yama = Verhaltensregeln anderen gegenüber
  2. Niyama = Verhaltensregeln sich selbst gegenüber
  3. Asana = Körperübungen
  4. Pranayama = Kontrolle des Atems bzw. der Lebensenergie
  5. Pratyahara = Zurückziehen der Sinne
  6. Dharana = Konzentration
  7. Dhyana = Meditation
  8. Samadhi = Erleuchtung

Es ist aber kein Zufall, dass das Ashtanga-Yoga den gleichen Namen trägt wie dieses achtgliedrige System. Die Ashtanga-Praxis ist keine rein physische Praxis. Ihr Ziel ist kein gestählter Körper, sondern ein ruhiger Geist.

  • In der Asana-Praxis wird ein besonderer Fokus auf den Atem gelegt. Für erfahrene Praktizierende wird die Asana-Praxis zudem durch Atemübungen ergänzt (Pranayama).
  • Die Praxis erfolgt konzentriert und ohne Ablenkung in einem stillen Raum (Pratyahara, Dharana).
  • Dabei entsteht, sobald man die Asana-Abfolge gut kennt, ein meditativer Zustand (Dhyana).
  • Und die Praxis in den Morgenstunden an sechs Tagen pro Woche erfordert indirekt die Einhaltung von Yamas und Niyamas – sonst ist das kaum zu schaffen.

Die Idee ist also, dass Ashtanga Yoga die acht Glieder aus dem Yogasutra vereint. Daher kommt der Name.

Woher kommt Ashtanga Yoga? Wer ist Pattabhi Jois? 

1948 eröffnete K. Pattabhi Jois das Ashtanga Yoga Research Institute in Mysore, Indien (seit 2014 heißt Mysore Mysuru). Sein Lehrer Krishnamacharya war ein indischer Yogalehrer und Heiler, der einige der weltweit bekanntesten Yogalehrenden des 20. Jahrhunderts seine Anhänger*innen nennen konnte. Die Yoga-Stile Iyengar und Vinyasa wurden ebenfalls von seinen Schüler*innen begründet.

K. Pattabhi Jois entwarf die Ashtanga-Methode auf Basis dessen, was er von Krishnamacharya gelernt hatte. Anfangs unterrichtete er die indische Bevölkerung in einer kleinen Shala (Yoga-Raum), in der kaum mehr als zehn Leute Platz fanden. In den 60er Jahren kamen zunehmend Westler*innen zu ihm. 

Seine strenge und disziplinierte Art räsonierte mit den Hippies aus Nordamerika und Europa.

Die praktikable Spiritualität war auch für Menschen greifbar, die ohne hinduistischen Religionshintergrund aufgewachsen waren. Anklang fand vor allem sein berühmter Ansatz: “Neunundneunzig Prozent Praxis, ein Prozent Theorie.“

Vor seinem Tod im Jahr 2009 im Alter von 94 Jahren machte Jois unzählige Westler*innen mit Yoga vertraut. Viele seiner Schüler*innen wurden selbst weltbekannte Lehrende und gaben ihr Wissen wiederum an ihre Anhänger*innen weiter. 

Welche Kritik gibt es an Pattabhi Jois und wie wird heute damit umgegangen? 

Leider war Pattabhi Jois für viele Schülerinnen kein guter Lehrer. Oder besser gesagt: Er war ein so geschätzter Guru, dass sein öffentliches Fehlverhalten und die von ihm ausgeübte sexualisierte Gewalt über Jahre von seinen Anhänger*innen geleugnet, entschuldigt und geduldet wurde. 

Im Ashtanga trägt die Verbindung von Lehrendem zu Schüler*in ein ganz besonderes Gewicht. In traditionellen Mysore-Programmen unterrichtet nur eine Lehrperson, unterstützt durch möglicherweise wechselnde Assistierende. Und zu dieser Lehrperson entwickelt sich über die Zeit Vertrauen. Ohne Vertrauen und ein gewisses Maß an Hingabe funktioniert der Unterricht nicht.  

Hier liegt aber auch die große Gefahr: Was, wenn eine Lehrperson das Vertrauen ausnutzt? Und was, wenn diese Lehrperson der Guru einer ganzen Yoga-Linie ist?

Spätestens seit #metoo ist klar: Jois hat viele seiner Schülerinnen sexuell belästigt . Nicht im Geheimen, sondern ganz öffentlich im Mysore-Raum, während andere Schüler*innen daneben übten. 

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Der Yogalehrer, -ausbilder und Journalist Matthew Remski veröffentlichte im Mai 2018 einen Artikel im Onlinemagazin The Walrus, in dem neun ehemalige Schülerinnen von Jois ihre Missbrauchserfahrungen schildern. 

