10 Vorurteile über Yoga und was ich darauf antworte

Ich rede und schreibe gerne und viel über Yoga. Es freut mich total, wenn Leute aus meiner Vergangenheit sich nach Jahren plötzlich bei mir melden, um Yogaempfehlungen zu erfragen. Und immer wieder begegnen mir die gleichen Statements zum Thema Yoga. Hier kommt eine gesammelte Liste der häufigsten. Und die ehrlichsten Antworten darauf, die ich zu bieten habe (übrigens: Vegetarismus-Angelegenheiten sind hier ausgespart. Das ist ein eigenes Kapitel).

1. Du machst jeden Tag Yoga? Krass. Das könnte ich ja nicht.

Man sagt ja, das Gehirn braucht 21 Tage, um etwas zur Gewohnheit werden zu lassen – bei mir hat es länger gedauert und ich habe auch irgendwann mal gedacht: „Das könnte ich ja nicht.“ Also denk einfach nicht so viel, trau dir was zu, probiere es und finde deine eigene Praxis. Wenn auch nur 10 Minuten am Tag. Ich kann es nur empfehlen.

2. Ich komme bald mal mit dir in eine Stunde, aber sorry, ich habe leider gerade so viel zu tun! Nächste Woche ganz bestimmt! Wirklich!

Ich freue mich immer, wenn meine Freunde mit mir in eine Stunde gehen wollen. Wenn nicht, bin ich ihnen aber auch nicht böse. Rechtfertigen muss sich keiner dafür bei mir. Ich habe aber auch besseres zu tun, als Leute an ihre Yogastunden zu erinnern. Wenn sie irgendwann doch Lust haben, wissen sie ja, wo sie mich bzw. ein Studio finden.

3. Ich würde ja zum Yoga gehen, aber ich bin viel zu unflexibel / zu unruhig / zu hibbelig / zu gestresst dafür.

Genau. Und ich bin viel zu schmutzig, um zu duschen.

4. Ich bin viel schlechter im Yoga als du.

Nein, bist du nicht. Wenn überhaupt, dann bist du nicht so fortgeschritten oder routiniert wie ich oder hast einen Körper, der nicht auf die gleiche Art Asanas ausführt wie meiner. „Gut“ und „schlecht“ sollten auf der Matte keine Bewertungskategorien sein. Deshalb hier nochmal schriftlich für alle: Nein, bist du nicht.

5. Die kann sich ja mega verrenken. Krass.

Natürlich ist es schön anzuschauen, wenn jemand leicht wie eine Feder in den Unterarmstand hinauf schwebt. Aber in der Yogapraxis geht es um dich, um deinen Körper und nicht darum, die anderen zu beobachten und zu beurteilen (egal ob positiv oder negativ). Du willst nicht ausgelacht werden. Und die fortgeschrittene Yogini will nicht bestaunt werden wie ein Zirkusäffchen. Sie will einfach noch 10 Minuten länger entspannt im Kopfstand abhängen. Gönn es ihr. Und übrigens: Übung macht den*die Meister*in!

6. Yoga? Ist doch nur für Hippies / Mitläufer / Frauen / Faule / Latte-Macchiato-Muttis…

Die Fußball-Nationalmannschaft hat einen Yogalehrer. Und meine eigene bayrische Öko-Mutter hat nach Jahren der täglichen Yogapraxis damit aufgehört, weil sie jetzt lieber Taekwondo macht und inzwischen den ersten Meistergrad (genannt „Dan“), also quasi einen schwarzen Gürtel trägt. Manche Klischees sind vielleicht überholt, ganz ganz vielleicht?

7. Yoga ist überteuert.

Ja, Yoga muss man sich leisten können, keine Frage. Ich schlucke auch ab und zu, wenn ich mir die Preise für Workshops und Kurse ansehe. Aber die fallen nicht vom Himmel. Yogalehrer*innen verdienen sich im Normalfall mit ihrem Beruf keine goldene Nase. Raummieten müssen bezahlt, Matten erneuert und Heizkosten überwiesen werden. Das läppert sich. Aber nicht verzagen! Es gibt in jeder größeren Stadt auch kostenlose (Stichwort: „Community Class“) oder auf Spenden basierende Klassen oder Yogaschulen mit nach Einkommen gestaffelten Preisen, wie yellow yoga in Berlin. Auf Youtube gibt es außerdem einige gute kostenlose Yogavideos (beispielsweise von Esther Ekhart oder Mady Morrison) zum Zuhause üben. Du kannst außerdem in deinem Studio fragen, ob du vielleicht in Zeit bezahlen kannst. Arbeit gegen Yoga ist bei vielen Studios eine Option.

8. Du machst doch Yoga. Sag mir mal eine Übung, mit der ich jetzt sofort meine Rückenschmerzen wegkriege.

Yoga kann viel, aber leider nicht zaubern. Am besten machst du regelmäßig Krafttraining und Übungen, die den Rücken entlasten. Yoga kann deine Haltung verbessern, Rückenschmerzen verhindern und lindern – aber auch nicht innerhalb von zwei Minuten.

9. Du machst Yoga? Also ich habe ja gehört, Yoga ist gar nicht so gesund. Es ist schädlich für xyz.

Joggen ist auch schädlich für die Gelenke. Essen kann ziemlich ungesund sein. Radfahren und fliegen extrem tödlich. Vom über die Straße gehen mal ganz abgesehen. Was sie alle gemeinsam haben? Man muss aufpassen, wissen, was man tut und achtsam mit sich selbst umgehen. Dazu braucht man gute Lehrer und einen Sinn dafür, wo das Ego überhand nimmt.

10. Du machst Yoga? Oh, du solltest mal XY kennenlernen. Der macht auch Yoga. Ihr wärt das perfekte Paar!

Dann kenne ich ihn wahrscheinlich schon. Scherz. So einfach ist das leider nicht. Bist du in alle Leute verliebt, die auch Vegetarier*in, Mitglied einer bestimmten Partei oder im Wes-Anderson-Fanclub sind? Nein. Aber wer weiß! Die Wege des Universums sind unergründlich…

In diesem Sinne, liebe Yogis, nicht-Yogis und unbedingt-irgendwann-mal-ausprobieren-Yogis: Welche Fragen sind noch offen? Welche Klischees könnt ihr nicht mehr hören? Wobei müsst ihr euch ein Kichern verkneifen? Erzählt es mir im Kommentar!

Deine Uli

Titelbild © Rawan Yasser via Unsplash

Das könnte dich auch interessieren:

10 Kommentare / Schreibe einen Kommentar

  1. Ein toller Artikel! Vieles davon hab ich auch schon gehört und auch gern Sätze wie „Das ist doch auch so eine Scharlatanerie“ oder „Naja wenn man dran glaubt“. Klar glaub ich dran, ich glaube ja auch an atmen, essen und schlafen ;)

  2. Nr. 2, 3, und 8 höre ich am meisten. Deine Antwort auf “ ich bin zu unflexibel“, ist klasse. zu 8) sogar beim Einkaufen wurde ich schon mal gefragt “ sie sind doch Yogalehrerin, was kann ich denn gegen meine verkürzten Oberschenkel machen vom immer über die Theke langen …

    1. Hallo Silke,

      den Vergleich mit dem Duschen habe ich einmal woanders gelesen und bin seitdem ein Riesenfan. Bringt es einfach perfekt auf den Punkt :) Danke fürs lesen und liebe Grüße!

  3. Liebe Uli,
    den Beitrag hast du echt toll geschrieben. Diese Fragen kommen mir so bekannt vor :) Aber die, die ich mit Abstand am meisten höre: Ach Yoga, das muss ich unbedingt auch ausprobieren. Das ist total anstrengend oder? Hihi, Yoga ist so vielseitig und allumfassender als Asanas.

    Schöne Grüße
    Corinna

  4. Liebe Uli,
    Ich musste wirklich lachen über deinen Post! Nicht-Yoga-treibende Menschen scheinen da wirklich etwas verkürzt zu denken. Ich hatte bisher nur ein Gespräch in dem der Andere wirklich etwas wissen wollte-alle anderen schreckt das Modische und Esoterische ab. Einmal habe ich sogar gehört „Du machst Yoga? Das ist doch was für ältere Frauen!“ Was sagt man dazu?
    Grüße!

    1. Liebe Andrea,

      ja, ich hatte schon oft das Gefühl, immer mit den gleichen Sätzen gegen die Klischees anzureden. Deshalb wollte ich sie mal aufschreiben. Danke für dein Lob :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*