Weitere Quellen findest du hier:

Seit dem Tod von Pattabhi Jois führt sein Enkelsohn Sharath Jois die Shala in Mysore weiter – die heute kein kleiner Raum mehr ist, sondern eine große Halle mit 80 Plätzen. Sharath Jois bekannte sich im Juli 2019 öffentlich über seinen Instagram-Account zu den Taten seines Großvaters und entschuldigte sich mit den Worten: 

„Als ich aufwuchs, stand ich meinen Großeltern sehr nahe. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich von meinem Großvater Asanas lernte, tut es mir unendlich weh, dass ich auch miterleben musste, wie er unangemessene Assists gab. Ich habe das nicht verstanden und fühlte mich hilflos. 

Es tut mir leid, dass seine Schüler*innen dadurch Leid erfahren haben. Nach all diesen Jahren fühle ich immer noch Schmerz über die Handlungen meines Großvaters. Wir müssen Missbrauch, falsche Behandlung oder unangemessenen Berührungen mit null Toleranz begegnen.” [Übersetzung durch die Redaktion]

Mit dem Bekanntwerden des Verhaltens ihres Gurus ging ein Schock durch die Ashtanga-Welt, der den Diskurs bis heute prägt.

Die Bilder von Pattabhi Jois, die viele Shalas und Altäre schmückten, verschwanden in Schubladen, Schüler*innen distanzierten sich öffentlich und manche Ashtangis kehrten dem Yoga-Stil für immer den Rücken zu. 

Ich persönlich bin beim Ashtanga geblieben, weil die Methode mir in meinem Leben bereits so sehr geholfen hat. Trotzdem denke ich viel darüber nach, wie der Begründer der Methode selbst zum Ende seines Lebens so große Fehler machen konnte. Ich frage mich, ob Ashtanga Yoga wirklich funktionieren kann.

Und ich frage mich, wie Schüler*innen sich schützen können. Ein Misstrauen gegenüber allen adjustments und Berührungen eines*r Lehrer*in halte ich auch für schwierig. Ich wünsche neuen und alten Schüler*innen das notwendige Urteilsvermögen darüber, wo eine übergriffige Berührung anfängt. Und ich hoffe, dass wir als Ashtangis kollektiv aus der Vergangenheit gelernt haben und sexuelle Gewalt im Unterricht erkennen statt sie zu leugnen – dagegen vorgehen statt zuzusehen.

Wie findest du eine*n gute*n Ashtanga-Lehrer*in?

Die große Mehrheit der Lehrenden nehmen ihre Verantwortung den Schüler*innen gegenüber glücklicherweise sehr ernst. Und die meisten Shalas bieten einen Probemonat an. Den kannst du in ein paar Shalas in deiner Stadt nutzen und gucken, wo du dich gut aufgehoben fühlst. 

Neben dem*der Lehrer*in sollte auch die Gemeinschaft zu dir passen. Die unterscheidet sich je nach Shala. Manchmal trinken Schüler*innen nach der Praxis gemeinsam Tee, manchmal gehen alle ihres Weges. Der Austausch ist mal offen, mal bilden sich Cliquen. 

Folgende Fragen können dir helfen, dich für eine Shala zu entscheiden: 

  • Übt der*die Lehrer*in selbst täglich Ashtanga? 
  • Ist er oder sie Schüler*in bei einem Lehrenden der Ashtanga-Linie? 
  • Ist die Shala an mindestens fünf Tagen die Woche morgens geöffnet?
  • Unterrichtet immer dieselbe Person bzw. dieselben Personen? 
  • Fühlst du dich wohl beim Üben und kannst du dem*der Lehrer*in vertrauen?
  • Fühlst du dich mit den anderen Schüler*innen wohl und freundlich aufgenommen? 

Der Weg, bis man selbst Ashtanga lehren darf, ist lang. Wenn Schüler*innen selbst eine stabile Praxis aufgebaut haben, können sie anfangen, ihrem*ihrer Lehrer*in zu assistieren. Nach mehreren Jahren als Assistent*in fangen sie dann unter Umständen an, eigene Schüler*innen anzunehmen. Wer will, kann sich in Mysuru von Sharath Jois akkreditieren lassen. Dafür sind monatelange Aufenthalte in Mysuru nötig – in der Regel drei bis fünf Jahre in Folge. 

Wenn dir eine Akkreditierung durch Jois wichtig ist, kannst du deine*n Lehrer*in gezielt danach aussuchen. Viele gute Lehrer*innen besitzen allerdings keine offizielle Akkreditierung aus Mysuru – entweder aus finanziellen Gründen oder weil sie keine Zugehörigkeit mit der Tradition in Indien wünschen. Sie haben dann stattdessen ein Teacher Training bei einem*einer anderen Ashtanga-Lehrer*in absolviert. 

Was solltest du zum Ashtanga-Unterricht mitbringen? 

Neben Offenheit und Motivation, dich auf eine neue Unterrichtsmethode einzulassen, braucht es nicht viel. Wenn du noch keine eigene Yogamatte hast, kannst du oft vor Ort eine ausleihen. Ansonsten brauchst du gemütliche, gut sitzende Yoga-Kleidung und ein kleines Handtuch für adjustments.

Für die Tiefenentspannung am Ende der Praxis packen einige Praktizierende warme Socken und einen Pullover ein. 

Yoga-Blöcke und -Gurte werden im Ashtanga eher spärlich eingesetzt, sind für Anfänger*innen aber oft hilfreich. Wenn du deine eigenen Hilfsmittel mitbringen möchtest, kannst du das natürlich tun. Normalerweise sind Studios hier aber auch gut ausgestattet. 

Wo kannst du Ashtanga Yoga üben?

Ashtanga Yoga in Berlin

Ashtanga Yoga in München

Ashtanga Yoga in Hamburg:

Ashtanga Yoga in Frankfurt:

Ashtanga Yoga in Köln:

Ashtanga Yoga in Düsseldorf:

Ashtanga Yoga in Dresden:

Ashtanga Yoga in Leipzig:

Ashtanga Yoga in Nürnberg:

Ashtanga Yoga online:

Du möchtest Ashtanga Yoga online üben? Dann schau bei YogaEasy* vorbei! Dort findest du Yoga-Videos mit tollen Ashtanga-Lehrer*innen mit verschiedenen Längen und Levels. Über www.yogaeasy.de/flgh erhältst du einen Gratis-Test-Monat ohne automatische Abo-Verlängerung.

Wo kannst du über Ashtanga Yoga weiterlesen?

Zu guter Letzt noch eine persönliche Anmerkung: Ich übe seit über vier Jahren Ashtanga und habe in dem Yoga-Stil meine Yoga-Heimat gefunden. Es war mir daher eine Herzensangelegenheit, in diesem Beitrag so gut es geht über Ashtanga zu informieren und mit gängigen Missverständnissen aufzuräumen. 

Ich hoffe, du gibst Ashtanga eine Chance und findest in der Praxis den gleichen Wert, den ich erfahren durfte.

Hast du Ashtanga schon ausprobiert? Dann freue ich mich über deine Erfahrung in den Kommentaren!

See you on the mat,

Helena

Titelbild © Vishal Bhutani via Unsplash

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13 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo und herzlichen Dank für die Nennung und Verlinkung von Tristhana in Hamburg (ich habe diese Yogaschule geführt). Inzwischen habe ich mein Ashtanga Programm umbenannt in „astau yoga“ und die Tristhana Seite wird demnächst eingestellt.
    Schau doch mal bei astau-yoga.de vorbei – vielleicht ist es ja möglich, die Info zu aktualisieren.
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Andreas

  2. You should actually only put Authorised schools or teachers that have studied through the KPJAYI and/or have been to the KPJAYI more than thrice on your list. Otherwise it is just way too far down the river. Yoga is Yoga sure! Water from the tap is also still water sure! But water from the source of the river is absolutely magnificent and alive. Only those who have tasted it know the difference.

    1. Well done for your peesistencr. I know exactly what you mean about some LEA officials – you wonder why they bother working with children at all. I hope you can try to have a bit of well earned rest over Christmas ready for your new start in January.

    2. Hi Michael,

      thank you for your comments.

      We had already put you (and Patrick’s Studio) on the list because I am convinced that you are a very good teacher even if I haven’t attended one of your classes yet. But some of my friends do and I know that I can trust their recommendations.

      When we write about teachers or studios we make suggestions to the students. We want to give our readers a starting point for their own personal yoga journey.

      I also think that Somuchmore is quite a good thing to let the students try different styles and methods. As a teacher it is always up to you if you cooperate with them or not. With or without Somuchmore: The students should find out by themselves if the want to have simple tap water or water from the source of the river.

      There is a reason why I put the studios/teachers on the list: I think it is very I water quality.

      All the best to you
      Rebecca

  3. Thank you for the encouraging article. Let me shed a little more light on it.
    Firstly we do not start with cheat sheets! Thats crazy! The teacher, if he or she know’s what they are doing will teach you properly with no cheat sheet. A cheat sheet just confuses students allowing them to move way ahead with out proper guidance. Generally Authorised teachers will know how to handle beginners guiding them slowly with out a sheet :) .

    Secondly: I feel this „so much more“ concept should not be supported by traditional schools. They are reducing this spiritual practice to the same level as any old gym class and it is far too cheap. One needs to see the value in what we are teaching and „so much more“ I feel devalues us and makes us look cheap. I don’t know any authorised teachers who support this but if there are any here please feel free to write me your opinion. I do believe if Sharath or Guruji had any say in this they would say the same (of course this has nothing to do with Guruji or Sharath but I just feel it’s something Sharath wouldn’t be crazy about).

    In general this is a great article so thank you and remember next time to add our web site. mysoremunich.com
    We do teach at the Patrick Broome yoga studio Amiraplatz 3
    and this is the only KPJAYI authorised school in Munich at the moment.

    Cheers,

    Michael

  4. Der Artikel macht Spaß zu lesen. Mir fehlt bei den Ashtanga Studios in Hamburg die Yogaschule von Inke Shenar (shenar.de), dort kann jeden Morgen von Mo – Fr ab 06.30 geübt werden.. Einstiegskurse finden auch immer statt.

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